Fünftes Menschenrechtesymposium
Sklaverei: Auch im Österreich von 2021 in Thema

Experten, Politiker und Religionsvertreter im emotionalen Diskurs - Sklaverei ist in moderner  Form leider vielfach präsent . | Foto: Eckhart Herbe
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  • Experten, Politiker und Religionsvertreter im emotionalen Diskurs - Sklaverei ist in moderner Form leider vielfach präsent .
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Der Artikel 4 der Allgemeinen Erklärung der Menschrechte - das Verbot der Sklaverei - bildete das rote Band , das sich durch das diesjährige fünfte Internationale Menschrechtesymposium der Bewusstseinsregion Mauthausen-Gusen-St.Georgen zog. Wer denkt, dass Versklavung von Menschen ein längst abgehaktes Thema der Geschichte ist, irrt:  Die gelungene Großveranstaltung zeigte aus verschiedensten Perspektiven auf, dass der Schutz menschlicher Freiheit und Würde auch anno 2021 bestenfalls eine Großbaustelle ist.
MAUTHAUSEN, LANGENSTEIN, ST.GEORGEN.  Die Maschinerie des dritten Reichs basierte auf Entrechtung und Versklavung von Millionen Menschen. Auf seinen anklagenden Ruinen - KZ-Lager, Stollensysteme, Zwangsarbeit, systematische Entrechtung und Vernichtung ganzer Nationen, Volksgruppen und Religionen - versucht die Bewusstseinsregion, einen Bogen ins heute zu schlagen, der mit allen Sinnen erleb- und verstehbar wird. Die ausgesprochen interessante Eröffnung im St. Georgener Johann Gruber Pfarrsaal vermittelte in Gegenwart hochrangiger nationaler und internationaler Ehrengäste dieses Ziel sehr anschaulich. Zwei Experten-Talkrunden und ein darauf aufbauendes Infocafe machten Lust auf tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema bei einem der rund 30 Programmpunkte. Diese reichten von Workshops, Rundgängen zu historischen Orten, über Ausstellungen, Theater und Kabarett bis hin zum Poetry Slam. Viele Inhalte wurden mehrsprachig per Livestream online übertragen und auch mittels Gebärdendolmetsch verfügbar gemacht.

Unser Konsumverhalten treibt moderne Sklaverei 

"Wir wollen die Geschichte und Schicksale der Opfer und Täter von damals erforschen und bewahren , um daraus zu lernen. Aber gleichzeitig die neuen Schauplätze und Methoden von Sklaverei und Menschenhandel aufzeigen und bewusst machen: Ausbeutungsmaschinerien,  die jeder von uns oft unbewusst, etwa mit seinem Konsumverhalten, in Gang hält!" Dies vermittelten die Gäste der Talks: Von Experten kirchlicher Entwicklungshilfe- und Sozialprojekte und der internationalen Gewerkschafterin, von der Leiterin der Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels bis zum Menschrechtsforscher - sie zeigten in eindringlichen Beispielen, wie moderne Sklaverei funktioniert.

Internationale Sklaven, heimische Ausbeuter

Die Gründe sind vielfältig: Unwissenheit oder bewusstes Ignorieren der Gründe, warum Fluchtbewegungen und Migrationsströme überhaupt entstehen. Unsere Gier nach Rohstoffen, Fleisch oder Genussmitteln. Oder auch nach "Hacklern" für Jobs, die unsereins nicht machen will. Westliche Textilkonzerne, die unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen in Kombination mit großflächiger Umweltzerstörung die Wirtschaft ganzer asiatischer Staaten versklaven. Kinder, die als Zwangsarbeiter für Warlords im Kongo seltenen Metalle für unsere Handys schürfen.

Empörende Beispiele auch aus Österreich

Weit weg von Österreich? Und die Erntehelfer, die in schimmeligen Quartieren Schwerarbeit zum Dumpingpreis leisten? Die osteuropäischen 24-Stunden  Betreuerinnen, ohne die unser Pflegesystem kollabieren würde und denen Österreichs Regierung die Sozialleistungen kürzte? Was passiert mit misshandelten Zwangsprostitutierten, die man lieber verhaftet und abschiebt, anstatt ihre "Besitzer" und Freier zu belangen? Oder die Flüchtlingsfrau, von einem reichen Arztehepaar in Bad Hall als Arbeitssklavin über ein Jahr eingesperrte und ausgebeut? Die nach endlich gelungener Flucht als Opfer verhaftet wurde und ohne Wahrung ihrer Rechte abgeschoben worden sollte. Die selbst vor Gericht um ihren Lohn geprellt wurde, während die Ausbeuter nur eine Bagatellstrafe ausfassten?
Die Talkbeiträge der Helfer gaben der anonymen Masse Gesichter und Geschichten, die empörten und berührten, zum Weitererzählen und persönlichen Handeln animierten. Unter diesem Aspekt hat das Symposium bereits bei der Eröffnung seine Mission erfüllt.

Symposiumsbeiträge online

Eine ausführliche Nachlese des 5. Menschenrechtssymposiums ist online verfügbar unter
https://bewusstseinsregion.at/menschenrechtesymposium/

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Foto: Cityfoto
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