Neos, ÖVP & Grüne
Eklat im Bezirksparlament Margareten wegen "SPÖ-Wahlkampf"

  • Einmal im Quartal tritt die Bezirksvertretung für eine Sitzung zusammen. Diese können Interessierte via Livestream mitverfolgen.
  • Foto: Barbara Schuster
  • hochgeladen von Barbara Schuster
 

Am Dienstagabend tagte das Bezirksparlament in Margareten. Bei einem Resolutionsantrag der SPÖ kam es zum Eklat. Die SPÖ nutze die "Bühne für Wahlkampf" auf Bundesebene, statt sich um Bezirksagenden zu kümmern, so der Vorwurf von Neos, ÖVP und Grünen.

WIEN/MARGARETEN. Am Dienstagabend kam es zu einem Eklat in der Margaretner Bezirksvertretungssitzung. Zu Beginn um 17 Uhr ging alles noch seinen gewohnten Gang. Bezirksvorsteherin Silvia Janković (SPÖ) informierte über anstehende Projekte und beantwortete die von den anderen Fraktionen eingebrachten Anfragen.

Anschließend wählten die Mandatare den grünen Bezirksrat Michael Luxenberger zum neuen zweiten Vorsitzenden-Stellvertreter der Bezirksvertretung. Gegen 17.45 Uhr waren alle Formalitäten erledigt und die eigentliche Sitzung konnte beginnen. In gewohnter Manier startete die SPÖ mit ihren Anträgen – schon beim ersten Antrag kam es zum Eklat.

Im Zeichen der Pandemie

„Margareten spricht sich für eine gerechte Verteilung der Pandemiekosten aus“, so der Wortlaut des roten Resolutionsantrags. Bei einem solchen handelt sich um eine Absichtserklärung bzw. um eine Willensäußerung. Das heißt, dass sich die gewählten Bezirksvertreter zwar inhaltlich auf eine Sache verständigen. Es geht jedoch nicht um eine konkretes Projekt auf Umsetzung.

Nachdem SP-Bezirksrat Christoph Lipinski ausführlich erklärte, warum seine Fraktion den Antrag zur Abstimmung bringt und KPÖ-Bezirksrat Wolf-Götz Jurjans in seiner Wortmeldung diesem inhaltlich zustimmte, trat Neos-Bezirksrätin Lisa Maria Goger ans Pult.

Neos kündigen an, Saal zu verlassen 

„Ich möchte jetzt gar nicht auf den Inhalt dieser Resolution eingehen, weil uns ist es ein Anliegen auch einmal zu sagen, wir sind nicht im Nationalrat. Das vergessen anscheinend sehr viele Parteien“, so Goger. Sie pochte darauf, Themen zu behandeln, die „auch wirklich in unserer Kompetenz liegen. Und das ist hier nicht der Fall“. Die Bezirksrätin gab bekannt, dass Neos „bei allen Resolutionen, die nicht Bezirksbezug haben, hinausgehen und nicht abstimmen“ werden.

„Ich gehe direkt auf meine Vorrednerin ein, der ich mich zu 10.000 Prozent anschließen kann“, erklärte überraschend auch ÖVP-Klubobmann Alexander Maly. „Ich bin gerne Bezirksrat und kümmere mich wahnsinnig gerne um die Anliegen meines Bezirks“. Maly forderte ebenfalls, dass künftige Resolutionen nur noch mit entsprechendem Margaretenbezug eingebracht werden sollen. „Wir überlegen uns als ÖVP Margareten den von Neos heute bereits durchgeführten Schritt in Zukunft gleich zu kommen“, so Maly.

Grüne orten Bühne für Wahlkampf

Auch die Grünen blieben nicht still sitzen. Für sie ergriff Bezirksrätin Theresa Schneckenreiter das Wort. Die Bezirksrätin schloss sich Goger und Maly an, nutzte aber die Chance um die SPÖ samt Bezirksvorsteherin Janković zu attackieren. „Manche nutzen die Bühne in der Bezirksvertretung um über bundespolitische Themen zu sprechen und diese Bühne für Wahlkampf zu nutzen. Gleichzeitig wird über Bezirksthemen geschwiegen“.

