Interview: "Lernen, über seine Gefühle zu sprechen"
BEZIRK MÖDLING. Paartherapeutin Dr. Harramach Tyll im Interview über die richtige Kommunikation zwischen Paaren und die nötige Arbeit an der Beziehung.
Warum muss die Harmonie zwischen Partnern immer wieder neu erobert werden?
Der Mensch verändert sich und entwickelt sich einfach weiter. Daher muss man schauen, wo man sich wieder treffen kann und ob sich der Partner mitentwickelt hat oder ob es auseinander geht.
Wie kann man diese Entwicklung zur Disharmonie feststellen?
Es passiert schleichend, meistens spüren Frauen es früher, da sie sich mehr auf die Beziehung konzentrieren. Feststellbar ist es, indem der Partner ist in solchen Fällen meistens abwesend ist.
Wieso ist plötzlich das miteinander Reden so schwierig?
Sehr schwer, ohne Hilfe die Kommunikation zu verbessern, da es meist sehr festgefahren ist.
Oft konzentriert sich der eine Partner gar nicht, was der andere sagt, sondern bastelt schon an den Argumenten für seine Entgegnung.
Was wenn ein Partner nie gelernt hat seine Gefühle zu artikulieren?
Ein Lernprozess ist erforderlich - wie man sich ausdrücken kann über sich und seine Gefühle selbst zu sprechen und nicht den anderen zu kritisieren. Auch kann man in der Paartherapie lernen, non-verbal seine Wünsche zum Ausdruck zu bringen.
Wie können Gefühle ausgedrückt werden, ohne den anderen zu verletzen?
Mehr von sich ausgehen und lernen Ich-Botschaften zu senden. Also statt „Du bist...“ zu sagen „Mir geht es….“ oder „Ich fühle mich.“ Solche Botschaften sind vom gegenüber leichter anzunehmen und werden nicht als Angriff verstanden.
Sollte man auch in einer harmonischen Beziehung regelmäßig den Paartherapeuten aufsuchen?
Um Instrumentarien, die die Kommunikation verbessern können zu erlernen, ist ein regelmäßiges Gespräch mit einem Therapeuten ratsam.
Wie kann man dem Alltagstrott entgehen?
Die Menschen haben heute sehr viel zu tun, viel Stress. Aufgrund vieler Pflichten kommt Spaß und Entspannung oft zu kurz. Umso wichtiger ist es sich Zeit zu zweit zu nehmen. Bei Möglichkeit in gewissen Abständen die Kinder zu den Großeltern zu bringen und etwas unternehmen, was einem Spaß macht.
Oftmals greifen Partner lieber zur Flasche, um so die Probleme zu bewältigen. Was raten sie in solchen Fällen?
Hier ist es wichtig sich abzugrenzen, um nicht zum Co-Alkoholiker zu werden. Ein Decken des Partners und seiner Sucht ist kontraproduktiv.
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