Fokus Frau
Mit Burlesque-Tanz Frauen Mut machen
Die Margaretnerin Tamara Wendtner lässt sich von nichts abhalten, ihre Träume zu verwirklichen. Sie zeigt, dass es für Burlesque keine perfekten Modelmaße braucht.
MARGARETEN. Tagsüber arbeitet Tamara Wendtner in einer Trafik – abends lässt sie auf Wiens Bühnen bei Burlesque-Shows die Sau raus. Die 27-Jährige hat ihr Leben der Kunst verschrieben. "Alles kann Kunst sein, wenn man es mit richtiger Hingabe macht", ist sie überzeugt.
Schon in der Hauptschule begann die gebürtige Oberösterreicherin mit Theaterspielen und stand gerne auf der Bühne. "Irgendwann wollte ich nicht mehr das kleine dicke Kind oder einen Mann spielen", erinnert sich Wendtner. Und so kam es, dass sie mit Burlesque-Tanz anfing. "Mich hat das schon immer interessiert, aber ich war anfangs skeptisch, da ich keine konventionellen Körpermaße habe", so Wendtner.
Schließlich ergriff ihre Lebensgefährtin die Initiative und meldete sie vor einem Jahr bei einem Workshop von der bekannten Tänzerin Kalinka Kalaschnikow in der Burlesque Academy Vienna an. "Die Szene ist für mich eine Bereicherung, ich habe mich noch nie so aufgehoben gefühlt", sagt Wendtner. Bei ihren Auftritten kann sie ihre Kreativität voll ausleben. "Alles ist ’self-made’: meine Kostüme, die Choreographie und die Zusammenschnitte der Musik."
Nach ihrer ersten Gruppen-Performance folgten Solo-Auftritte bei der Open Stage Night alle drei Monate. Der Plan war, ab März mindestens einmal im Monat aufzutreten, doch Corona kam dazwischen. "Die Leute, für die Burlesque das berufliche Standbein ist, haben es auf jeden Fall schlimmer. Aber Künstler waren schon immer Überlebenskünstler. Mit Livestreams und Online-Workshops vertreiben wir uns bei der Burlesque Academy die Zeit, bis wir wieder auf die Bühne dürfen", erzählt Wendtner.
Inspiration für ihr Publikum
Jeder kann Burlesque tanzen, egal wie er aussieht – das ist für die Margaretnerin klar und damit macht sie anderen Frauen auch Mut: "Jeder hat seine eigene Ästhetik und jeder sollte sie ausleben können. Ich bin lesbisch, habe keine Modelmaße und es ist schwierig, jemanden zu finden, der einem entspricht. Leute wie ich müssen sich selbst repräsentieren, auf die Bühne gehen und den anderen sagen, dass das ok ist."
Wendtner bezeichnet sich selbst als "Rampensau" und ist jedes Mal aufs Neue überwältigt, wenn Zuseher nach ihren Auftritten zu ihr kommen und sich bedanken. "Da bin ich immer wieder perplex, denn ich mache das eigentlich für mich, weil es mir Spaß macht. Es macht mich glücklich, wenn sich Leute inspiriert fühlen und auch Burlesque ausprobieren möchten", sagt sie.
Aktuell strebt Wendtner eine Hauptkarriere als Tätowiererin an. Was sie den bz-Lesern mitgeben möchte, ist: "Man sollte nicht zu viel nachdenken und Dinge, die man möchte, einfach machen. Irgendwann ist es vielleicht zu spät."
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