"Homo Neubau"
Neues Buch des Neubauer Bezirksmuseums zur NS-Zeit

Monika Grußmann hat diesmal gleich drei Funktionen: Bezirksmuseums-Leiterin, Moderatorin und Herausgeberin des ersten Buches der Edition Neubau "Homo Neubau".
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  • Monika Grußmann hat diesmal gleich drei Funktionen: Bezirksmuseums-Leiterin, Moderatorin und Herausgeberin des ersten Buches der Edition Neubau "Homo Neubau".
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Neues Buch "Homo Neubau": Das Bezirksmuseum widmet sich vergessenen NS-Schicksalen von Homosexuellen. Jetzt wurde das Werk offiziell präsentiert.

WIEN/NEUBAU. Bilder gehören an die Wand, Texte in ein Buch: Das erklärte Bezirksmuseumsleiterin Monika Grußmann anlässlich der Präsentation des Buches "Homo Neubau", das soeben in der Edition Neubau im Spittelberg Verlag erschienen ist. Sie fungiert dabei auch als Herausgeberin. "Unser Museum ist zu klein, um neben Bildern und Artefakten ausführliche Text-Erklärungen und Hintergrundgeschichten, die für das Verständnis eines Themas essentiell sind, auszustellen."

Die Autorinnen Hannah Lessing (li.) und Evelyn Steinthaler (re.) sprechen zum Thema "Identität ist vielschichtig"
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Das Buch entstand im Laufe der Ausstellung "Homo Neubau - Neubauer Bezirksgeschichte 1938-45", die nie eröffnet werden konnte. "Sie war erstmals 2020 aufgebaut, kurz vor dem ersten Lockdown, dem weitere folgten. Niemand traute sich so recht unter Menschen und das blieb die nächsten zwei Jahre so."

Ein Schwerpunkt der aktuell tatsächlich eröffneten Ausstellung, und damit auch des Buches, ist die Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit – ein Thema, das noch kaum erforscht ist. "Bezirksgeschichte ist aber etwas sehr Verwobenes. Alle haben miteinander zu tun, nichts findet abgegrenzt vom 'Rest' statt. Deshalb ist das Buch eines über ganz unterschiedliche Menschen am Neubau, die allesamt den Homo Neubau darstellen", so Grußmann.  

Monika Grußmann hat diesmal gleich drei Funktionen: Bezirksmuseums-Leiterin, Moderatorin und Herausgeberin des ersten Buches der Edition Neubau "Homo Neubau"
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Bespitzeln, Vernadern und Arisieren

Wie kommt man vermeintlich Asozialen - als solche galten beispielsweise auch die lesbischen Frauen in der NS-Zeit – überhaupt auf die Spur? Sie hielten ihre "Neigung" ja sehr bedeckt, agierten selbst in Briefen oft unter falschem Namen. Man verließ sich aufs "Vernadern", auf Anzeigen aufgrund persönlicher Abneigung, die oft auch nur vermeintliche Lesben und Schwule trafen. Und auf stichprobenartige Briefkontrollen.

Bilder der Ausstellung "Homo Neubau 1938-1945"

So geschehen im März 1942, als die Polizei einen Brief aus Neubau, Absenderin eine Liesbeth, die aus dem Altreich zugezogen war und nichts von den strengen Gesetzten der Ostmark wusste, an Ellionor Sentobe, übrigens ein falscher Name. Nach längerer Beobachtung wurde Liesbeth verhaftet und behauptete vor Gericht, "ganz normal veranlagt zu sein", was ihr allerdings nichts half, sie wurde zu drei Jahren schweren Kerker verurteilt.

"Männer mit dem rosa Winkel"

Polizeiprotokolle und Verfahrensakten sind oft die einzigen Quellen, mehr über die Verfolgung von Lesben und schwulen Männern in der Nazi-Zeit zu erfahren. In Verhören gaben die Verhafteten auch der breiten Öffentlichkeit nicht bekannte Treffpunkte Homosexueller bekannt, etwa das Hinterzimmer des Hubertuskellers in der Mariahilfer Straße 49. Viele der Verurteilten endeten als "Männer mit dem rosa Winkel", dem Kennzeichen der Schwulen, im KZ. 

Volles Haus und gute Stimmung im Bezirksmuseum: Fast alle Autorinnen und Autoren von "Homo Neubau" sind erschienen.
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Denunziation traf natürlich auch viele Jüdinnen und Juden im Bezirk. Ein bequemes Mittel, um als eifriger "Arier" an eine Wohnung, ein Geschäftslokal zu kommen, oder einen unliebsamen Konkurrenten oder eine Konkurrentin loszuwerden.

Der Hintergrund: Habgier und Betrug. Viele der Nachfolgerinnen und Nachfolger in bekannte Firmen, wie etwa des Modehauses Krupnik auf der Kaiserstraße (die Familie konnte noch rechtzeitig nach Palästina fliehen), führten die einstmals erfolgreichen Unternehmen wegen ihrer Unfähigkeit oder Geldgier auch schnell in den Abgrund.

Geschichte von "unten"

"Homo Neubau" ist ein besonders Lesebuch zur Bezirksgeschichte und seiner Menschen: 34 Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Journalisten und Journalistinnen sowie zeitgeschichtlich Interessierte aus dem Bezirk haben die Beiträge für dieses Buch verfasst, die meisten davon ehrenamtlich.

Verlagsleiter Michael Schmid (li.) mit Autor und Ex-Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchives Wolfgang Maderthaner
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"Es zeigt die Geschichte in ihrer Vielfalt von ganz unten, wissenschaftlich begleitet", erklärt Verleger Michael Schmid. Gelungen ist ein faszinierendes, wunderbar lesbares Buch, das man, trotz aller Betroffenheit nicht mehr aus der Hand geben möchte.

Zum Buch: "Homo Neubau"

Kartoncover, 256 Seiten
ISBN 978-3-903077-11-9
Das Buch kann im Bezirksmuseum bezogen werden, das sich über eine Spende für seine Arbeit freut. Bestellungen auch per E-Mail: bm1070@bezirksmuseum.at

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