Dimbach: "So etwas kommt ganz selten vor"

- <f>Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen</f> auf Gemeinden sind nach dem Vorfall in Dimbach nicht geplant.
- Foto: Fotokerschi.at/Bernadette Kerschbaummayr
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Polizei kann sich an keinen ähnlichen Vorfall wie in Dimbach erinnern – Amtsleiter reagierte richtig.
DIMBACH (mikö). "Auf der Gemeinde herrscht betrübte Stimmung, ein geplanter Ausflug wurde abgesagt", sagt Bürgermeister Josef Wiesinger. Wenige Tage, nachdem ein Niederösterreicher den langjährigen Ortschef sowie seinen Amtsleiter attackierte – siehe unten und auf meinbezirk.at/2241024
Wie richtig reagieren
An einen ähnlichen Vorfall im Land ob der Enns gegenüber einem Amtsträger kann sich Polizeisprecher David Furtner nicht erinnern. "So etwas kommt ganz selten vor."
Schwierig zu bewerten sei, wie man in so einer Extrem-Situation richtig reagieren soll. "Jeder Fall ist anders. Grundsätzlich sollte man Distanz schaffen, eher die Flucht ergreifen, auf sich aufmerksam machen und sofort den Notruf wählen", erklärt Furtner. Bei dem Vorfall in Dimbach packte der Amtsleiter den Angreifer und zerrte ihn vom Bürgermeister weg. Bei diesem Kampf griff der Täter zu einem Messer und fügte dem mutigen Gemeindemitarbeiter eine stark blutende Verletzung am Arm zu. "Der Amtsleiter hat selbstlos reagiert und aus unserer Sicht das Richtige gemacht, auch wenn er verletzt wurde. Man kann aber keine generellen Regeln aufstellen, eine 80-jährige Frau hätte in dem Fall nicht so handeln sollen", so Furtner.
"Es ist in so einer Situation wichtig Ruhe zu bewahren, die Situation nicht eskalieren zu lassen und zu flüchten", sagt Bezirkspolizeichef Heinrich Hochstöger.
Mutmaßlicher Täter in U-Haft
Sorgen bereitet Ortschef Wiesinger der Umstand, dass der mutmaßliche Täter irgendwann aus dem Gefängnis kommen wird. Dieser sitzt momentan in Untersuchungshaft. Sein Motiv: Er bildete sich ein, dass der Bürgermeister einen negativen Einfluss auf ihn hat. Dabei haben die beiden sich seit mehr als 20 Jahren nicht gesehen. Sie kennen sich flüchtig, weil der mutmaßliche Täter einst mit einer Verwandten des Ortschefs liiert war.
"Wir überlegen, ein psychiatrisches Gutachten einzuholen", sagt Philip Christl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Linz. Laut jetzigen Erkenntnissen geht man nicht von einem Mordvorsatz, sondern von schwerer Körperverletzung aus.
"Ich war zunächst erstarrt, dachte, dass ich umfalle und wahrscheinlich sterbe. Als die Polizei kam, hat es sich wieder normalisiert", sagt der Bürgermeister. Auf psychologische Betreuung verzichtete er laut eigener Aussage.
Generell steht bei belastenden Erfahrungen das Kriseninterventionsteam (KI) des Roten Kreuzes zur Verfügung. "Wir helfen bei plötzlich auftretenden und außergewöhnlichen Situationen, meist in den ersten zwei bis drei Stunden danach", sagt Ilse Meisinger vom KI Unteres Mühlviertel. "Wir geben Sicherheit, Geborgenheit und Unterstützung in der Situation und schauen, was die Betroffenen brauchen." Ziel sei es, dass die Menschen nach einem tragischen Ereignis wie einem Überfall, dem Tod eines Angehörigen oder nach Unfällen wieder Handlungsfähigkeit erlangen.
Die Attacke auf den Bürgermeister
Am Mittwoch der Vorwoche spielten sich in Dimbach unglaubliche Szenen ab. Gegen 10.15 Uhr betrat ein Mann das Gemeindeamt. Mit den Worten "Du hast mich ruiniert" attackierte er Bürgermeister Josef Wiesinger mit Pfefferspray. Wiesinger flüchtete zunächst in das Kopierzimmer und rief um Hilfe. Der Amtsleiter eilte herbei. Der Verdächtige setzte dem Ortschef eine Pistole an die Brust. Der Amtsleiter zog den Mann von Wiesinger weg. Dabei stach der mutmaßliche Täter dem Amtsleiter mit einem Messer in den Unterarm. Bei der Flucht besprühte er eine Gemeindemitarbeiterin mit Pfefferspray. Auf einer Polizei-Inspektion stellte sich der Niederösterreicher. Der Amtsleiter blutete stark und wurde im Spital am Arm operiert. Er ist am Weg der Besserung. Der Verdächtige ist in Haft. Wie später bekannt wurde, handelte es sich um eine Schreckschusspistole.
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