Stadtteile ohne Partnergewalt
Wie geht es in Mariahilf weiter?
Seit zwei Jahren arbeiten die Frauen hinter StoP Mariahilf gegen Partnergewalt im Grätzl. Kürzlich feierten sie den Abschluss des Projekts. Sie hoffen aber, noch weitermachen zu können - mit der Finanzierung durch das Sozial- und Gesundheitsministerium.
WIEN/MARIAHILF. Es sind erschreckende Zahlen, die die Statistik Austria im November 2022 veröffentlichte: Jede dritte Österreicherin zwischen 18 und 74 Jahren hat ab dem Alter von 15 Jahren körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Bei der Befragung von rund 6.240 Frauen, die zwischen 2020 und 2021 durchgeführt wurde, gaben rund 16 Prozent an, dass sie Gewalt von ihrem (derzeitigen oder ehemaligen) Partner oder ihrer Partnerin erlebt haben.
Die Initiative "Stadtteile ohne Partnergewalt" (StoP) wurde ins Leben gerufen, um etwas dagegen zu tun. Im Sommer 2021 wurde das Projekt auch auf Mariahilf ausgeweitet. Von Anfang an war die erste Projektphase für zwei Jahre angesetzt und deren Abschluss wurde kürzlich von den Aktivistinnen gefeiert.
Gute Zusammenarbeit im Bezirk
Die Mitarbeiterin Sigrid Kremser blickt positiv auf die vergangenen zwei Jahre zurück: "Wir haben viele Menschen erreicht, denen das Thema am Herzen liegt." Ihre Kollegin Victoria Nuñez Oviedo freut sich insbesondere über den Zuspruch, den sie im Bezirk bekommen haben. "Es hat sich gezeigt, dass viel Interesse im Bezirk besteht. Bei öffentlichen Aktionen auf der Straße und bei den Nachbarschaftstischen gibt es bei Jung und Alt immer Gesprächsbedarf, Handlungsmöglichkeiten zu erfahren", führt Nuñez Oviedo fort.
Auch wenn der festgelegte Zeitraum abgelaufen ist, hoffen die beiden, dass sie ihre Arbeit weiterführen können. Dafür braucht es eine Förderung durch das Sozial- und Gesundheitsministerium. Bei StoP lässt man sich dadurch nicht beirren. "Wir sind sehr guter Dinge, weil es ein sehr erfolgreiches Projekt ist, dass immer mehr ausgebaut wird. Es sind jetzt 25 Stadtteile dabei, dementsprechend hoffen wir, dass es weitergeht", so Kremser.
Gewalt gegen ältere Frauen
Auch wenn ihre Zukunft noch nicht gesichert ist, wissen sie und Nuñez Oviedo, was sie als Nächstes in Angriff nehmen wollen. "Was dieses Jahr als großer Fokuspunkt geplant ist, ist Gewalt gegen ältere Frauen. Das Thema bekommt nicht viel Aufmerksamkeit, obwohl es eine sehr stark betroffene Zielgruppe ist", sagt Kremser.
"Gewalt gegen Frauen hat in unserer Stadt keinen Platz. Die Stadt Wien baut ihre Präventions- und Hilfsangebote für Betroffene aus. Es ist aber auch wichtig, dass der Bund Initiativen, wie StoP Partnergewalt, unterstützt und wir gemeinsam ein Zeichen für ein gewaltfreies Miteinander setzen“, appelliert Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) an die Fortführung der Initiative.
So geht Zivilcourage
Auf Anfrage der BezirksZeitung verweist das Büro von Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) an das zuständige Sozial- und Gesundheitsministerium. Aber es bekommt auch Unterstützung vonseiten der Stadt Wien. Das Projekt StoP knüpft regional an und verfolgt dabei Maßnahmen, die es seitens der Stadt Wien in vergleichbarer, wenn auch bezirksübergreifend auf die gesamte Stadt gerichteter, Form bereits gibt", erklärt eine Sprecherin von Gaál.
So macht das Frauenservice Wien MA 57 Zivilcourage in seinen Workshops zum Thema. Auch die Initiative "Ich bin dein Rettungsanker!" gegen Belästigung wurde um Zivilcourage-Workshops beim Frauenservice Wien erweitert. Hier wird gezeigt, wie man in Notsituationen handeln kann, ohne sich dabei selbst zu gefährden. "In der Stadt Wien stehen Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen an oberster Stelle. Im Rahmen des großen Wiener Gewaltschutzpakets werden heuer rund 11 Millionen Euro in den Gewaltschutz und die Gewaltprävention investiert", führt die Sprecherin fort.
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