Wiener Schnapsmuseum: Auf ein Stamperl in die Wilhelmstraße – mit Video
Von Kaiser Franz Joseph bis Marilyn Manson: Die Fischer-Spirituosen aus Meidling erfreuen seit mehr als hundert Jahren prominente Gaumen. Im Meidlinger Schnapsmuseum erfährt man alles über den Werdegang der Unternehmerfamilie und deren Produkte.
MEIDLING. Worauf Kaiser Franz Joseph nicht verzichten wollte, wurde in der Wilhelmstraße 19 hergestellt: Der Magenbitter Pater Noster. "1904 wurde der Pater Noster von der Monarchie ausgezeichnet", erklärt Alexandra Bekhit, Assistentin der Geschäftsführung des Alt Wiener Schnapsmuseums, in dem die Geschichte der Spirituosenunternehmerfamilie Fischer erzählt wird. Die Monarchie ist inzwischen längst untergegangen, der Kaiser in der Kapuzinergruft, aber der Pater Noster kann immer noch an gewohnter Adresse erworben werden. "Der Pater Noster gewann 2007 die Goldmedaille beim World Spirits Award", so Bekhit stolz und bittet ins ehemalige Büro, das auch als Verkaufsraum diente, und nun mit seinem alten Mobiliar samt Registrierkassa aus dem Jahr 1914 als ein Schauraum des Schnapsmuseums dient.
Hergestellt wird des Kaisers Lieblingsschnaps mittlerweile an Lohnabfüllungen in Favoriten und Niederösterreich, da Destillieren in Wohngebieten verboten ist. "Begonnen hat alles 1875 mit Frnz Pomberger, der einen Kaufmannsbetrieb gründete. Sein Schwiegersohn Friedrich Fischer gründete 1902 die Likör- und Fruchtsäftefabrik Friedrich Fischer-Franz Pomberger's Eidam und stellte Himbeersaft im große Stil her. 60.000 per Hand gepflückte Himbeeren wurden in einer Saison gepresst", so Bekhit, die heute für die fünfte Generation mit Gerald Fischer als Chef arbeitet. "Was mit Himbeersaft unschuldig angefangen hat, ging dann mit Bränden lustig weiter", erzählt Bekhit und führt durch Gänge, deren Wände mit Bildern von Gerald Fischer mit prominenten Fans wie Justin Timberlake und Marilyn Manson, der auf der Fotografie eine Flasche Mata Hari-Absinth schwenkt, geschmückt sind, in den Kompositionsraum. "Wir haben vier Absinthsorten im Sortiment, Mata Hari gehört zu den beliebtesten. Generell sind neben Absinth der Mannerlikör, der wie Mannerschnitten schmeckt, und der hochprozentige Likör `Wiener Blut´ mit Chiliextrakt unsere Bestseller."
Zwanzig Spirituosen im Sortiment
An alten Flaschen und riesigen Töpfe, in denen die flüssigen Leckereien komponiert wurden, vorbei, geht es in den Destillierraum, der von einer alten Anlage dominiert wird. "Diese Anlage brachte Friedrich Fischer 1900 aus Paris mit. Er besuchte dort die Weltausstellung mit dem Ziel, neue Impulse für seine Spirituosenfirma einzuholen." Die historische Destillieranlage, die mit Holzkohle dampfbetrieben wurde, ist heute nicht mehr in Betrieb, obwohl sie noch funktionstüchtig ist, was auch die angebrachten Zollplomben erklärt.
Zum Abschluss gibt es eine Verkostung der zwanzig Schnäpse und Liköre der Familie Fischer, die mit ihren Produkte eine wahre Zeitreise anbietet: Die Liköre "Casali Schoko Bananen" und "Heindl Schoko Maroni" stehen in einer Reihe mit dem Pater Noster und dem Himbeersaft, der vor über hundert Jahren den Grundstein zum Schnapserfolg legte und heute noch nach dem gleichen Rezept hergestellt wird.
Zur Sache
Das Alt Wiener Schnapsmuseum befindet sich in der Wilhelmstraße 19 in Meidling und ist gegen Voranmeldung zu besichtigen. Der Museumsshop, der neben den Fischer-Produkten auch Zubehör wie Abnsinthlöffel anbietet, ist von Montag bis Freitag von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet. Kontakt: 01/815 73 00 und
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