Region Purkersdorf: Die lustigsten und modernsten Telefonzellen der Region

REGION PURKERSDORF. Sie haben Leben gerettet, Beziehungen ermöglicht oder mitgeholfen Kriminelle zu überführen. Einst unverzichtbar ist es zuletzt ruhiger um die 193 Telefonzellen im Bezirk Wien-Umgebung geworden. Die Bezirksblätter brachen zum Lokalaugenschein auf.

Zum E-Tanken, Surfen und Telefonieren

Eine besonders moderne Variante einer Telefonzelle wurde vor rund fünf Jahren in Pressbaum errichtet: "Als damals noch 'frisch-gebackener' Umweltgemeinderat wollte ich eine Elektro-Tankstelle in Pressbaum errichten", erinnert sich Umweltgemeinderat Michael Sigmund. Nach vielen verschiedenen Angeboten holte man schlussendlich ein Pilotprojekt von A1 nach Pressbaum: Eine moderne Kombination aus Multimedia-Telefonzelle und Stromtankstelle. "Man kann bis zu drei E-Fahrzeuge gleichzeitig laden, außerdem auch Internet surfen und Telefonieren. Aber heute sieht man mehr Fahrzeuge laden als Leute telefonieren", schmunzelt Michael Sigmund.

Als "Urzeit"-SMS

In seiner Jugend waren Telefonzellen vor allem frühzeitiger SMS-Ersatz, erklärt er: "Die Clique in Pressbaum in der ich damals war ist total auf Pager abgefahren." Über eine kostenpflichtige Hotline konnte man Kurznachrichten diktieren und Freunden auf ihre Pager schicken: "Einmal wurde aus 'Tullnerbach-Pressbaum' 'Tullnerbahn-Brechbaum' und aus Wienerwaldsee 'Wienerwald C'", lacht Michael Sigmund.

Als Abhol-Station und Wärmespender

"In meiner Jugend habe ich immer von der Telefonzelle aus meine Mutter angerufen wenn sie mich von der Disco abholen sollte", erinnert sich Christina Schmirl aus Gablitz lächelnd zurück. Die Telefonzelle habe dann zumeist auch gleich als Abholpunkt gedient, doch nicht nur das: "Für mich waren sie auch immer Wärmespender. Wenn's kalt war haben wir uns rein gestellt. Telefonzellen haben für mich was Nostalgisches", lächelt die Gablitzerin.

Als Wahrzeichen und Witz

Eine ganz besondere Telefonzelle schmückt Purkersdorfs Promi-Lokal Nikodemus: "Damals als wir das Lokal vor über 25 Jahren einrichteten wollte ich, dass das Nikodemus irgendein 'Wahrzeichen' bekommt damit man auf einen Blick weiß wo man ist." Über einen Freund der im Filmverleih tätig war, wurde ihm sein Wunsch erfüllt: Eine original englische Telefonzelle, die die Londoner Stadtregierung versteigert hatte, wurde kurzerhand zum Toiletten-Eingangsbereich umfunktioniert. Als Running Gag verzierte man das nostalgische Denkmal noch mit einem "Durchgang verboten"-Schild. "Das ist auch nach über 25 Jahren noch ein offensichtlich zeitloser Running Gag", amüsiert sich Wirt Niki Neunteufel: "Für mich ist das immer ein guter Gradmesser um zu sehen wer zum ersten Mal da ist, denn die stehen dann immer etwas verdutzt vor der Telefonzelle."

Als Verbindung nach Hause

Doch auch Niki Neunteufel selbst verbindet so einige Erinnerung mit Telefonzellen. Der heutige Nikodemus-Wirt verbrachte einige Jahre in den USA: "Das kann man sich in Zeiten von Skype gar nicht mehr vorstellen, aber damals habe ich immer noch monatliche Termine zum Telefonieren mit meiner Familie vereinbart." Doc von einer amerikanischen Telefonzelle aus nach Österreich zu telefonieren war teuer – daher waren viele 25 Cent-Stücke nötig: "Ich verbinde mit Telefonzellen daher vor allem riesige Säcke an Münzen", lacht Neunteufel.

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