Schneckenreiter verwies dabei auf Anfragen, die ihrer Meinung nach zuvor nicht konform beantwortet wurden. „Wir bekommen keine ordentlichen Antworten, wir bekommen gar keine Antworten oder wir bekommen sie zu spät.“

Martin Böhm, SP-Bezirksrat und Vorsitzender der Bezirksvertretung, widersprach Schneckenreiter umgehend. "Alle Anfragen werden in der Sitzung oder in der nächsten Sitzung beantwortet, so wie es die Geschäftsordnung vorsieht."

Rot-Grünes Wortgefecht

Auch Bezirksvize Wolfgang Mitis (SPÖ) wollte das nicht auf sich sitzen lassen: „Resolutionsanträge gehören genauso in dieses Gremium, wie ganz konkrete bezirksspezifische Probleme.“ Mitis erklärte, er hoffe, dass alle Anwesenden eine politische Meinungen hätten. „Dafür sind wird gewählt worden und nicht dafür, sich zu enthalten“, sagte Mitis in Richtung Neos, die zuvor angekündigt hatten, bei der Abstimmung den Saal zu verlassen.

Zudem verteidigte der Bezirksvize den Antrag auch inhaltlich. Er verstehe nicht, wie man „diesen Beschluss kritisch sehen kann“. Margareten sei kein Bezirk der Superreichen, es sei sogar einer der ärmsten Bezirke Österreichs. „Daher erwarte ich mir Zustimmung zu diesem Antrag“.

Der grüne Bezirksrat Michael Feitsch sah das anders. In der Begründung des Antragstextes „kommt kein einziges Wort über die Ärmsten der Gesellschaft“ vor. Zudem kritisierte Feitsch, dass es sich im Wortlaut der Antragsbegründung um „ein copy paste aus dem Österreichischen Gewerkschaftsbund“ handle. „Das hat auf der Bezirksbühne nichts verloren. Wir sind nicht hier um für andere Interessensgemeinschaften Werbung zu machen“, so Feitsch abschließend.

Antrag mehrheitlich angenommen

Nach dem Wortgefecht kam der Resolutionsantrag schließlich zur Abstimmung und wurde mehrheitlich von SPÖ, FPÖ, Links-KPÖ und sieben Stimmen der Grünen angenommen. Dagegen stimmen ÖVP und drei grüne Mandatare. Neos verließen wie angekündigt den Raum und stimmten nicht ab.

Bei Resolutionsanträgen verständigen sich die gewählten Bezirksvertreter zwar inhaltlich auf eine Sache. Es geht jedoch nicht um eine konkretes Projekt oder eine bestimmtes Problem, das rein auf Bezirksebene zu lösen ist. Selten sind Resolutionsanträge nicht, sie sind auch laut Geschäftsordnung ausdrücklich erlaubt. Geht es nach den (meisten) anderen Fraktionen in Margareten, nimmt die Zahl der SP-Entschließungen jedoch langsam überhand.

  • Einmal im Quartal tritt die Bezirksvertretung für eine Sitzung zusammen. Diese können Interessierte via Livestream mitverfolgen.
  • Foto: Barbara Schuster
  • hochgeladen von Barbara Schuster
  • Bild 1 / 2
  • Im Bezirksparlament Margareten ging es erneut hoch her.
  • Foto: Barbara Schuster
  • hochgeladen von Barbara Schuster
  • Bild 2 / 2

Weitere Beiträge zu den Themen

MargaretenBezirksparlament MargaretenBezirksparlamentBezirksvertretungssitzungBezirkspolitik

