Leiter der Corona-Station Ottakring
"Sterben Menschen an Covid, dann sterben sie alleine"

Primar Dr. Georg-Christian Funk, Leiter der Covid-Station der Klinik in Wien Ottakring: "Nach der Intensivstation beginnt ja der monatelange Erholungsprozess. Da braucht man, selbst wenn man nicht Long-Covid hat, eine lange Zeit, um sich zu erholen und um wieder voll im Leben zu stehen. " | Foto: Markus Morianz
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  • Primar Dr. Georg-Christian Funk, Leiter der Covid-Station der Klinik in Wien Ottakring: "Nach der Intensivstation beginnt ja der monatelange Erholungsprozess. Da braucht man, selbst wenn man nicht Long-Covid hat, eine lange Zeit, um sich zu erholen und um wieder voll im Leben zu stehen. "
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Primar Georg-Christian Funk, Leiter der Covid-Station der Klinik Ottakring, schildert im Gespräch mit der BezirksZeitung, wie sich die Lage in seiner Station derzeit darstellt.

WIEN/OTTAKRING. Die Situation in Wiener Spitälern unterscheidet sich von der in Bundesländern, wie Salzburg und Oberösterreich. Trotzdem ist auch hier die Lage angespannt, wie Primar Georg-Christian Funk gegenüber der BezirksZeitung erzählt. Und er schildert, wie stark die Patientinnen und Patienten leiden, wenn sie auf der Intensivstation sind.

BezirksZeitung: Mit der vierten Welle sind viele Spitäler heillos überfordert, vor allem in Salzburg und Oberösterreich. Wie ist die Situation in Wien, bzw. in Ottakring?
Georg-Christian Funk: Auch wir in Wien spüren die vierte Welle und die steigenden Fallzahlen sehr deutlich, auch wenn die Inzidenzen geringer sind, als etwa in Oberösterreich oder Salzburg. Auch wir müssen zunehmend stationäre Ressourcen für Menschen mit Covid-19 bereitstellen, obwohl die Versorgung der Nicht-Covid-Erkrankten ja unverändert weiter geht. Diese Doppelbelastung, die im Moment wieder stark zunimmt, ist gerade die große Herausforderung.

Gibt es Patientinnen oder Patienten, die Sie derzeit abweisen, oder Operationen, die verschoben werden müssen, aufgrund der momentanen Situation?
Die Versorgung der Patienten, auch der Nicht-Covid-Patienten, ist gewährleistet. Neben dem enormen persönlichen Einsatz des Gesundheitspersonals liegt es auch daran, dass der Wiener Gesundheitsverbund ein Netzwerk von Spitälern ist und wir bereits mit der ersten Welle gelernt haben, uns täglich abzustimmen, sodass die Bettenkapazitäten situationsbedingt angepasst oder auch geplante Operationen in anderen Krankenhäusern durchgeführt werden können. Die Ordensspitäler übernehmen zudem Patientinnen und Patienten nach einer Covid-Erkrankung, wenn sie keine intensivmedizinische Versorgung mehr brauchen. 

Laut einem Wiener Chirurgen werden gerade 100 Prozent der Kapazitäten Covid-Erkrankten zugeordnet, stimmt das?
Fakt ist, dass wir die allgemeine Versorgung derzeit gerade noch gewährleisten können. Akutfälle und Notoperationen werden durchgeführt. Das war bisher auch bei jeder Welle so. Planbare Operationen mit voraussehbarem Bedarf an Intensivbetreuung werden aber zunehmend verschoben. 

Glauben Sie, dass die Situation in Wien an die Grenzen stoßen wird?
Die Pandemie hat uns gelehrt, Prognosen mit Vorsicht zu formulieren. Ich denke, dass wir in Wien prinzipiell gut aufgestellt sind. Gleichzeitig sehe ich, wie belastet unser Gesundheitssystem ist und die Menschen, die darin arbeiten. 

