Fotoserie "Retz im Weinviertel": Windmühle

Anfang 1996
8Bilder

Holländermühle als Turmwindmühle mit konischen Mauern. Gelegen auf dem Kalvarienberg westlich der Stadt, nahe an der alten Straße von Retz nach Hofern. In unmittelbarer Nähe befinden sich der Kalvarienberg und der Soldatenfriedhof von Retz.
Ist voll funktionsfähig und gelegentlich auch in Betrieb. Angeblich die einzige noch betriebsfähige Windmühle Österreichs.
Offizielles Wahrzeichen der Stadt Retz.

Technische Daten:
Höhe des gemauerten Mühlenturmes: 8,7 Meter.
Höhe Mühlenturm plus Dach: 13 Meter.
Durchmesser an der Basis: 9,89 Meter.
Durchmesser an der Mauerkrone: 6,76 Meter.
Oberfläche des Kegelstumpfes: 227 Quadratmeter.
Durchmesser des Flügelkreuzes: 25 Meter.
Flügelfläche: 10 mal 2,5 Meter.
Optimale Windgeschwindigkeit: Windstärke 4 – 5. (Ergibt 12 – 15 Umdrehungen pro Minute.)
Kritische Windgeschwindigkeit: ab ungefähr Windstärke 5.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Retzer_Windm%C3%BChle, Abruf vom 7. Mai 2013)

Geschichte:

1772 zunächst die Errichtung einer hölzernen Bockwindmühle. Auftraggeber war der Müller Johann Zimer. Die Bauarbeiten dauerten ein Jahr.

In unmittelbarer Nähe zueinander wurden zwei Windmühlen errichtet. Eine der beiden wurde 1773 oder 1775 als zylindrischer Steinbau errichtet und brannte 1893 nach einem Blitzschlag aus. Seitdem wird sie als Wohnhaus genutzt.

Erste bildliche Dokumentationen finden sich auf Darstellungen von Retz aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Ein Gesellenbrief aus dem Jahr 1775 oder 1787 (der so genannte "Walzbrief") zeigt die Bockmühle in den Weingärten oberhalb von Retz.

Zahllose Besitzerwechsel der Mühle bis ungefähr 1830.

Die Mühle erhielt durch einen Totalumbau um das Jahr 1850 herum ihr heutiges Erscheinungsbild. Die Angaben in der Fachliteratur divergieren hier. So war die Rede von 1850, 1853 und 1855. Absolut sicher hingegen ist der Auftraggeber, der aus dem Königreich Sachsen zugewanderte Müller Johann Bergmann.
Die Steine für die neue Windmühle wurden direkt am Kalvarienberg gebrochen. Errichtet wurde der konische Turm vom Maurermeister Karl Cerny aus dem zwischen Znaim und Frain an der Thaya gelegenen Liliendorf (dem heutigen Lesná). Wo er übrigens nach dem Retzer Vorbild ebenfalls eine Windmühle errichtete. Gleichzeitig mit der Windmühle in Retz wurde auch ein Wohnhaus daneben gebaut.

1915: Blitzeinschläge in die Mühle, die zwar Schäden verursachten, aber keine Brände auslösten.

Am 10. Oktober 1918 wurde in einem Amtsblatt die behördliche Mühlensperre über den Besitzer der Windmühle verlautbart. Grund dafür war "Schwarzmahlen", also verbotenes Mahlen von Getreide. Aufgehoben wurde die Sperre noch am 15. Dezember des gleichen Jahres.

Der letzte Kunde brachte am 21. November 1924 50 Kilogramm Gerste zum Schroten in die Mühle.

1927 gab der letzte Müller in ihr sein Handwerk auf. Angeblich handelte es sich in jenem Jahr um die letzte noch aktive Mühle im Weinviertel.
Ebenfalls 1927: Abermals Blitzeinschläge in die Mühle, die zwar wieder Sachschäden verursachten, aber auch diesmal keine Brände auslösten.

1928 ließ die Stadtgemeinde Retz die Mühle unter Denkmalschutz stellen.

1938: Bis zu jenem Jahr diente das Wohnhaus neben der Mühle als solches. Heute ist es der "Windmühlheuriger".

1955 wurde zwischen dem Besitzer der Mühle und der Stadt Retz ein Mietvertrag über die Erhaltung und touristische Nutzung geschlossen.

In den Fünfziger Jahren diente die Mühle als Kulisse für einen österreichischen Heimatfilm.

Seit ungefähr 1960 werden Führungen in der Mühle abgehalten.

In der im Auftrag des ZDF und ORF 1968/69 co-produzierten 26-teiligen Abenteuerserie "Kurier der Kaiserin" mit Klausjürgen Wussow in der Hauptrolle wurde mit der Windmühle als Kulisse die Duellszene mit dem preußischen Offizier gedreht.

1973 starb Josef Bergmann, der letzte Retzer Müller.

Ab dem 24. September 1976 wurden von der Österreichischen Post Briefmarken der Serie Landschaften aus Österreich mit einem Bild der Retzer Windmühle mit dem Nennwert von 4,50 Schilling ausgegeben.

