Beliebteste Hausmeisterin
Mit ihrem Engagement überzeugte die Margaretnerin Elfriede Kerschbaum die Jury
Hunderte dieser guten Seelen waren für den Titel „Beliebteste Hausbesorgerin“ und „Beliebtester Hausbesorger“ nominiert. Bekommen hat den Titel eine Margaretnerin.
„Ich hab’ mich schon ein wenig gewundert, dass ich extra angerufen wurde, ob ich eh zur Gala komme, wo der beliebteste Hausmeister gekürt wird. Die Dame am Telefon hat mir dann verraten, dass ich unter die ersten 24 Kandidaten gekommen bin. Das hat mich schon sehr gefreut!“, erzählt Elfriede Kerschbaum. Ein bisschen gewundert hat sie sich dann auch, als sie an einen Tisch gleich vor der Bühne geführt wurde. „Ich dachte dann, da sitzen alle 24“, schmunzelt sie bei ihrer Erinnerung an den Abend.
Alle Mieter haben unterschrieben
Auch dass einige Bewohner eines der drei Häuser, wo Kerschbaum ihren Dienst versah, anwesend waren, ließ sie nicht auf den Gedanken kommen, dass sie gewinnen würde. Als sie dann erfuhr, dass sie unter den ersten zehn der beliebtesten Hausbesorger war, war die Freude schon riesengroß. „Da dachte ich mir dann: Hoffentlich gewinne ich nicht!“ Diese „Hoffnung“ währte nicht lange, denn tatsächlich holte man sie als Gewinnerin auf die Bühne. Die Jury unter der Leitung von Brigitte Neumeister – einst selbst in ihrer Rolle als Leopoldine Turecek-Schoitl Hausbesorgerin im „Kaisermühlen-Blues“ – hat sich für die Margaretnerin entschieden. Der Titel des beliebtesten Hausmeisters ging an ihren Kollegen Herbert Sattler aus Floridsdorf.
Vorgeschlagen haben sie alle Mieter aus dem Haus Margaretner Straße 108. Ihre Begründung: „Sie betreut unser Haus nicht nur nach bestem Wissen und Gewissen, sondern auch darüber hinaus, wenn es von Nöten ist. Frau Kerschbaum ist für die Gemeinschaft, die sich aus Bewohnern aus über zehn verschiedenen Nationen zusammensetzt, ein wichtiges Bindeglied“, hieß es in der Einreichung.
Abschiedsfest für Kerschbaum
Ihr zu Ehren gaben die Bewohner auch ein Fest zum Abschied – denn Elfriede Kerschbaum ist seit 1. November im wohlverdienten Ruhestand. „Mir wird sicher etwas fehlen“, erzählt sie. „Durch den Umzug in den 12. Bezirk hatte ich aber viel zu tun, sodass es mir noch nicht aufgefallen ist. Immerhin war ich 35 Jahre mit Leib und Seele Hausbesorgerin!“
Begonnen hat der Traumjob eigentlich als Notlösung. „Ich hab damals meinen Sohn bekommen, davor habe ich in einer Fabrik gearbeitet. Damals musste man zwei Jahre auf einen Gemeindekindergarten-Platz warten. Meine Mutter hat damals im 5. Bezirk gewohnt und mir erzählt, dass eine Hausmeisterin für ein Haus gesucht wird. Aus dem einen sind dann mit der Zeit drei geworden.“
Kein Aufzug, harte Winter
Vor 35 Jahren waren die Arbeitsbedingungen ein wenig härter als jetzt: „Damals gab es noch keinen Aufzug, da musste ich das Wasser fürs Aufwaschen in den 3. Stock hinaufschleppen.“ Und auch an harte Winter erinnert sie sich: „Im Winter 1986/87 hat es so viel geschneit, dass ich, wenn ich mit dem Gehsteig vor dem dritten Haus fertig war, wieder beim ersten anfangen konnte. Da ist sogar mein Mann von der Arbeit zuhause geblieben, um mir zu helfen.“
An ihrem Job hat sie besonders geliebt, dass sie sich ihre Zeit frei einteilen konnte. „Ob ich jetzt die Fenster um sieben oder acht Uhr in der Früh geputzt habe, war egal. Und auch in der Nacht konnten mich die Mieter anrufen, wenn es einen Notfall gab.“ Und ihr Mann verrät noch, dass sie oft schon um vier Uhr morgens aufgestanden ist, vor allem, wenn Schneeschaufeln angesagt war.
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