"Chefpartie" feiert 20 Jahre Linzer HipHop

20 Jahre Tonträger Records. Die Tonträger haben sich parallel zum Namen verändert.
Philipp Kroll: Als wir in den 1998 angefangen haben, war Vinyl noch superwichtig. Das war auch die Geburtsstunde von „Tonträger Records“. Wir wollten der befreundeten „Weißbrohd“-Crew, später „Brotlose Kunst“, die Veröffentlichung einer Platte ermöglichen. Vor 1998 gab es in Österreich kein deutschsprachiges HipHop-Label. Jetzt erleben wir mit dem Musikstreaming einen radikalen Wandel. Mit der Demokratisierung der Produktionsmittel braucht es die klassische Arbeit des Plattenlabels immer weniger. Das Musikgeschäft ändert sich schnell, als kleines Label muss man sich alle drei Jahre neu orientieren.

Mittlerweile stehen drei Tonträger-Generationen auf der Bühne. Ist die nächste Generation schon am Start?
Es kommen schon neue, junge Künstler aus Linz nach, die aber unsere Hilfe gar nicht mehr brauchen. Mit Spotify und Co. entfallen die klassischen Vertriebswege. Obwohl ich denke, dass YouTube-Karrieren mit viralen Hits seltener werden. 2010 wurde Skeros "Kabinenparty" auf unserem Label unter anderem über Facebook zum Hit. Die Algorithmen lassen das nicht mehr zu oder man muss viel Geld investieren.

Als gegenläufiger Trend nehmen Vinyl-Verkäufe wieder zu. Verkauft Tonträger Records mehr Vinyls oder CDs?
Bei uns hält sich das die Waage, wir setzen vielleicht ein wenig mehr CDs ab. Die Bedeutung von Tonträgern nimmt mehr und mehr ab. Alles verlagert sich in die Cloud. Auch die DJs streamen die Musik mittlerweile im Club. Ich bin nach wie vor analog unterwegs und schleppe Vinyl-Platten herum.

Was erwartet die Zuschauer am Samstag im Posthof?
Es wird eine dreistündige, sehr abwechslungsreiche Show geben. Es gibt die gemeinsamen Stücke der Tonträger Records-Allstars vom neuen Album „Chefpartie“ zu hören. Dazu liefern wir eine Werkschau der einzelnen Artists aus 20 Jahren. Und es wird auch einige Überraschungen geben.

Wie ist die Arbeit am neuen Album im Studio abgelaufen?
Wir sind insgesamt zwölf Leute, drei davon leben in Wien. Da haben wir auch digital über das Internet produziert und uns Parts gegenseitig zugeschickt. 70 Prozent der Tracks sind gemeinsam im Studio entstanden. Wir wollten uns diesen Session-Charakter bewahren, diesen gewissen Crew-Spirit, der ist uns wichtig. Den Linzer HipHop zeichnet auch aus, dass zuerst auf den Content geschaut wir und dann erst auf die Verpackung und Außenwirkung. 20 Jahre Tonträger Records beweisen, dass es, wenn man an einer Idee festhält und sein Ding durchzieht auch Bestand hat.

TONTRÄGER RECORDS

Das Linzer Independent-Label wurde 1998 von der HipHop-Crew Texta gegründet. 2003 gehörte das Tonträger-Kollektiv zu den Pionieren des österreichischen Dialekt-Raps. Im Jahr 2010 folgte mit Skeros "Kabinenparty" der bislang größte Hit.