1993 wurde in Co-Produktion zwischen USA, Großbritannien und Österreich eine Neuverfilmung von "Die drei Musketiere" gedreht. Die Reiterszene mit D'Artagnan alias Chris O'Donnell fand dabei vor der Kulisse der Retzer Windmühle statt. Man hatte zu diesem Zweck den Erdgeschossbereich der Mühle hinter großen Getreidegarben versteckt. Vermutlich, um dahinter ein paar neuzeitliche Interieur-Details an der Mühle zu verstecken.

Ebenfalls 1993 stand fast das ganze Jahr über eine aus rostigem Metall geschaffene Plastik im Freien südwestlich vor der Mühle. Sie zeigte die Figur des Don Quichote auf seinem Pferd Rosinante. Geschaffen wurde das Kunstwerk von einer österreichischen Künstlerin.

In der "Kurier"-Beilage "Freizeit" gab es mal eine heimatgeschichtliche Rätsel-Kolumne unter dem Titel "Ortstermin". In der Ausgabe vom 29. August 1998 wurde die Retzer Mühle beschrieben:
"Ortstermin
Einst aus Wasserknappheit entstanden, ist es heute das Wahrzeichen der Stadt. Das erste Bauwerk dieser Art wurde hier erstmals 1772 errichtet. Es war aus Holz und drehbar. Das zweite turmähnliche Gebilde ist aus Stein. Auf Kreta und in den Niederlanden ist dieser Typ auch geläufig. 1927 wurde der Betrieb des gesuchten Gebäudes eingestellt, die Technik ist aber jederzeit einsatzfähig. Die Haube des Hauses lagert nach Leonardo da Vinci auf einem Eisenrollen-Schlitten, wurde durch einen am Dach befestigten Drehbalken von Pferden gegen den Wind gedreht."

1998 Abschluss der Dachsanierungsarbeiten.

Im gleichen Jahr Kontaktaufnahme mit der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg (Sie betreibt die berühmte historische Mühle Potsdam-Sanssouci.) und mit der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde.

1999 Montage eines Blitzableiters.

2000 Generalrenovierung der Mühle.
Zunächst wurde Schädlingsbefall durch Holz zerstörende Insekten während der Zeit vom 24. Juli bis 3. August 2000 durch so genannte Durchgasung mit Blausäuregas beseitigt. Die Maßnahme wurde in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt Wien von der Wiener Spezialfirma Breymesser vorgenommen. Die Schädlingsbekämpfung musste in der warmen Jahreszeit durchgeführt werden. Der Termin konnte so gelegt werden, dass die Mühle nur an einem Wochenende für Gäste nicht zugänglich war.
Die Stadtgemeinde Retz hatte im Zuge dessen ihren Bürgern angeboten, ihre alten, ebenfalls von Wurm befallenen Möbel in der Mühle zu deponieren und sie so kostenlos mit von Schädlingen reinigen lassen. Ein Angebot, das regen Zuspruch erhielt. Koordiniert wurde die Aktion von Kulturreferent Helmut Wieser und vom Stadtamt Retz. Zuvor wurde dieses Angebot den Bürgern schon bei einer gleichartigen Aktion in der Bürgerspitalskapelle gemacht.
In einem Arbeitsgang wurden auch der Keller entrümpelt und die Belüftung des viergeschossigen Innenraumes sichergestellt.
Als einer der abschließenden Schritte im Renovierungskonzept erfolgte nach dem Weinlesefest zunächst eine Neueindeckung des Daches mit Lärchenschindeln. Der Verputz wurde saniert und die Neufärbelung vorgenommen.

2001 im Zuge des Retzer-Land-Festivals "Retzer Land – Feuriges Land/Inszenierung einer Region in Rot" Totalverhüllung der Mühle mit rotem Stoff im Christo-Stil. Hergestellt wurden die Stoffplanen von der Retzer Schneiderin Hermine Kerschbaum.

Am 25. Juli 2003 wurden von der Retzer Feuerwehr und einer Firma aus Blindenmarkt die bisherigen Flügel durch historisch korrekte ersetzt.

Aus Anlass der seit 20 Jahren bestehenden Partnerschaft zwischen Pulkau und Klösterle wurden im Frühjahr 2006 das Rathaus von Pulkau und die Windmühle von Retz unter der Leitung des Künstlers Christoph Strolz in Originalgröße im Schigebiet Sonnenkopf (Vorarlberg) aus Schnee nachgebaut.

In den Jahren 2009 und 2010 wurden die Flügel durch neue von einem niederländischen Unternehmen ersetzt. Am 1. Mai 2010 Wiederinbetriebnahme der Mühle.

Sonstiges:
Auszeichnung: Der Windmühlenring ist eine Auszeichnung der Stadt Retz, die vor allem an Bürger der Stadt Retz für besondere Leistungen vergeben wird.

Fachliteratur zur Windmühle:

Heinrich Prohaska: "RETZ - 7 Jahrhunderte Tradition". Retz, 1996.

Therese Bergmann: "Die Retzer Windmühle – Ihre Geschichte in Ziffern und Zeichen". Verlag Günther Hofer, Retz, 2001. ISBN 3-902111-18-6.

Therese Bergmann: "Die Windmühle in Retz". Profildruck Buchverlag, Wien & Retz, 2002. ISBN 3-902067-03-9.

Adresse: Kalvarienberg 2. Grundstücksnummer: 641.

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