Jack Nuri: Comedian und Autowerkstattinhaber aus Ottakring
Mit derbem Charme und direkter Art erobert das Ottakringer Original seine Zuschauer.
OTTAKRING. "Jetzt reiß’ di zam! So kalt is a wieder net. Hast schon gefrühstückt?" Es ist Mitte November, bitterkalt und viel zu früh. Jack Nuri sitzt im noch dunklen Büro seiner Autowerkstatt im Herzen Ottakrings. Die Begrüßung ist wie er: derb, aber charmant. Bei einem türkischen Frühstück in einem Café in der Thaliastraße erzählt er, was für ihn Ottakring ausmacht und wie ein gelernter Kfz-Spengler aus Ottakring Kabarettbühnen im In- und Ausland rockt.
2008 gab es für den nach seiner Scheidung desillusionierten Nuri zwei Optionen: Therapeut oder Bühne. Denn eine seelische und biografische Aufarbeitung war dringend notwendig. Sein komödiantisches Talent und die Preise für eine Therapie nahmen ihm schließlich die Entscheidung ab. Seither erobert Nuri Wiens Bühnen und hat sich mittlerweile schon nach Deutschland gewagt. Nuris Alleinstellungsmerkmal ist nicht nur sein Migrationshintergrund. Er nimmt sich auch kein Blatt vor den Mund und spricht die Sprache der Otta-kringer Straße: "Ich kann hier nicht mit einem Chihuahua rumlaufen. Der erste türkische Kollege, der mich sehen würde, würde mich, in seinem Mercedes sitzend, fragen, ob ich schwul bin." Frivoler Schmäh, der unter die Gürtellinie geht, aber eben beliebt ist.
Alltägliches aus Ottakring
Jack Nuri und seine Programme sind authentisch, erzählen launige Anekdoten aus seiner Werkstatt sowie vom Leben als Türke in Österreich und all den Problemen, die damit einhergehen. Da werden sämtliche Vorurteile ordentlich bedient und gleichzeitig schonungslos auseinandergenommen. "Als Kabarettist lebe ich von diesen Klischees", sagt er und lacht. Auf Nuris Seziertisch liegt vor allem Ottakring. Hier hat er den Großteil seines Lebens verbracht. Hier ist seit Jahren seine Kfz-Werkstatt. Und hier erlebt er auch den alltäglichen Rassismus, dem er mit seinem unumstößlichen Humor begegnet. Nach erfolgter Verarbeitung lässt er das Resultat in seine Programme einfließen.
"Mag die Menschen hier"
Nuri schwärmt vom 16. Bezirk: "Ich mag die Menschen, das Multikulti. Hier ist mehr los als auf der Mahü. Viele meiner Kunden sind Österreicher oder Jugos. Ich verstehe mich mit allen prächtig – und umgekehrt ist das genauso. Die Panikmache von rechten Politikern ist lächerlich. Hier gibt es nur wenige Probleme. Das wissen aber halt nur die, die hier wohnen. Den anderen kannst du quasi alles erzählen."
Neben seiner Werkstatt engagiert sich Nuri auch für integrative Arbeit. In VHS-Kursen bringt er Migranten bei, wie das soziale und kulturelle Zusammenleben in Wien funktioniert. Jack Nuri ist im Gespräch und auf der Bühne zwar schonungslos, gleicht das aber durch seine wohlwollende Art und sein großes Herz wieder aus. Ganz nach seinem Werkstattmotto, das sich auch in seinen Programmen wiederfindet: "Wann geht, dann geht. Wann nix geht, dann geht, wann geht."
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.