Der älteste Tennisspieler in Ottakring
Auf der Jagd nach der Filzkugel
Erich Jenicek ist der älteste Tennisspieler in Ottakring. Ans Aufhören denkt der 92-Jährige nicht.
OTTAKRING. Als "Bua" spielte Erich Jenicek mit seinen Freunden am liebsten Fußball auf den Straßen rund um das Wohnhaus seiner Eltern. "In den 1930er-Jahren konnte man das noch, da es kaum Autos gab", erinnert sich der rüstige Senior.
Es folgte eine Zeit der Not und Entbehrungen: Als die Bombenangriffe auf Wien immer häufiger stattfanden, konnten die Jugendlichen kaum mehr im Freien Sport betreiben. Kurz vor Kriegsende wurde der Ottakringer zum "Arbeitsdienst" eingezogen und geriet danach für vier Monate in russische Kriegsgefangenschaft. Für den jungen Mann war dies eine Zeit der Angst und Ungewissheit. Glücklicherweise kehrte er unbeschadet zurück.
Ausbildung im Krieg
Während des Krieges absolvierte der Wiener eine Ausbildung zum Fernmeldemonteur und setzte seine berufliche Tätigkeit in den Siemens-Halske-Werken fort, ehe er 1957 zu den Wiener Verkehrsbetrieben wechselte.
Bewegung im Freien hatte für Erich, wie ihn seine Freunde nennen, immer oberste Priorität. In seiner Freizeit zog er seine Runden auf der Laufbahn des WAT Ottakring, dem er im Jahr 1965 beitrat. Wettkämpfe boten dem Wiener im Laufe der Jahre immer wieder neue Herausforderungen, bei denen er seine durch hartes Training erworbene Kondition unter Beweis stellen konnte.
Mit 60 zum Tennisspieler
Für seine sportlichen Leistungen wurde der Athlet gleich mehrere Male mit dem ÖSTA, dem Österreichischen Sport- und Turnabzeichen, ausgezeichnet. Viele Freizeitsportler reduzieren mit zunehmendem Alter ihre Aktivitäten. Bei Erich Jenicek war das nicht der Fall. Im Alter von 60 Jahren entdeckte der ehemalige Techniker die Faszination des Tennissports. Seither spielt er nicht nur begeistert, er nimmt auch regelmäßig an den Meisterschaften seines Vereins in der Erdbrustgasse 4 teil.
Nach vielen ereignisreichen Jahren erhielt der Liebhaber des "weißen Sports" die Ehrenmitgliedschaft bei jener Sportinstitution Ottakrings, bei der er viele spannende Jahre seines Lebens verbracht hat. "Ich kann mir nicht vorstellen, nur zu Hause zu sitzen und nichts zu tun. Das würde ich nicht aushalten", erklärt der bemerkenswert fitte Jenicek.
Mit 92 täglich am Platz
Ganze Generationen von Mitgliedern hat er zur Teilnahme an Clubmeisterschaften motiviert und er dient vielen Mitmenschen als Beispiel dafür, wie wichtig Bewegung in jedem Alter ist, da sich dadurch die Lebensqualität merkbar erhöht. Heuer feierte das älteste Mitglied des WAT Ottakring seinen 92. Geburtstag. Der bescheidene Sportler steht während der Saison nahezu jeden Tag am Platz, denn ohne sportliche Betätigung fühlt er sich einfach nicht wohl.
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