Aus mit Mitte März
Meidlinger Papierfachgeschäft Papierello schließt
In Meidling endet am 16. März eine Tradition: Der Fachbetrieb Papierello schließt seine Pforten. Seit 1945 wurden hier Papierwaren und Bürobedarf gekauft. Chefin Gyöngyi Verginelli hat seit 2003 die Meidlingerinnen und Meidlinger bedient.
WIEN/MEIDLING. Am Beginn der Meidlinger Hauptstraße befindet sich ein seltenes Juwel: ein Papierfachgeschäft, das bereits seit 1945 an dieser Stelle seine Tore öffnete. "Damals hat der Besitzer mit Schreibmaschinen-Reparaturen begonnen", weiß Gyöngyi Verginelli. "Mit der Zeit wurde dann um Schul- und Büroartikel erweitert." Verginelli kam selbst im Jahr 2003 zu Papierello. "Ich wollte unbedingt in so einem Geschäftslokal arbeiten", so die gebürtige Ungarin, die vier Sprachen fließend spricht.
Sprung in die Selbstständigkeit
"Ich habe schon als Kind gerne gezeichnet und gemalt", erinnert sie sich. Und so war sie glücklich, als sie in Meidling in dem Geschäft anfangen konnte. Für sie ist damit ein Wunschtraum wahr geworden. Gesteigert wurde die Freude dann, als sie das Papierello selbst übernehmen konnte.
"Die Geschäfte sind eigentlich immer gut gelaufen", so Verginelli. Sie kümmerte sich auch um ihre Kundinnen und Kunden. Da war keine Bestellung zu klein und keine zu groß. Von Schulheften über Schreibblöcke bis hin zu Poesie-Alben reichte das Sortiment, das es hier im Laden gibt. "Sogar edles Büttenpapier aus Italien habe ich hier in Meidling angeboten", erinnert sie sich. So hat sie es geschafft, zahlreiche Stammkunden an sich zu ziehen.
Ein Plädoyer für die Füllfeder
Ein großer Pluspunkt ist auch das Wissen der Fachfrau. So erklärt sie immer wieder gerne die Vorteile einer Füllfeder. "Anders als in früheren Zeiten, kann man mit der Feder heute nicht mehr klexen", weiß sie. Außerdem brauche man beim Schreiben - anders als beim Kugelschreiber - nicht stark aufdrücken.
"Leider hat sich das ganze bereits überlebt", so Verginelli wehmütig. Durch die Digitalisierung kommen immer weniger Menschen bei ihr vorbei. "Das ist wie mit der Digitalkamera, die nur noch von Liebhabern genutzt wird", vergleicht die 50-Jährige. Schul- und Bürobedarf werde heute fast nur noch digital benutzt. "Aus dem Grund muss nicht nun leider zusperren."
Aus am 16. März
Das sei ein allgemeines Problem, weiß die Fachfrau: "Ich kenne fünf weitere Papierfachgeschäfte, die demnächst zusperren werden", zieht sie eine traurige Bilanz. "Meine Stammkundinnen und Stammkunden sind zwar sehr treu, aber es geht sich leider nicht mehr aus, das Geschäft zu erhalten."
Bis am 16. März steht Verginelli noch in ihrem Geschäft und verkauft weiter. Die folgenden beiden Wochen wird das Geschäftslokal ausgeräumt. Was die Meidlingerin dann macht, weiß sie noch nicht. "Darüber möchte ich noch nicht nachdenken", zeigt sie sich wehmütig und hofft, noch alle ihre Stammkundinnen und Stammkunden persönlich verabschieden zu können.
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