Kirche: Kampf um Schäfchen
Austrittswelle zwingt zum Handeln • Schönborn arbeitet an Masterplan
Um gut 20 Prozent haben die Kirchenaustritte von 2009 auf 2010 in Rudolfsheim zugenommen. Die Erzdiözese unter Kardinal Christoph Schönborn Wien will jetzt mit gezielten Aktionen gegensteuern.
(bar/si). 15.853 Austritte musste die katholische Kirche in Wien 2010 verkraften. Damit erreichte der Trend zur Abkehr vom römischen Papsttum einen absoluten Höhepunkt.
Besonders austrittsfreudig zeigten sich dabei die inneren Bezirke, doch auch außerhalb des Gürtels laufen der Kirche ihre Schäfchen in Scharen davon.
Pfarrer als Schlüssel
„Wir arbeiten derzeit an einem Bündel von Maßnahmen, um den Wiedereintritt zu fördern“, so Erich Leitenberger von der Erzdiözese Wien.
Den einzelnen Pfarren in den Bezirken kommt dabei eine Schlüsselstellung zu: „Hier gibt es schon sehr kreative Ansätze, die man weiter ausbauen muss“, meint Leitenberger. Als Beispiel nennt er etwa die Aktion „Liebesbriefe von Gott“, die auch heuer wieder am Valentinstag stattfinden wird. Dabei werden Bibelstellen in Form eines Liebesbriefs an Passanten verteilt.
Auch finanziell bedeutet die Austrittswelle einen Verlust für die Erzdiözese Wien. 2010 flossen durch Kirchenbeiträge 92,4 Mio. Euro in die Kassen, um 1,1 Prozent weniger als im Jahr davor. Mit den Beiträgen muss die Erzdiözese immerhin 90 Prozent des Jahesbudgets bestreiten.
Pfarrer Fischer: Guter Besuch
In Rudolfsheim-Fünfhaus sind im vergangenen Jahr exakt 572 Menschen aus der Kirche ausgetreten. 2009 waren es „nur“ 423. Pfarrer Franz Fischer hat als Oberhaupt der Kirche Maria Königin der Märtyrerin seit 1993 einen guten Überblick über die Besuchszahlen des Gottesdienstes.
„Wir sind mit der Zahl der Besucher eigentlich sehr zufrieden. Von den 4200 Katholiken, die unserer Gemeinde angehören, kommen mehrere Hundert zu den Sonntagsmessen.“ Wienweit liegt der Schnitt gerade einmal bei 3,5 Prozent. Sorgen bereiten Fischer vielmehr die ständig notwendigen Sanierungen „seines“ Gotteshauses. So werden an historisch wertvollen Kirchen auch derzeit Arbeiten durchgeführt.
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