Naturgräber: "Ich finde das pietätlos"
Im Gießhübler Gemeindewald sind zukünftig Baumbestattungen geplant, Widerstand kommt von der SPÖ.
GIESSHÜBL. Für die einen ist es eine schöne Alternative zu traditionellen Bestattungen, für andere ein Stein des Anstoßes: Der geplante "Wald der Ewigkeit" im Gießhübler Gemeindewald. Dort sollen nämlich zukünftig auf einer Fläche von etwa 3.000 Quadratmetern sogenannte Waldbegräbnisse stattfinden. "Vor allem Menschen, die sehr naturverbunden sind und nicht auf einen Friedhof wollen, entscheiden sich zunehmend dafür", erklärt Elisabeth Zadrobilek von der Naturbestattung GmbH in Gießhübl. Sie möchte die Fläche für ihr Unternehmen pachten. "Außerdem ist diese Bestattung im Vergleich zu traditionellen Bestattungen, für die man schnell mal 7.000 Euro hinlegt, sehr günstig."
Bei den Begräbnissen werden biologisch abbaubare Urnen rund um die Wurzeln der Bäume vergraben, Kranzniederlegungen oder Kerzen sind nicht erlaubt. "Der Wald selbst würde so erhalten bleiben wie er jetzt ist - es ändert sich also gar nichts. Angehörige können im Wald spazieren gehen und die Bäume besuchen und so den Verstorbenen gedenken", meint die Unternehmerin. "In Mauerbach gibt es seit 2008 ebenfalls ein Areal, wo Baumbestattungen möglich sind und da kommt immer mehr Zuspruch."
Wenig Zuspruch hingegen kommt vonseiten der Gießhübler SPÖ. Grund dafür sei laut Gemeinderat Hannes Weninger, dass dieses Areal nur 100 Meter von einem Kinderspielplatz und Gastronomiebetrieb entfernt sei. "Ich finde es pietätlos einen Friedhof in einem Wald zu eröffnen, wo Kinder spielen und Spaziergänger mit ihren Hunden unterwegs sind", sagt er. "Das ist eines der beliebtesten Naturschutz- und Naherholungsgebieten des gesamten Wienerwaldes und wird auch als solches genutzt." Dass sich am Wald selbst nichts ändern würde, bezweifelt der SPÖ-Gemeinderat: "So viel ich weiß, werden dort Wege angelegt, Tafeln aufgestellt und Banderolen an den Bäumen angebracht - es würde sich also sehr wohl etwas ändern." Zudem registriere er auch zunehmend Skepsis in der Bevölkerung.
Für den Widerstand aus der SPÖ hat Elisabeth Zadrobilek wenig Verständnis: "Gerade die SPÖ als soziale Partei müsste doch sehen, dass sich viele Menschen die traditionelle Bestattung nicht mehr leisten können und sich für alternative Begräbnisse an schönen Plätzen entscheiden." Das wiederum lässt Weninger nicht gelten: "Frau Zadrobilek ist Unternehmerin und will nur Geschäfte machen und das ist auch völlig legitim, dafür soll sie sich aber einen eigenen Wald kaufen." Als Lösung schlägt Weninger vor, die Waldbestattungen auf den Gießhübler Ortsfriedhof zu verlegen.
Nicht alle stehen dem Projekt so kritisch gegenüber: Unterstützung für den ewigen Wald bekommt Elisabeth Zadrobilek von der Gießhübler Bürgermeisterin Michaela Vogl. "Ich unterstütze das Projekt, weil ich keine Nachteile für die Bevölkerung sehe", meint sie. "Es ist eine neue Art der Bestattung und es gibt offensichtlich viele Menschen, die sich so bestatten lassen wollen." Die Waldbestattung stehe zudem ja nicht im Widerspruch zum Ortsfriedhof. "Ich glaub es ist auch eine emotionale Sache, ob man so etwas für sich selber mag oder nicht", erklärt sich die Bürgermeisterin den Widerstand aus der SPÖ. "Aber es entspricht dem gesellschaftlichen Wandel, der ja so oder so kommen wird." Sie jedenfalls habe bislang weder positives noch negatives Feedback vonseiten der Bevölkerung erfahren. "Nach der Gemeinderatssitzung vergangenen Dienstag haben wir das Projekt noch einmal an den Ausschuss geschick, da noch rechtliche Frage geklärt werden müssen", so Vogl. "Im Herbst soll es dann noch einmal im Gemeinderat diskutiert und hoffentlich beschlossen werden."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.