Sehen Sie auch personelle Probleme auf uns zukommen? Im Pflegebereich etwa?
Die letzten 1,5 Jahre waren extrem belastend für das gesamte Gesundheitspersonal und es gibt aktuell keine sichere Aussicht einer Entlastung. Zusätzlich kam es vor der Impfung auch zu Infektionen beim Personal, was zu weiteren Ausfällen und Belastungen führte. Und ja, wir haben einen Personalmangel besonders im Bereich der Pflege. Momentan kommen wir gerade noch zurecht, müssen aber alles tun, dass die Zahlen nicht noch weiter zunehmen. 

Wie ist die Verteilung auf den Intensivstationen? Wie viele Betten sind mit Covid-Patienten belegt?
Die Zahlen ändern sich aktuell laufend. Fakt ist, dass in allen Wiener Spitälern mehrere Stationen ausschließlich der Behandlung von Covid-Patienten gewidmet sind. Somit sind die Ressourcen sehr angespannt. 

Was sagen Sie einem Menschen, der sich nicht impfen lassen möchte?
Die Impfung schützt hoch wirksam vor schweren Verläufen und sie ist sicher. Das ist eine wissenschaftlich gesicherte medizinische Tatsache. Impfen ist wie der Sicherheitsgurt im Auto: Der Gurt kann zwar nicht jeden Unfall verhindern, wohl aber eine schwere Verletzung beim Unfall. So ist es auch mit der Impfung: Sie kann nicht jede Covid-Infektion verhindern, sehr wohl aber den lebensgefährlichen Verlauf der Erkrankung. Wir wissen, dass in Österreich seit Anfang des Jahres über 6000 Menschenleben durch die Impfung gerettet wurden. Es ist somit eine Schutzimpfung für mich selbst und für meine Mitmenschen. Impfen ist eine moralische Verpflichtung allen Mitgliedern der Gesellschaft gegenüber. 

Wie geht es den Patienten auf Ihrer Station?
Neun von zehn Corona-Patienten sind nicht geimpft. Den Patienten, die daran erkranken, geht es sehr schlecht. Man muss sich das so vorstellen: Man atmet doppelt so schnell und dreimal so tief, wie gewöhnlich. Jede Bewegung ist extrem anstrengend, kostet viel Kraft. Das Ganze geht über mehrere Tage oder Wochen. Man ist mit anderen auch an Covid erkrankten Menschen im Zimmer, und sieht wie sie leiden. Man sieht auch, wie andere Patienten auf die Intensivstation verlegt werden und nicht mehr wieder kommen. Da kommt natürlich schreckliche Angst auf. Die ungeimpften Patientinnen und Patienten zeigen fast durchgehend große Reue, dass sie sich nicht rechtzeitig geimpft und ihren schrecklichen Zustand vermieden haben. Menschen, die das leugnen, sehen wir nur selten. Im Gegenteil die meisten Schwerkranken sind sehr dankbar, wenn sie die Krankheit überstanden haben. Viele junge Patientinnen und Patienten, die schwer erkrankt sind, schreiben ihren Freunden oder Arbeitskollegen über WhatsApp: „Lasst euch impfen!“ 

Wie belastend ist die Situation für Sie persönlich bzw. Ihr Pflegepersonal?
Das ist schon sehr belastend, weil viele Fälle vermeidbar gewesen wären. Wir sehen das große Leid, das nicht nur ein paar Tage dauert. Nach der Intensivstation beginnt ja der monatelange Erholungsprozess. Da braucht man, selbst wenn man nicht Long-Covid hat, eine lange Zeit, um sich zu erholen und um wieder voll im Leben zu stehen. Das ist mit viel Leid verbunden. Wer es nicht schafft und im Spital an Covid stirbt, stirbt alleine, nicht im Kreise der Familie, kann sich nicht von den Lieben verabschieden. Das ist alles sehr traurig und belastend für die Betroffenen, ihre Angehörigen und das Personal der Spitäler. Wenn wir sagen, wir müssen die Überlastung des Gesundheitssystems verhindern, dann meinen wir damit die Menschen, die es benötigen und um jene die darin arbeiten.

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