Fotoserie "Retz im Weinviertel": Hl. Johannes von Nepomuk
Johannes Nepomuk wurde 1345 in Pomuk bei Pilsen in Böhmen geboren. Weigerte sich, ein brisantes Beichtgeheimnis preiszugeben. Wurde deswegen 1393 von Herzog Wenzel gefangengenommen, der ihn schließlich in der Moldau ertränken ließ. Bald darauf als Märtyrer verehrt. Als man 1719 sein Grab öffnete, fand man seine Leiche fast unver-sehrt vor. 1729 heiliggesprochen. Innerhalb kurzer Zeit standen überall in Böhmen und im nördlichen Niederösterreich in der Nähe von Brücken und Bächen seine Statuen. Nach ihm ist auch die Nepo-mukgasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk benannt. Ebenso auf zahlreiche Wappen von Wiener Gemeindebezirken hielt er Einzug.
Als Angehöriger des Domkapitels in Prag wird er mit Talar, Rochett – einem engärmeligen, weißen Leinengewand, einem Almutia genannten Schul-terkragen, Hermelin oder Mozetta, einem Schultermäntelchen und Birett dargestellt. In der Hand hält er meistens ein Kreuz, manchmal auch eine Märtyrerpalme. Über seinem Kopf schweben oft fünf Sterne.
Die auf dem Bild zu sehende und aus der Barockzeit stammende Figur wurde ursprünglich gegenüber der Stadtpfarrkirche, höchstwahrscheinlich auf dem damals noch existierenden Stadtwall aufgestellt. Bei der Abtragung des selbigen und der anschließenden Verbauung des Grundes in den Jahren 1794/95 wurde sie vor das Haus Nr. 144 übertragen (heute Kirchenstraße 6). Später versetzte man sie dann ein erneutes Mal, nämlich an ihren bisherigen Platz vor der Volksschule, wo sie lange Zeit ein unbeachtetes Dasein fristete. (Der im Bild zu sehende Standort.)
Im Zuge der Entschärfung der gefährlichen Kreuzung vor der Stadtpfarrkirche im Jahr 2002 nahm man auch gleich "in einem Abwasch" eine notwendig ge-wordene Modernisierung der Verkehrsfläche in der Kirchenstraße samt anhängenden Fußwegen und Parkplätzen vor. Bei der Bestandsaufnahme des vorherigen Zustandes der umzugestaltenden Flächen entdeckte man die Statue gewissermaßen wieder. Eine Generalsanierung wurde in Auftrag gegeben bei einem Guntersdorfer Bildhauer, mit welchem das Kulturreferat der Stadt bereits seit langem geschäftliche Verbindungen unterhält. Mit der letztend-lichen Versetzung der Statue in die Mitte des neu entstandenen Kreisverkehrs spielte dann nicht allein der Gedanke eine Rolle, die Fläche mit einem optisch ansprechenden Objekt zu gestalten. Vielmehr noch war man bemüht, histori-sche Gegebenheiten annähernd wieder zu rekonstruieren. Ein weiterer, eben-falls sehr wesentlicher Leitgedanke galt der nahen Zukunft. Der altösterreich-ische Heilige wird in Österreich und Tschechien gleichermaßen verehrt und gilt daher seit langem als ein grenzüberschreitendes Symbol. Mit der Aufstellung an einer Kreuzung, die in beide Richtungen relativ schnurgerade zur tschech-ischen Grenze führt, wollte man daher ein sichtbares Zeichen für eine Bejahung des Zusammenwachsens beider Länder in einem vereinten Europa setzen!
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