"Falsche Branche zugesperrt!"
Corona im Bezirk Scheibbs: Wirte aus der Region sind genervt
So manche "Wege der Regierung" werden nicht verstanden, die Prognose für kommende Tage bleibt düster.
PURGSTALL. "Wir haben für unsere Stammkunden einen Lieferservice eingerichtet. Für die anderen gibt's die Möglichkeit zur Abholung", erzählt Wirtin Elisabeth Selner vom Mostlandhof in Purgstall/Schauboden. Doch eines ist klar: "Während des Lockdowns ist es unmöglich zwei Betriebe gleichzeitig zu führen. Deswegen ist unser Mostlandhof derzeit geschlossen. Dafür haben wir einen Teil der Mitarbeiter zum Kutscherhof geschickt. Normalerweise ist er für die Öffentlichkeit zu – dort kochen wir immer für ,Essen auf Rädern‘ oder Pflegeheime." Die Ausnahme sind Geschäftsreisende. "Diese wurden im Mostlandhof sowohl im ersten Lockdown als auch jetzt bewirtet."
Übrigens: In Schauboden kann jetzt nicht nur der Hunger, sondern auch das Verlangen nach "Obst-Wissen" gestillt werden. Streuobst aus dem Mostviertel, genauer gesagt. "Von unserem Gasthof gehen drei Lehrpfade aus, die mit Info-Schildern bestückt sind. Auch Rastplätze sind eingerichtet." Nur auf naheliegende WCs muss man derzeit eben verzichten.
"Falsche Branche zu"
Bevor der zweite harte Lockdown verhängt wurde, herrschte noch ein Unverständnis über die Maßnahmen der Regierung. Selner meinte: "Wie soll die Gastro etwas retten, wenn sich der Großteil der Leute nicht an die Maßnahmen hält? Man sollte sich fragen, ob hier nicht die falsche Branche zugesperrt wurde."
Der Grund für diese Aussagen sind unter anderem die Corona-Tests, die im Mostlandhof wöchentlich durchgeführt werden. "Wir haben sie auch schon gemacht, als noch offen war und wir regelmäßigen Kundenkontakt hatten. Die Tests waren immer negativ."
Zwar bekommen Gastronomien eine finanzielle Unterstützung durch das Land NÖ, für Selner jedoch eher "eine kurzfristige Lösung. Es geht darum, dass wir Arbeitsplätze schaffen wollen und langfristig etwas planen können."
Düstere Prognosen
Auch Gastro-Kollege Martin Graf vom Gashof Graf war vor dem harten Lockdown skeptisch. "Ich glaube nicht, dass es die Lösung des Problems ist, wenn sie einfach die komplette Gastro zusperren", so Graf aus Winklarn. "Bevor der Lockdown light angekündigt wurde, haben wir einen Haufen Gansln auf Vorrat bestellt. Den jetzt wegzubekommen, ist schwer. Zum Glück haben wir ein paar Stammgäste, die auch jetzt vorbeikommen und sich Gerichte abholen."
Der Blick in die (nahe) Zukunft: eher düster. "Wir sind nicht komplett unglücklich – nur unglücklich. Wahrscheinlich wird sich das auch beim Weihnachtsgeschäft nicht ändern." Die Prognose: "Ich befürchte, dass es zu Weihnachten nur zu einem light opening mit vielen Einschränkungen kommen wird."
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