Srpska-Doku
Kontroverse serbische Doku wird in Wien erneut nicht gezeigt
Ein Film über den "Kampf für die Freiheit" Republika Srpskas des Regisseurs Boris Malagurski sorgte in der bosnisch-herzegowinischen Community für Aufsehen. Im Herbst fand die geplante Premiere der Doku nicht statt, der zweite Versuch ist auch geplatzt.
WIEN/MEIDLING. Ein Film sorgte im Herbst für viel Aufregung in der bosnisch-herzegowinischen Community in Wien. Es handelt sich um die Doku "Republika Srpska: The Struggle for Freedom" (z. Dt.: "Republika Srpska: Kampf für die Freiheit") des serbisch-kanadischen Regisseurs Boris Malagurski. Der Vorwurf einiger Aktivistinnen und Aktivisten: der Film soll den Genozid in Srebrenica sowie die Verbrechen aus dem Bosnien-Krieg in den 90ern verharmlosen. Die BezirksZeitung berichtete damals:
Der Regisseur wies damals im BezirksZeitung-Gespräch die Vorwürfe zurück (mehr dazu unten). Die Filmpremiere wurde für den 5. November vergangenen Jahres im Lugner Kino im 15. Bezirk angekündigt. Doch dazu kam es nicht, da es offiziell nie vonseiten des Kinobetreibers angekündigt war. Mittlerweile wurden Filmpremieren in mehreren europäischen Städten abgesagt.
In der Zwischenzeit hat der Regisseur einen neuen Termin für die Wiener Filmpremiere angekündigt. Geplant war die Wiener Premiere am Samstag, 21. Jänner, um 18 Uhr im Theatersaal VHS Längenfeldgasse 13–15 im 12. Bezirk. Dazu wird es aber nicht kommen, wie eine Sprecherin der Wiener Volkshochschulen (VHS) bestätigte. Auf eine erneute Anfrage am Freitag sagte der Festsaal: "Ja, es ist abgesagt". Weitere Informationen wollte man nicht preisgeben.
MA 56: "Geld verspätet eingezahlt"
Zuständig für den Saal ist aber die Magistratsdirektion (MA) 56 - Wiener Schulen. Auf Anfrage der BezirksZeitung sagte eine Sprecherin, dass zwischen dem Film-Verein und der MA 56 kein gültiger Vertrag besteht, "da seitens des Vereins die Benutzungsgebühr verspätet eingezahlt wurde". Der MA 56 wurde der Film nicht namentlich mitgeteilt, deshalb war man auch über den Inhalt nicht informiert. "Seitens des Veranstalters sind keine weiteren Terminanfragen bei der Stadt Wien Schule eingelangt", so Sprecherin Lorena Schütti.
Dennoch kann man die Tickets noch immer (Stand: Freitagnachmittag) online bei einem Anbieter in Wien kaufen. Für 22 Euro sind noch Sitzplätze zu haben. Noch am Dienstag twitterte der Regisseur über "großes Interesse" an der Wien-Premiere, wo man "eine Rekordbeteiligung" erwarte. Auch eine Anfrage an Malagurski blieb bis Freitagnachmittag ohne Antwort.
"Kampf für die Freiheit"
Worum geht es in der Diskussion? In einem offenen Brief – unter anderem auch an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) – forderten im Oktober die Aktivistinnen und Aktivisten Dennis Miskić, Selma Jahić und Georgio Konstanti, die Premiere des Films zu stoppen. Sogar die Bürgermeisterin von Sarajevo wandte sich an Ludwig.
Im Trailer des Films soll laut dem Trio die Gründung von Republika Srpska (RS) im Bosnien-Krieg (1992–1995) als Kampf gegen "Sklaverei" und "für die Freiheit" verherrlicht werden. Die Filmgegner sprechen von Malagurskis' "jahrelange öffentliche Relativierung und Leugnung der im Namen des RS begangenen Verbrechen", die er mit dem Film fortsetze.
Der Regisseur selbst sieht die Diskussion "surreal". Auf BezirksZeitung-Anfrage sagte er damals, dass die Anschuldigungen gegen ihn "voller Fehlinformationen, Lügen und Verleumdungen" seien.
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