Interview
Gerhard Zatlokal (SPÖ) über 15 Jahre als Bezirksvorsteher
Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ) dankt mit Ende 2022 ab. Im Interview mit der BezirksZeitung lässt er 15 Jahre Amtszeit Revue passieren.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Als Ort für das Interview mit der BezirksZeitung wählte Gerhard Zatlokal (SPÖ) die Ikea-Terrasse, da man hier einen "schönen Ausblick auf den 15. Bezirk hat". Im wahrsten Sinne des Wortes verliert der Bezirksvorsteher seinen Heimatbezirk nie aus den Augen. Bis zum Schluss wird er auch weiterhin aktiv sein, sagt er.
Wer meint, dass ein Bezirksvorsteher tun und lassen kann, was er will, liegt bei Gerhard Zatlokal falsch. Besonders die letzten beiden Jahre waren für ihn nicht leicht. "Die Umsetzung von Projekten wurde immer langwieriger und schwieriger", so Zatlokal. Auf das gewünschte Marktklo am Schwendermarkt musste er mehrere Jahre warten.

- Gerhard Zatlokal blick seiner Pension entgegen. Bis dahin möchte er noch ein paar Projekte in Gang bringen.
- Foto: Maximilian Spitzauer
- hochgeladen von Patricia Hillinger
Auch beim Verkehrskonzept für den Ikea hielt die Stadt nicht was sie versprach. Erst Monate nach der Eröffnung des Möbelhauses wurde mit der "plangemäßen Umsetzung" der verkehrsberuhigenden Maßnahmen gestartet. Zatlokal fühlte sich von der Stadt "im Stich gelassen", musste sich bei der Bevölkerung rechtfertigen und landete dafür in den Medien.
Interne Unstimmigkeiten
Nicht nur mit der Stadt stockte die Kommunikation. Auch Bezirksintern brodelt es seit längerem. Der nötige Rückhalt seiner Partei fehlt, das spürt er seit 2020. Seither denkt er auch ans Aufhören. Genaueres möchte er der Öffentlichkeit allerdings nicht bekannt geben. Abgesehen davon hat sein Abschied auch gesundheitliche Gründe. Daher übergibt er mit Ende des Jahres das "Zepter" an seinen Kollegen Dietmar Baurecht (SPÖ).

- Der Gürtelpool hätte jährlich im Bezirk aufgestellt werden sollen. Unter anderem im Auer-Welsbach-Park.
- Foto: Grünen
- hochgeladen von Patricia Hillinger
An seiner Seite bleibe weiterhin die stellvertretende Bezirksvorsteherin Merja Biedermann (SPÖ). In aller Munde war Zatlokal vor allem wegen des Gürtel-Pools, den er 2020 gemeinsam mit dem Bezirksvorsteher vom 7. Bezirk, Markus Reiter (Grüne), aufstellen ließ, um beide Bezirke "näher zusammenzubringen".
Was wurde aus dem Projekt Gürtelpool daraus?
GERHARD ZATLOKAL: Das Wort Pool war ein Unwort. Das konnte ich gar nicht mehr in dem Mund nehmen. Auch wenn ich einen Platz dafür gehabt hätte, wo man ihn aufstellen hätte können. Die Unterstützung seitens der Stadt war nicht mehr vorhanden und der Pool somit Geschichte. Ich war damals ziemlich verwundert, dass die Idee in den internationalen Medien besser ankam.
Wo hätten Sie ihn als nächstes aufgestellt?
Im Auer-Welsbach-Park. Dort war ja einmal ein Kinderfreibad, daher habe ich in diese Richtung gedacht, dass man dort zumindest einen Sommer lang den Pool hinstellt. Dafür hätten wir keine Genehmigung von der MA 42 bekommen. Da bin ich sicher.
Der 15. Bezirk war in vielerlei Hinsicht revolutionär, sagen Sie. Inwiefern?
Wir waren der erste Bezirk mit einem Bildungsgrätzel, welches sich später in ganz Wien ausbreitete und einem Fairplay-Team, das rund um die Uhr und das ganze Jahr im Bezirk unterwegs ist. Außerdem haben wir bereits 2012, als erster Bezirk außerhalb des Gürtels, das Parkpickerl auf den gesamten Bezirk erweitert und sind seit 2015 ein sogenannter "Klimabündnis Bezirk", der den Klimaschutzpreis verteilt. Auch das Fahrverbot vor Schulen wurde vor bereits 20 Jahren umgesetzt, das jetzt in ganz Wien zu "boomen" scheint (Beispiel: Volksschule Märzstraße im 14. Bezirk).
Was hätten Sie gerne besser gemacht?
Ich hätte schon früher Vorkehrungen in Bezug auf ein besseres Klima im Bezirk treffen müssen. Mehr Bäume und Grün statt Parkplätze wären besser gewesen. Jetzt im Nachhinein ist es schwieriger, solche Regelungen zu treffen. Es hat sehr lange gedauert bis sich das, auch innerhalb der Fraktion, in den Köpfen verankert, dass man sich der Zeit anpassen muss. Natürlich hängen wir mit allem nach, mit Wasser, Bäumen, grünen Plätzen etc. Das alles jetzt zu richten, dafür reicht das Geld nicht aus.
Wir haben leider nie gute Pressearbeit gemacht. Sehr viele Dinge, die von uns initiiert wurden, haben wir nicht ausreichend verkündet. Vielleicht hätten wir dadurch einen besseren Stellenwert gehabt.
Was geben Sie Dietmar Baurecht auf seinem Weg mit?
Das was ich ihm mitgeben werde, ist Eigenständigkeit. Wenn er ein Ziel hat, soll er es verfolgen. Er soll sich nicht verbiegen lassen.
Werden Sie weiterhin politisch tätig sein?
Parteipolitik ist für mich wirklich vorbei. Ich werde sicher nichts mehr im Bezirk oder auf Wiener Ebene machen. Das ist bei mir abgehakt. Mir ging es nie um Wählerstimmen, sondern um die Zukunft. Ich werde jetzt 63 Jahre alt und könnte ja sagen, "hinter mir die Sintflut". Das tue ich nicht. Ich werde sicherlich weiterverfolgen was sich im Bezirk so tut. Die Zusammenarbeit mit den Fachdienststellen war stets gut. Natürlich gehört viel gemacht, das versäumt worden ist, aber ich glaube das sich der Bezirk zum Positiven entwickelt hat. Wir sind auf einem guten Weg und haben gemeinsam den Grundstein gelegt, auf dem man aufbauen kann.

- Das Projekt "Asphaltfläche Schmelz" soll heuer noch umgesetzt werden.
- Foto: Stadt Wien/Fürthner
- hochgeladen von Patricia Hillinger
Welche Projekte könnten 2022 noch umgesetzt werden?
Mein Ziel ist es immer noch, mehr öffentliche Plätze und begrünte Freiräume im Bezirk zu schaffen. Ganz nach dem Motto "man braucht keine Grünen um grüne Politik zu machen". Bezüglich der Asphaltfläche auf der Schmelz, die wir gerne im Bezirk nützen würden: Hier warten wir noch auf den Vertrag mit ASKÖ. Sobald wir diese Fläche übernehmen, würde ich gerne eine Bürgerbeteiligung machen. Ich habe dieses Projekt im Fokus und hoffe, dass es sich bis Ende des Jahres umsetzen lässt.
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