3 Kommentare

Kommentar wurde am 30. September 2021 um 01:19 editiert

Selbstverständlich müssen die Pandemiekosten gerecht aufgeteilt werden. Das ist doch unstrittig. Und selbstverständlich kann darüber der Bezirksrat nicht entscheiden. Aber es ist dem Bezirksrat natürlich möglich, Resolutionen ohne Rechtswirksamkeit zu beschließen, wie es ja auch in Margareten schon öfters geschah. Etwa gegen Rechtsradikalismus , gegen Antisemitismus und Rassismus. Der Disput wurde aber in diesem Fall von der SPÖ bewußt provoziert, das ist zwar offensichtlich und durchsichtig, aber eine übliche Finte. Und herzlich wurscht. Die SPÖ wollte natürlich davon ablenken, dass sie - ferngesteuert - entgegen klima-, verkehrs- und kommunalpolitischer Vernunft - die Reinprechtsdorferstraße und die Ramperstorffergasse als Durchfahrtsstraßen erhalten, am Naschmarktparkplatz eine Halle statt eines Parks errichten, Begegnungszonen verhindern, Tempo 30 nicht ausweiten, Radwege nicht auf Kosten von Autoparkplätzen umsetzen und überhaupt sogar die Umsetzung des U-Bahnbaues zur Autoverkehrsförderung missbrauchen will. Ganz im Sinne der betonköpfigen Ideologie: "Öffis unter die Erde wenn sie den Autos damit mehr Platz auf den Straßen verschaffen".  Der Ablenkungstrick ist uralt und steht im Lehrplan jedes Mangement-, Organisations- und Personalführungsseminars. Die Margaretner SPÖ ist mit dem Abwimmeln von Bürgerbeteiligungsverfahren und umweltfreundlicher Maßnahmen und dem Abwickeln kurzsichtiger Verkehrs- und Wohnungspolitik und Pseudo-Greenwashing  so beschäftigt, dass eben viel  Ablenkungsbedarf und Scheinheiligkeits-Votäuschung vonnöten ist. Schad, dass da die  Grünen drauf reingefallen sind und sich auch noch auseinanderdividieren lassen. Ich werd sie trotzdem wieder wählen, weil ich Bezirkspolitik für kein Kriterium für politische Wahlentscheidungen halte.

