Christine Mayr-Lumetzberger
Als Bischöfin Gottes unterwegs

Christine Mayr-Lumetzberger, röm. kath. geweihte Bischöfin.   | Foto: privat
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GREIN/PETTENBACH. Christine Mayr-Lumetzberger ist gefragter denn je. Die von der röm. kath. Kirche nicht anerkannte aber gültig geweihte römisch katholische Bischöfin feiert Gottesdienste, tauft Kinder, traut Paare, begleitet Menschen in Trauer, verabschiedetet Verstorbene, segnet Menschen an besonderen Schnittpunkten ihres Lebens, führt begleitende Gespräche, macht viele Interviews, schreibt Beiträge, erarbeitet Ausbildungspläne, trifft Priesteramts-Kandidatinnen und weiht Priesterinnen. Auf die Frage, wie viele Priesterinnen sie schon geweiht habe, antwortet Christine Mayr-Lumetzberger: „Wie viele Priesterinnen ich geweiht habe, weiß ich gar nicht, schon viele.“ Der Großteil der Priesterinnen bleibt im Untergrund. In geheimen „Katakombenweihen“ werden sie ins Amt eingeführt. Aus der Kirche hinausgeschmissen, exkommunizier, wurde sie von Kardinal Josef Ratzinger, bekannt als Papst Benedikt XVI. Aber der Vatikan kann nicht verhindern: Die weltweite Bewegung der „Roman Catholic Women Priests“ wächst.

Immer wieder Gast in USA

In den USA ist Christine Mayr-Lumetzberger überaus gerne gesehen. Zuletzt war sie in Boston, um an der Bischöfinnen-Weihe von Jean Marchant teilzunehmen. „Sie war eine der ersten Priester-Kandidatinnen in den USA. Ich habe sie 2006 zur Priesterin geweiht. Kontaktwochen in Amerika und in anderen Ländern sind für mich wichtig. Da habe ich die Gelegenheit, mit vielen Frauen zu sprechen und sie besser kennen zu lernen. So kam auch Shannon Sterringer in Boston zu einem Vorstellungsgespräch. Sie wollte in Linz geweiht werden. Sie wollte an die „Wurzeln“ der Bewegung und vor allem an die Donau. Mit einem Filmteam haben wir dann im August 2019 eine sehr schöne Zeremonie gefeiert und gefilmt. Shannon ist Theologin und Expertin für Hildegard von Bingen.“

Guadalupe-Fest in Mexiko
Vergangenem Dezember nahm Christine Mayr-Lumetzberger an der Wallfahrt zum Guadalupe-Fest in Mexiko teil. Dabei kamen Priesterinnen und interessierte Frauen in einem Haus der Benediktinerinnen etwas außerhalb von Mexico City zusammen. Begleitet von den Schwestern und Referenten mit indigenen Wurzeln wurden wir vertraut gemacht mit Geschichte der Conquista = Eroberung und Erschließung des mittel- und südamerikanischen Festlandes. Gegenwärtig erinnern sich die Mexikaner wieder besonders ihrer Beziehung zu Mutter Erde, wie wir in einem eindrucksvollen Ritual miterleben konnten. Am 12. Dezember erlebten wir das unglaubliche Wallfahrtsfest „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“, an dem 11 Millionen Gläubige teilnahmen. Diese Madonna ist ganz eng verbunden mit dem Glauben an die Pachamama = „Mutter Erde, Mutter Welt, Mutter Kosmos“. Diese Erfahrung ist gerade in der gegenwärtigen Situation sehr interessant, weil sie die Zusammenhänge von Welt und Religion aufzeigt. Viele Rituale wie Flursegen, Erntedankfest, Speisensegnung bekommen unter diesem Blickpunkt eine neue Bedeutung. Dies war auch mein geistlicher Beitrag zur Amazonassynode, wo wir direkt mit betroffenen Menschen sprechen konnten.

