Niemals vergessen
Das Nazi-Lager im 15. Bezirk
In der Hackengasse war ein Zwangsarbeiterlager für ungarische Juden. Eine Tafel erinnert daran.
RUDOLFSHEIM. Die Hackengasse ist weder besonders lang noch ist sie besonders aufregend. In dieser Gasse, die zwischen der Felberstraße und der Stadthalle verläuft, gibt es zwei kleine Hotels, einen Supermarkt, ein wenig Einzelhandel und Wohnhäuser.
Hier, in dieser ruhigen Gasse, wo jetzt das Wohnhaus mit der Hausnummer 11 ist, war einmal ein Zwangsarbeiterlager der Nationalsozialisten. 248 Frauen, 126 Männer und 76 Kinder wurden in der Hackengasse gefangen gehalten. Von hier aus wurden sie zu schwerer Arbeit an unterschiedlichen Orten Wiens gezwungen. Es war ein Lager für ungarische Juden. Viele von ihnen überlebten das Grauen des Nationalsozialismus nicht.
NS-Zwangsarbeit für die Stadt
Für die Wehrmacht und die Stadt Wien waren jüdische Zwangsarbeiter billige Arbeitskräfte. Auch jene Menschen, die zwischen Juni 1944 und April 1945 an diesem Ort mitten im 15. Bezirk lebten.
"In diesem Haus waren zwischen Juni 1944 und April 1945 etwa 500 ungarische Juden, darunter zahlreiche Kinder, interniert. Sie waren von den Nationalsozialisten als Arbeitssklaven verschleppt worden. Viele von ihnen starben an den erlittenen Entbehrungen und Misshandlungen", so steht es seit 1995 auf einer Gedenktafel, die an dem Haus in der Hackengasse angebracht ist. Als das alte Haus 2005 abgerissen und dort ein neues Wohnhaus gebaut wurde, stellte man fest, dass die Tafel verschwunden war. Sie konnte trotz Nachforschungen nicht gefunden werden. 2014 wurde beschlossen, an dem neuen Haus wieder eine Tafel anzubringen. Diese wurde am 4. September 2015 enthüllt.
Franzi Löw, die Kämpferin im Widerstand
Auch eine zweite Tafel ist heute an dem Haus in der Hackengasse angebracht. Sie erinnert an Franziska Löw. Löw versuchte, so viele Kinder wie möglich vor der Deportation zu bewahren. So besorgte sie zum Beispiel gefälschte Taufscheine für Waisenkinder, die dann als sogenannte "Halbjuden" vor der Ermordung in Konzentrationslagern sicher waren. Untergetauchte und versteckte Juden − so genannte "U-Boote" − versorgte sie mit gespendeten Lebensmittelmarken. Für die Gefangenen in der Hackengasse organisierte Löw Bekleidung. Nach der Auflösung des Lagers im April 1945 und der Deportation der Insassen konnte sie zwölf Personen bei Wiener Familien verstecken. Zu den von ihr in der NS-Zeit geretteten Juden zählen der Schriftsteller Robert Schindel und der Bodybuilder Harry Gelbfarb.
Wie viele der Zwangsarbeiter aus der Hackengasse überlebt haben, kann heute nicht mehr genau gesagt werden. Mehr als 26.000 ungarische Zwangsarbeiter, die in das heutige Ostösterreich verschleppt worden waren, wurden von den Nazis ermordet.
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