Margareten : POLIT- SHUTDOWN von NEOS.
Mit einem Open End - Dauerstreik will die Neos Fraktion in der Margaretner Bezirksvertretung Bezirks- Parlamentspräsidenten Martin Böhm zwingen, nur mehr Resolutionsanträge mit „lokalem Bezug„ zuzulassen.Ihre Mandatar*innen verließen bei der Bezirksvertretungssitzung am 28.9. immer dann den Sitzungssaal, wenn ihrer Meinung nach NICHT über Ortsthemen diskutiert und abgestimmt wurde. Sie begannen ihre Provokation, als sich die SPÖ in einer Resolution „für eine gerechte Verteilung der Pandemiekosten“ aussprach.
LINKS- KPÖ Bezirksrat Wolf-Goetz Jurjans unterstützte die Resolution und forderte eine Besteuerung der Superreichen und Reichen des Landes. Das brachte die Vertreter*innen des Austro-Oligarchen und Bau-Moguls Hans Peter Haselsteiner in Wallung. Mit der Begründung, keine Gesetze beschließen zu können ,wollen sie ab sofort nicht mehr zur politischen Meinungsbildung der Margaretner Bevölkerung beitragen, sich nicht mehr den Bezirksbewohnerìnnen politisch erklären. Bedenklich rückschrittlich, wenn man hört, wie wortreich der kleine Partner der Rathaus- „Fortschritts- Koalition“ das Thema Bildung sonst beplaudert.
Offenkundig wurde die ABSURDITÄT der Diskussions- und Abstimmungsverweigerung, als der Antrag„ Menschenrechte müssen immer und überall Gültigkeit haben „ verhandelt wurde.
„Das ist kein Bezirksthema“, verkündeten die Neos, die damit DE FACTO ihre Mandate als Bezirksvertreter*innen des Menschenrechtsbezirks Margareten zurückgelegt haben. Die Forderung nach ihrem Rücktritt erübrigt sich damit.
Viele Margaretner*innen ,die sich nach der Flucht aus ihren Herkunftsländern in Margareten eingelebt haben, wissen nun, wer sie nicht vertreten will. Auch den Kleingewerbetreibenden, den Selbständigen, den Arbeiter*innen und Angestellten, den Alleinerzieher*innen usw. Wird jetzt ein Licht aufgehen. Ihr Überlebenskampf in der Pandemiezeit interessiert Neos nicht.
Ihr Interesse ist es, vielmehr als radikale Hausherrenpartei das Mietrecht zu verschärfen , Enteignungen des öffentlichen Eigentums voranzutreiben, die wirtschaftlich Schwachen sich selbst zu überlassen.
Die Schockwelle des Grazer Politerdbebens, wo die KPÖ mit dem diametral gegensätzlichen Programm und der volksverbundenen Elke Kahr siegte, führte offensichtlich zum Pinken Neos Lockdown.
Dass Neos damit ihr Wahlprogramm, die Anzahl der Bezirksrät*innen zu halbieren, weil ihnen deren Arbeit nichts wert ist, selbst verwirklichen wollten, kann man ausschließen.
Als sie ,nach der Bezirksrats-Wahl 2020 , genauso ,wie die FPÖ vor 5 Jahren, durch formale Fehler unfähig waren, ihre Vertreter*innen für die Ausschüsse und Kommissionen fristgerecht zu benennen, drohte ihnen das selbe Schicksal wie der FPÖ: statt 3 nur 1 Vertreter in die Gremien schicken zu dürfen. Dagegen setzten sie Himmel ,Hölle und Star-Rechtsanwalt in Bewegung. Die von der Bezirks-Präsidiale beschlossene Reduktion wurde erst durch eine Intervention aus dem Rathaus 5 Minuten vor Sitzungsbeginn gecancelt.
NEOS AM abwegigen SCHEIDEWEG
Bleiben die Neos bei ihrem angedrohten Auszugs-und Erpressungs- Theater ( selbst die FPÖ bediente sich solcher Methoden der parlamentarischen Verlotterung nur einmal) und schließen sich Mandatar*innen anderer Parteien dem partiellen Exodus aus dem Bezirksparlament an , ( einige Grüne-Mandatar*innen machten beim Wandertag mit ), kann das in letzter Konsequenz zur Lahmlegung der Bezirksarbeit und zur Beschluss- und Handlungsunfähigkeit des Bezirks-Parlaments führen. Dieses Chaos -Szenario braucht Margareten wie einen Kropf. Es nimmt Anleihe am Demolierungs -Drehbuch , das vor 2 Jahren zum Rück- und Austritt von Susanne -Schaefer -Wiery aus der SPÖ und ihrem Rücktritt als Bezirksvorsteherin führte. LINKS- KPÖ Bezirksrat Wolf-Goetz Jurjans ortete daher einen dringenden Handlungsbedarf, setzte sich sofort mit den Clubchefs der demokratischen Parteien in Verbindung, und kündigte Vorschläge an, wie dieser Anschlag auf die parlamentarische Demokratie abgewehrt werden kann. Er machte auch eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen, um derartigen Angriffen in Zukunft keine Angriffsflächen mehr zu bieten. „WIR MÜSSEN MEHR UND NICHT WENIGER Demokratie wagen „so LINKS- KPÖ Bezirksrat Wolf-Goetz Jurjans

Kommentar wurde am 17. Oktober 2021 um 16:34 editiert

Als Wähler der Grünen möcht ich gerne von den Margaretner Grünen wissen, ob diese Darstellung des LINKS-Mandatars stimmt- dann wäre ich ja sehr verwundert.

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zum Inhalt

Aktuelle Themen

SchokoladeMargaretenwienFahrradFilmKlimaGenussReparatur-CaféZirkusBildergalerieKinoMüll

Meistgelesene Beiträge