Neue Marktordnung
Flohmarkt am Naschmarkt sorgt für Diskussion
Sperrstunde um 14 statt um 18.30 Uhr: Initiative protestiert gegen neue Regelung für Naschmarkt-Standler.
MARIAHILF. "Ich habe hier am Flohmarkt etliche alte Gitarren gekauft und sie dann mit viel Liebe restauriert", erzählt Musiker Richard Weihs wehmütig. Seit Jahrzehnten wohnt er am Naschmarkt. Doch seit 1. Oktober ist hier alles anders.
Der Flohmarkt schließt – bedingt durch die neue Marktordnung – nämlich schon um 14 Uhr statt wie vor der Regelung um 18.30 Uhr. "Ich bin darüber traurig und verärgert zugleich", so der Mariahilfer. Laut ihm ist die Kürzung der Öffnungszeiten nicht nur ein Angriff auf die Anrainer und Standler, sondern auch auf die Wiener Kultur. "Der Flohmarkt am Naschmarkt ist eine lebendige Sehenswürdigkeit. Wie sollen Touristen, denen der Flohmarkt schon am Flughafen angepriesen wird, nach einem Frühstück am Naschmarkt hier noch was finden?"
Ziel: weniger Müll
Der Grund für die Einführung der kürzeren Öffnungszeiten: Die Stadt wollte damit das Problem der illegalen Händler und des übermäßigen Mülls, der jeden Samstag durch den Flohmarkt entsteht, entgegen wirken. Nach Schluss lassen nämlich viele Standler ihre nicht verkauften Waren einfach zurück.
Die Bezirksvorstehung Mariahilf zieht jedenfalls eine erste positive Bilanz: "In den vergangenen Samstagen wurden statt den durchschnittlich dreieinhalb Tonnen Müll nur mehr 700 Kilogramm Müll gesammelt", sagt Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ).
Unterschriftensammlung
Dennoch: Der Beschluss spaltet die Meinungen. Auch die Standler sind nicht alle glücklich. "Kein Wunder: Bei gleichbleibenden Standmieten haben sie viereinhalb Stunden weniger Zeit", so Weihs. "Vor Ort werden sogar schon Unterschriften gegen die neuen Öffnungszeiten gesammelt."
Die Aktionsgemeinschaft "FreundInnen des Wiener Flohmarkts", in der Richard Weihs ebenfalls Mitglied ist, wandte sich außerdem in einem offenen Brief an die zuständige rote Stadträtin Ulli Sima sowie an Markus Rumelhart. Das Ziel: die Öffnungszeiten wieder zu verlängern. Alexander Hengl von der Magistratsabteilung für Märkte kann die Reaktionen und den Ärger nicht ganz nachvollziehen. "Früher zu schließen war Wunsch der Standler. Die meisten hören ohnehin schon um 14 Uhr auf."
Karl Heinz Kremser ist Berufszweigobmann für Altwarenhandel der Wirtschaftskammer Wien, die die professionellen Standler vertritt. Er ist nicht ganz derselben Meinung: "Es stimmt, dass viele schon um 14 Uhr gehen, aber das ist nur etwa die Hälfte." Er findet die Verkürzung auf 14 Uhr "zu drastisch" und hätte für 15 Uhr plädiert.
Beim Bezirk will man die Situation weiter beobachten: "Wir haben von Anrainern auch schon positive Rückmeldungen bekommen. Dennoch werden wir das Gespräch mit Bürgern, Standlern, Amt und Kammer suchen", so Rumelhart.
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