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Wenn der Kuckuck ruft – ein Besuch im Limonistollen

- Im Zweiten Weltkrieg wurden die bereits bestehenden Keller unter dem Bauernberg als Luftschutzbunker erweitert. Geschuftet haben dort KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter.Einmal im Monat kann man die Stollen besichtigen.
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Unter dem Bauernberg befindet sich einer der größten Luftschutzbunker von Linz. Er bot den Linzern Schutz gegen die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Gebaut wurde er von Zwangsarbeitern aus Mauthausen – ein beklemmender Besuch im Limonistollen.
LINZ. Rund 14 Kilometer unterirdischer Gänge verbergen sich unter der Landeshauptstadt. Nur wenige wissen, dass sich ein weit verzweigtes Kellersystem vom Bahnhof bis hinüber nach Urfahr erstreckt. Einmal pro Monat kann man in einer öffentlichen Führung einen Teil des Labyrinths besichtigen. Der Eingang des Limonistollens liegt etwas versteckt in der Limonigasse am Fuße des Bauernbergs. Ein großes Tor führt hinein in den Berg.

- Austria Guide Dagmar Stadlbauer führt durch den Limonistollen.
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Vom Weinkeller zum Luftschutzbunker
Austria Guide Dagmar Stadlbauer erwartet unsere Gruppe dort bereits. Vor Betreten des Stollens gibt sie einen kurzen Überblick zur Geschichte. Seit dem Mittelalter würden die an dieser Stelle teils natürlich entstandenen Gänge im Sandstein mit einer konstanten Temperatur von zehn Grad zur Lagerung von Bier und Wein genutzt, in diesem Keller später auch Limonade. "Daher der Name Limonistollen", erklärt Stadlbauer. Dann kommt sie zum dunkleren Kapitel und eigentlichen Zweck der Anlage. Im Zweiten Weltkrieg diente sie den Linzern als lebensrettender Luftschutzbunker. Noch beklemmender – ausgebaut wurde der Stollen von Sommer 1942 bis Winter ’44 von Zwangsarbeitern, hauptsächlich von KZ-Häftlingen aus Mauthausen. Wir betreten den Bunker.

- Die Gänge erstrecken sich über 1,2 Kilometer und sind rund 3,5 Meter hoch und fast überall mit Ziegeln ausgekleidet.
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Dreimal pro Woche Fliegeralarm
Der Gang direkt nach dem Tor ist überraschend weitläufig. "Die Stollen sind rund dreieinhalb Meter hoch, ungefähr ebenso breit und fast überall mit Ziegeln ausgekleidet", beginnt Stadlbauer die Führung. Ausgelegt sei der Bunker für etwa 1.500 Menschen, tatsächlich hätten hier mehr als 2.000 Linzer während der zahlreichen Bombenangriffe gegen Ende des Krieges regelmäßig Schutz gesucht. Als einer der wenigen Luftschutzkeller war er mit elektrischer Beleuchtung, einer Frischluftanlage und zumindest notdürftigen WC-Anlagen ausgestattet.
Wenn der Kuckuck ruft ...
"Mit der ersten Frühwarnung, dem Kuckuck, waren die Linzer angehalten, sich bereitzumachen. Ertönte die Sirene, machte man sich mit dem Notwendigsten auf zum nächsten Schutzbunker", so Stadlbauer. Etwa dreimal pro Woche gab es im letzten Kriegsjahr Bombenalarm. Bis zu drei Stunden galt es abwarten und hoffen, dass das eigene Haus nicht getroffen wurde und man noch ein Dach über dem Kopf hat. Im Verlauf der Führung kommen wir auch an nicht fertiggestellten Teilen des Stollens vorbei. Gebaut wurde bis zum Kriegsende. Rund 380 KZ-Häftlinge waren dort im Dauereinsatz. Mit einem handbetriebenen Gerät namens Schnecke wurde der Sandstein gelockert.

- Mit einem handbetriebenen Gerät namens Schnecke gruben sich Zwangsarbeiter mühsam durch den Stein. Spuren davon sieht man heute noch.
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24 Stunden unter der Erde
Die Spuren dieser Maschine sind an manchen Stellen noch deutlich sichtbar. Danach wurde mit Schaufeln, Harken oder den bloßen Händen gegraben. Tageslicht bekamen die Zwangsarbeiter nicht zu Gesicht. Sie lebten auch unter der Erde. Gab es einen Bombenalarm, jagte man sie ins Freie, um Platz zu schaffen. Nach knapp einer Stunde verlassen wir erleichtert den ehemaligen Bunker. Ein Stück von Linz, das man unbedingt kennen sollte.

- Im Stollen waren auch Büros und sogar ein Lazarett mit Geburtenstation untergebracht.
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Weitere Informationen zum Limonistollen und den öffentlichen Führungen.
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