Roller Derby: "Gespielt wird mit vollem Körpereinsatz"
Roller Derby ist reine Frauensache. Das erste Team in Linz ist noch auf der Suche nach Mitgliedern.
"Ich könnte nie in einer Stadt leben, in der es kein Roller Derby Team gibt", sagt Nora Lehner. Vier Mal in der Woche schnallt die 24-Jährige ihre Oldschool-Skates und Schützer an, setzt den Helm auf und den Mundschutz ein. Am Track (der ovalen Bahn, Anm.) wird sie zu "KnockOut Nora".
Ein Dutzend Frauen im Vollkontakt
Die Sportart, bei der sich Frauen auf Rollschuhen matchen und sich die "Blockerinnen" nicht von den "Jammerinnen" überholen lassen sollten, nennt sich "Roller Derby". Die Jammerinnen kassieren bei jeder gegnerischen Blockerin, die sie überholen, Punkte. Abdrängen, Abschneiden, Umschubsen – all das ist erlaubt."Gespielt wird mit vollem Körpereinsatz." Blaue Flecken und aufgeschürfte Knie sind keine Seltenheit. "Der Sport ist aber nicht einfach nur brutal. Das Spiel funktioniert mit System, es ist unglaublich strategisch und es gibt ein dickes Regelwerk, das besagt, was erlaubt ist und was nicht. Wer alle rücksichtslos umnietet wird rasch mit Strafsekunden auf der Bank bestraft und schadet so dem Team."
Weltweiter Hype
Lehner selbst spielt seit rund zweieinhalb Jahren. Für sich entdeckt hat sie den Sport bei einem Auslandsjahr in den Niederlanden. "Roller Derby erfährt weltweit einen Hype. Österreich hinkt da wieder etwas hinterher." Zwei Teams gibt es hierzulande, eines in Wien und eines in Zell am See. Sofort nach ihrer Rückkehr nach Österreich begann Lehner bei "Vienna Roller Derby" zu spielen, ist heute eines von knapp vierzig Teammitgliedern. Nun will die gebürtige Linzerin den Sport auch in ihre Heimatstadt holen. Ein erstes Treffen mit interessierten Frauen fand bereits statt. Nun ist Lehner auf der Suche nach einer Halle, in der sie trainieren können. Das ist gar nicht so einfach: "Roller Derby ist eine Randsportart, die kaum jemand kennt. Es gibt keinen Ball, es spielen Frauen – da werden alle gleich nervös. Nicht zuletzt die Hallenwarte, die sich wegen der Rollschuhe um ihre Böden sorgen." Dabei würde dem Team zu Beginn ein Volksschul-Turnsaal reichen.
Hartes Training und viel Teamgeist
Ein Großteil der Interessentinnen in Linz hat kaum Skate-Erfahrung, doch das sei normal. "Davon darf man sich nicht abhalten lassen. Zuerst steht sowieso das richtige Fahren, Bremsen und Fallen am Übungsplan." Verletzungen lassen sich beim Roller Derby nicht vermeiden, daher trainieren die Skaterinnen hart: "Wehtun kann man sich beim Sport genauso wie im Alltag. Also ist es am besten, man bereitet sich darauf vor. Wir machen Muskelaufbau und trainieren Beweglichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer, um Verletzungen vorzubeugen." Was man zudem mitbringen sollte sind Motivation und Teamgeist. "Viele sind es nicht gewohnt, dass man beim Sport auch zusammenarbeiten kann. Das ist es auch, was den Spaß ausmacht. Der Zusammenhalt im Team ist sehr groß."
Offen, feministisch, inklusiv
Nicht nur das Gemeinschaftsgefühl zieht viele interessierte Frauen an. "Roller Derby ist auf jeden Fall eine politisierte Sportart. Wer einen dezidierten Frauensport ausübt, muss sich mit gewissen Dingen auseinandersetzen. Wer hier mitmacht, hat also meist eine feministische Grundhaltung. Zudem ist Roller Derby ein sehr offener und inklusiver Sport. In den Vereinsstatuten etwa legt jedes Team fest, wie es den Begriff ,Frau’ definiert. Im Wiener Team etwa haben wir die Statuten dahingehend präzisiert, dass Skaterinnen alle sein können, die sich als Frauen definieren und alle Menschen, die sich nicht klar festlegen wollen", erläutert Lehner.
Zusätzliches Sportangebot für Frauen
Für Frauen ein zusätzliches Sportangebot in Linz zu schaffen ist eine Motivation, die die Studentin antreibt. Dass sie sich jemals so für einen Sport engagieren könnte, hätte die 24-Jährige noch vor wenigen Jahren selbst nicht gedacht: "Ich habe früher nie viel Sport gemacht und konnte auch nie ganz nachvollziehen, wie man so motiviert sein kann, dass man etwa jeden Tag laufen gehen will. Heute würde ich am liebsten kein einziges Training verpassen. Ich habe durch das Skaten ein besseres Bewusstsein für meinen Körper bekommen, und man lernt Teamgeist, wenn man gemeinsam so etwas auf die Beine stellt. Roller Derby ist nicht nur eine sportliche Bereicherung. Bei den Spielen etwa sind wir ja auch viel im Ausland unterwegs und lernen viele Leute kennen."
Spielerinnen gesucht!
Alle, die Roller Derby gerne ausprobieren möchten, erhalten Infos auf www.facebook.com/linzrollerderby und per Mail an linzrollerderby@gmail.com
Übrigens: Auch Männer können gerne mitmachen – als Schiedsrichter!
Hier ein kleiner Einblick ins Training bei Vienna Roller Derby (Quelle: youtube):
http://youtu.be/hrZCoa1BO7U
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