Pädagogin an Gedächtnisorten
Genozid an den Sinti und Roma

Christine Mayr-Lumetzberger ist auch „Pädagogin an Gedächtnisorten“. So hat sie im November 2019 an einem Seminar in Brünn über den Genozid an den Sinti und Roma teilgenommen. „Besonders als geistliche Person muss ich ein waches historisches Bewusstsein haben. Immer wieder werden Diskriminierungen in der Gesellschaft wach. Da heißt es Augen, Herz und Mund öffnen. Wir müssen aufstehen, um den Anfängen zu wehren, die Leid, Verfolgung und Tod nach sich ziehen. Das ist für mich auch ein wesentlicher Teil des Christentums.“

In  Moschee gesprochen
„Ich nehme immer wieder an vielen ökumenischen und interreligiösen Veranstaltungen und Gottesdiensten teil. Viele katholische Priester nehmen Einladungen von anderen Religionsgemeinschaften an (ausgenommen es kommt das Fernsehen). Ich durfte während des Ramadan im letzten Jahr in einer Moschee sprechen zu den betenden Männern, ich nahm an einer Gedenkfeier im Steinbruch in Mauthausen teil. Ich war Gast in der buddhistischen Gemeinschaft der Gomde in Scharnstein und feierte auch mit anderen Gemeinschaften.“

Immer wieder Treffen mit Priesterinnen in den USA
„Es sind immer sehr schöne Begegnungen mit vielen Priesterinnen – die Gruppe der Priesterinnen hat sich so toll entwickelt, die Frauen sind so verschieden und jede bringt ihre Fähigkeiten in die Bewegung ein. Sie haben alle so viel Lebenserfahrung und eine lange Kirchengeschichte. Viele sind ehemalige Ordensfrauen und / oder waren in der Kirche beschäftigt. Manche sind mit Priestern verheiratet. Diese Buntheit in den Zugängen zum priesterlichen Dienst inspiriert mich immer wieder und ich habe von den Frauen auch sehr viel gelernt. Da die Priesterinnen nicht unter einem „Dienstvertrag“ mit einer Diözese stehen, haben sie sehr viel Eigenverantwortung und nützen diese auch. Sie probieren manchmal auch viel aus um gute Wege in der Seelsorge zu suchen und zu finden. Manche arbeiten mit Obdachlosen, andere mit Latinos, die als „Fremdarbeiter“ zum Teil illegal im Land sind. Man kann diese Menschen nicht einmal Gastarbeiter nennen, denn die müsste man gut behandeln und bezahlen. Ohne diese würde aber die Landwirtschaft in den USA überhaupt nicht funktionieren. Je nach dem beruflichen Hintergrund der Priesterinnen finden sie pastorale Felder, in denen sie wirken. Alle haben gute außerkirchliche Fachkenntnisse und wissen daher, wir die Menschen an der Basis leben (müssen). Eine Priesterin hat auch Kontakte in „bessere Kreise“. Sie ist z. B. mit Jimmy Carter bekannt.“

Auf die Frage, wie viele Priesterinnen sie schon geweiht habe, antwortet Christine Mayr-Lumetzberger: „Wie viele Priesterinnen ich geweiht habe, weiß ich gar nicht, schon viele.“

Aus dem 1995 in Österreich durchgeführten Kirchenvolks-Begehren, das unter anderem den Zugang von Frauen zum Weihesakrament gefordert hatte, entwickelte sich in den 90er-Jahren die „Plattform Österreich“. 1998 wurden in Innsbruck, Wien und Linz Ausbildungsgruppen für Frauen, die römisch-katholische Priesterinnen werden wollen, eingerichtet. Mayr-Lumetzberger übernahm dabei die Leitung der Ausbildungsgruppe in Linz, die sich „Gruppe: Weiheämter für Frauen“ nannte.
Christine Mayr-Lumetzberger war bis zu ihrer Pensionierung Lehrerin und ehemalige Benediktinerin. Von 1976 bis 1982 war Christine Mayr-Lumetzberger Ordensfrau der Benediktinerinnen des Unbefleckten Herzens Mariä. Ihre familiären Wurzeln stammen aus Grein. Heute lebt sie in Pettenbach.

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