Leinölerdäpfel - Ein kulinarischer Klassiker des Mühlviertels

Seit Jahrhunderten haben sich Landschaft und Leute des Mühlviertels gegenseitig beeinflusst. Karger Boden und raues Klima fordern besonders die Landwirtschaft. Die Menschen, aber auch die Pflanzen, die diese Region ihre Heimat nennen, haben sich mit den landschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten bestens arrangiert.

Eine der ältesten Kulturpflanzen des Mühlviertels ist der gemeine Lein. Er ist sehr anpassungsfähig und dient zur Öl- und Fasergewinnung. Auf dem Mühlviertler Granitboden kann Lein hervorragend wachsen und gedeihen. Die Saat wird nach der Ernte zum einen direkt in Backwaren verarbeitet oder aber auch zur Ölgewinnung genutzt.

Erdäpfel sind ursprünglich Südamerikaner, gelangten aber über Spanien und Deutschland nach Österreich. Bei uns wurden sie im 18. Jahrhundert als gutes, sättigendes Lebensmittel so richtig beliebt und waren sogar das Objekt der Begierde.

Eine Anekdote erzählt davon, wie die Erdäpfel populär gemacht wurden und sich um ihre Verbreitung gekümmert wurde:
Ein Heeresapotheker soll seine Kartoffelfelder zum Schein von Soldaten bewachen haben lassen, aber nur tagsüber. In den Nächten stahlen die neugieren Bauern heimlich die Pflanzen, die sie aufgrund der militärischen Bewachung natürlich für besonders kostbar hielten und kultivieren sie dann auf ihren eigenen Äckern. Allerdings wurde die Erdäpfel ihr "Arme Leute Essen" - Image noch lange nicht los. Anders war es beim "Hamstern" während des ersten Weltkrieges - Hungersnot trieb die Menschen zum Stehlen der Erdäpfel vom Feld. Heute gibt es allein in Oberösterreich reichlich Erdäpfel aus dem Sauwald, dem Eferdinger Becken oder dem Mühlviertel. Je nach Bodenbeschaffenheit und Klima werden unterschiedliche Sorten gezogen. Die Mühlviertler Mehlige ist eine der ältesten Sorten im Mühlviertel.

Man braucht sich somit nicht lange fragen, warum gerade die Leinölerdäpfel eines der regionstypischen Gerichte des Mühlviertels sind. Die im Leinöl enthaltenen, besonders wertvollen Omega-3 Fettsäuren und der hohe Vitamin-C-Gehalt der Erdäpfel machen diesen Klassiker zu einer nährstoffreichen Mahlzeit in der auch eine Prise Geschichte und Wertschätzung stecken.