Arnold Schönberg
Inspiration am Anninger - nach einer durchzechten Nacht

Die Mitarbeiterin des Arnold Schönberg Centers, Frau Aigner, im ehemaligen Salon der Wohnung
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  • hochgeladen von Thomas Lentz

Arnold Schönberg wohnte etwas mehr als sieben Jahre in Mödling. Hier entwickelte er nicht nur die Zwölftontechnik und schuf einige künstlerische Werke, sondern musste auch so manche Unbequemlichkeit in Kauf nehmen.

BEZIRK MÖDLING. Schönberg wusste schon im Frühjahr 1918 sehr gut, welche Vorzüge und Nachteile sein neuer Wohnort Mödling zu bieten hat, denn er verbrachte bereits zuvor kurze Aufenthalte in der Kleinstadt. Für einen monatlichen Mietzins von 200 Kronen, bezog er eine Wohnung im Hochparterre der in der Bernhardgasse 6 befindlichen Villa. Ein reges Treiben dürfte es vermutlich in dieser Wohnung gegeben haben, denn neben seinen Mitbewohnern, Frau Mathilde, Sohn Georg, Tochter Trudi, Schwiegersohn Felix Greissle, sowie deren später geborene Sohn, unterrichtete hier Schönberg auch über 100 Schüler. Darunter befinden sich bekannte Namen wie etwa Alban Berg, Anton Webern, oder Hanns Eisler.

Manche seiner Schüler hatten dabei einen langen Fußweg von Wien nach Mödling und zurück zu bewältigen, aber auch Schönberg selbst musste teilweise auf die Dienste der Bahn verzichten. Denn nach den Erinnerungen seines Sohnes Georg, reichte das Honorar im Regelfall nur für die Hinfahrt nach Wien. Der Komponist pendelte nämlich öfter in die Großstadt, um als Dirigent diverse Gesangsvereine zu leiten.

Nicht nur Alban Berg, welcher ihn bei Privataufführungen unterstützte, auch ein nahe gelegener Wienerwald-Berg wurde zu einem wichtigen Teil seines Lebens während dieser Jahre. Sein Sohn erinnerte sich über die Leidenschaften des Vaters: „Mit Webern, der ja ebenfalls 1918 nach Mödling gezogen war, unternahm er an Sonntagen oft ausgedehnte Spaziergänge auf den Anninger“. In den Erinnerungen seines Schülers Egon Wellesz bestätigt sich ebenso die Vorliebe zu dieser Anhöhe: „Mit dem Mödlinger Gesangsvereine hatte er nach einer durchzechten Frühlingsnacht einen Ausflug auf den nahe dieses Ortes gelegenen Berg, den Anninger gemacht. Die Wanderung durch den im Frühnebel liegenden Wald und der Sonnenaufgang gaben ihm die Inspiration zum Melodram ‚Des Sommerwindes wilde Jagd‘ im dritten Teil und zum Schlußchor ‚Seht die Sonne!‘“.

Im Arbeitszimmer des Künstlers soll ein Klavier, ein Harmonium, Geigen, Viola, ein Cello, seine Bibliothek, sowie ein Schreibtisch gestanden haben. Für die Arbeit benutze er ein Stehpult. Dabei betätigte er sich in dieser Zeit nicht nur als Komponist und Musiktheoretiker, sondern malte auch einige Bilder und verfasste intellektuelle Schriften. Schließlich stellte es sich als zunehmend problematisch heraus, dass dieses Arbeitszimmer gleichzeitig auch Schönbergs Schlafzimmer gewesen sein soll. Somit wollte er Ende 1923 eine andere Wohnung in Wien suchen, zumal er auch Mödling, in Anbetracht seiner langen Fußmärsche, als zu entlegen von Wien hielt. Beim Gesuch um Wohnungstausch an den Wiener Stadtrad schrieb er unter anderem: „Meine Wohnung wurde mir zu eng; a) mir fehlte ein Empfangsraum; b) mir fehlte ein Schlafraum; c) mein Arbeitszimmer (dieses muss mir als Schlafraum dienen!) hat nicht mehr Platz, die zu meiner Tätigkeit nötigen Bücher, Noten und Instrumente zu fassen und ist gänzlich ungeeignet, um darin Proben abzuhalten“. Das Gesuch wurde jedoch abgewiesen.

Es kam zwar vorerst nicht zur Übersiedlung nach Wien, doch Ende 1925 erfolgte der Umzug nach Berlin, da er hier das Angebot bekam, als Leiter der Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste zu wirken. Dass die Villa heute noch steht, ist Elisabeth Lafite und Walter Szmolyan zu verdanken, die sich Anfang der 1970er Jahre gegen einen geplanten Abbruch einsetzten. Kurz bevor es dazu kam, konnte das Gebäude noch unter Denkmalschutz gestellt werden. Heute wird dieser geschichtsträchtige Ort vom Arnold Schönberg Center verwaltet und bietet mittlerweile Besuchern jeden Donnerstag zwischen 10 und 15 Uhr freien Eintritt an.

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