Psychische Gesundheit
Hälfte der Schüler kämpft mit depressiven Symptomen und Ängsten

- UHS-Obmann Felix Ehrenbrandtner mit Sonja Hörmanseder und Martin Schmid von der Krisenhilfe OÖ.
- Foto: OÖ Krisenhilfe
- hochgeladen von Silvia Gschwandtner
Entgegen den Befürchtungen kam es im vergangenen Schuljahr laut aktuellen Studien nicht zum erwarteten Leistungsabfall bei den Schülern. Psychische Probleme, vor allem depressive Symptome, geben allerdings Grund zur Sorge. Auch bei der OÖ Krisenhilfe drehten sich bei den Beratungen im vergangenen Jahr die Gespräche besonders häufig um das Thema Schule.
LINZ. Die Corona-Pandemie hat den Schulalltag im vergangenen Jahr auf den Kopf gestellt. Schüler, Eltern und Lehrer waren dadurch auf unterschiedliche Weise herausgefordert. Überdurchschnittlich viele Beratungen drehten sich auch bei der OÖ Krisenhilfe um das Thema Schule. Vor allem psychische Probleme machen den Schülern zu schaffen. "Im Mai hatten wir überdurchschnittlich viele mobile Einsätze in Schulen, meist aufgrund von Suizidgefahr", berichtet Martin Schmid von der Krisenhilfe OÖ, "die soziale Isolation hat viele Schüler extrem belastet."
Die Hälfte der Schüler hat depressive Symptome und Ängste
Eine aktuelle Studie der Donau-Universität-Krems befragte im Februar dieses Jahres 3.000 Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren zum Thema "Psychische Probleme und Covid-19". Es zeigte sich ein deutlicher Anstieg, vor allem bei depressiven Symptomatiken. 55 Prozent der befragten Schüler gaben an, darunter zu leiden. Ängste sind ebenfalls ein großes Thema unter den Jugendlichen, die Hälfte der Befragten kämpft damit. "Alarmierend ist vor allem, dass rund 16 Prozent angaben, häufig suizidale Gedanken zu haben", so Schmid.
Soziale Kontakte fehlten am meisten
Froh über die Rückkehr in die Schule sind die Jugendlichen auf jeden Fall. "Die sozialen Kontakte haben uns allen am meisten gefehlt", berichtet Felix Ehrenbrandtner. Der 18-Jährige war vergangenes Jahr Schulsprecher in der HTL 1 für Bau und Design und ist auch Obmann der Union Höherer Schüler (UHS) in Oberösterreich. Auch Ehrenbrandtner ortet die Probleme nicht beim Erreichen der Lernziele. "Die Persönlichkeitsentwicklung ist in diesem Jahr extrem auf der Strecke geblieben", findet er. Auf Eigeninitiative setzten die Schüler in der HTL 1 in diesem Jahr einen Schulpsychologen durch. "Zweimal in der Woche gibt es jetzt eine fixe Sprechstunde", sagt Ehrenbrandtner.
Eltern durch Homeschooling extrem belastet
Auch die Eltern waren in der Phase des Homeschoolings extrem belastet. Ihnen machte vor allem zu schaffen, dass sie den Kindern nicht ausreichend helfen konnten. Das brachte eine Befragung des Nachhilfeinstituts "Lernquadrat" zutage. Die meisten Eltern hatten auch das Gefühl, dass sich die schulischen Leistungen ihrer Kinder verschlechtert hätten. Das ist aber objektiv nicht belegbar: Eine aktuelle Studie der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) zeigt etwa, dass die Lernergebnisse während des Lockdowns stabil blieben.
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