Greifvögel brüten in Meidling
Wien ist europäische Hauptstadt der Turmfalken. Sie sind auch in dichtbesiedelten Grätzeln zu finden.
MEIDLING. Über nistende Turmfalken freuten sich Anrainer der Schönbrunner Straße 289. Vor zwei Monaten machte sich ein Pärchen der artgeschützten Vögel einen einstigen Krähenbrutplatz auf einer Pinie zu eigen.
Vergangene Woche versetzten Baumschneidearbeiten wegen Borkenkäfern die Anrainer in Aufruhr. Sie fürchteten eine Freilegung des Nistplatzes, was den Nachwuchs angreifbar für Witterung und natürliche Feinde, wie Krähen, macht. Bis zum Nest war die Pinie gestutzt, als ein Schneidestopp der MA 22 (Umweltschutz) das drohende Unheil verhinderte. Erst wenn die Jungen geschlüpft und flügge sind, setzt man die Arbeiten fort. "Der Baum bietet noch genug Schutz, es besteht keine Gefahr. Und wenn die Vögel so viel investiert haben, geben sie ihre Brut auch nicht auf", entwarnt Ferdinand Schmeller der MA 22.
Spezialisierte Mäusejäger
Die Turmfalken im Tivoliviertel sind kein Einzelfall. Rund 200 der artgeschützten Tiere beziehen jährlich ein Quartier zum Brüten in der Stadt, so Angaben der Universität Wien. Ende März legen die Weibchen Eier, die sie vier bis fünf Wochen bebrüten. Danach bleiben die Jungen noch mindestens acht Wochen im Nest oder in dessen Nähe. "Sie sind eher im Grünen oder am Stadtrand beheimatet, etwa in Liesing", erzählt Schmeller. Doch finden die Tiere auch in dichter besiedelten Gegenden geeignete Nistplätze in Dachbodenluken oder "fremden" Nestern. Selbst bauen die Greifvögel keine Brutstätten.
"Turmfalken sind Bodenjäger und beherrschen den Rüttelflug", klärt Schmeller auf. Dabei bleiben die Greifvögel mit den Flügeln schlagend in der Luft stehen. "Oft werden sie fälschlicherweise als Taubenjäger bezeichnet, doch sie sind spezialisierte Mäusejäger", so Schmeller. Typisch sind helle „kikikiki“-Rufe.
In der Brutzeit schonen
"Für mich ist es wichtig, die Bevölkerung zu informieren, wie man sich verhalten sollte und wie man mit Nestern umgehen muss", sagt Grünen-Bezirksrätin Tanja Grossauer-Ristl. Etwa sollte man Arbeiten nahe Turmfalken-Nestern nicht zwischen März und Juli durchführen. Sind etwa Gebäudesanierungen dennoch unabdingbar, sollte man sich bei der MA 22 fachkundig weiterhelfen lassen.
Fragen und Informationen
Bei Fragen zu artgeschützten Tieren ist die MA 22 (Umweltschutz) die richtige Anlaufstelle. Kontakt: 01/400 07 34 40 oder post@ma22.wien.gv.at.
Mer Informationen über Turmfalken gibt's unter https://www.umweltberatung.at nachzulesen
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