Tretroller
Trittbrett-Fahrer aus Liesing
Wien ist im E-Roller-Fieber. Ganz Wien? Nein. Die echten Profis treten ihre Roller per pedes.
LIESING. Der E-Roller-Boom überrollt Wien. Fast 6.500 Leihgeräte prägen das Stadtbild. Eine Entwicklung, die der Liesinger David Pasek, Präsident des österreichischen Tretrollerverbandes, mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachtet: "Der E-Roller-Boom ist eine Alternative zum motorisierten Individualverkehr. Wegen der kleinen Räder, der Geschwindigkeit und der fehlenden Helmpflicht halte ich die Geräte aber für etwas gefährlich."
Tritt gegen Trott
Keine Gänge, kein Sattel, keine Pedale. Nur Gehen sei als Fortbewegung ursprünglicher, so das Credo des Tretroller-Gurus. "Die Faszination liegt in der Dynamik der Bewegung, die mit klassischem Langlauf vergleichbar ist. Das Wichtigste ist, dass es Spaß macht." Und wirklich: Wer das Glück hat, einem Tretrollerista in freier Wildbahn zu begegnen, wird ihn vermutlich lächeln sehen. Etwas, das man bei Radfahrern und Läufern oft vermisst. Allein das macht diesen Sport schon interessant.
Abgesehen vom gesundheitlichen Aspekt, der vielleicht nicht wissenschaftlich, aber praxisbezogen belegt ist. "Trotz meines sitzenden Berufs habe ich, seit ich rollere, keine Probleme mit dem Rücken mehr und fühle mich auch sonst fit", schwört Pasek auf sein Sportgerät, mit dem er übrigens bereits Österreich an der breitesten Stelle von Süd nach Nord durchquert hat. In 24 Stunden absolvierte er eine Strecke von 407 Kilometern – vom Seebergsattel nach Grametten, mit allen Höhenmetern die dazwischenliegen.
Preislich interessant
Qualitativ hochwertige Tretroller gibt es schon ab 300 Euro – und das sind dann Sportgeräte, die allerdings universell, also auch im Alltag, einsetzbar sind. Ab etwa 600 Euro bekommt man ausgereifte Rennroller, die vor allem mit ihrem geringeren Gewicht punkten.
Noch ist die Gemeinschaft der Fuß-Antrieb-Freunde in Wien durchaus überschaubar, aber laut Aussage des Verbandes ist sie durchaus im Wachsen begriffen. Noch punktet die Szene aber gerade durch ihren familiären Charme. Jeder kennt jeden und man unternimmt viel gemeinsam. Aber das Schönste am Tretrollerfahren ist, dass man einerseits umweltfreundlich unterwegs ist und auch von seiner Umwelt freundlich betrachtet wird. "Dass ich gegenüber dem Fahrrad etwas langsamer bin, ist Passanten sympathisch", weiß Präsident Pasek. Wer jetzt Lust aufs Treten bekommen hat – auf www.tritt.at trifft sich die Roller-Gemeinschaft im Netz.
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