Landesschau als Chance gegen die Abwanderung
Die Bürgermeister jener Gemeinden melden sich zu Wort, die am stärksten von Abwanderung betroffen sind.
LUNZ/GAMING. Im dritten Teil der Serie "Mein Bezirk 2020" haben sich die Bezirksblätter mit dem Lunzer Bürgermeister Martin Ploderer und der Gaminger Ortschefin Renate Gruber darüber unterhalten, ob sie glauben, dass die Landesausstellung in unserer Region dabei helfen kann, den Abwanderungstendenzen in den südlichen Gemeinden des Bezirks erfolgreich entgegenzuwirken.
Chance für den Tourismus
"Es lässt sich ohne Zweifel feststellen, dass sich die Abwanderung in der Gemeinde Lunz am See in den letzten Jahren etwas verlangsamt hat. Wir versuchen natürlich auch aktiv, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Eine der Hauptursachen, warum in den letzten Jahren immer mehr Bürger aus den Randzonen des Bezirks abgewandert sind, ist sicher die zunehmende Technisierung in der Land- und Forstwirtschaft, wodurch viele Arbeitsplätze in unserer Gemeinde verloren gegangen sind. Auf der anderen Seite kann man mit einem sanften Tourismus in unserer Region sicher punkten und wieder Arbeitsplätze schaffen. Die Landesausstellung wird natürlich dazu beitragen, diese Art des Tourismus attraktiv zu machen", so der Lunzer Ortschef Martin Ploderer.
Co-Working-Space bringt Arbeit
"Gaming bietet mit Sicherheit eine hohe Lebensqualität. Wir haben mit vielen Gewerbetreibenden, Ärzten, Kindergarten, Schulen und z. B. der Firma Worthington in unserem Einzugsgebiet einiges zu bieten. Allerdings ist die Tendenz zum demografischen Wandel nicht zu leugnen. Vor allem immer mehr junge Menschen ziehen weg, um in der Großstadt ihr Glück zu suchen. Allerdings sehe ich den Wirtschaftsstandort Neubruck als große Chance für junge Wirtschaftstreibende. Ich glaube, dass in neuen Ideen, wie dem 'Co-Working-Space', sehr viel Potenzial steckt", sagt Gamings Bürgermeisterin Renate Gruber.
Bevölkerungsentwicklung seit 1869 in Gaming und Lunz am See
Lunz am See hatte im Jahr 1869 1.701 Bewohner. Die Bevölkerung wuchs dann kontinuierlich an, bis sie im Jahr 1961 einen Höchststand von 2.340 Einwohnern errichte, was einer Steigerung von 38 Prozent entspricht. Seit Beginn der 1970er Jahre kehrte sich diese Entwicklung in Lunz allerdings wieder um und die Bevölkerung wanderte ab. 2014 betrug die Anzahl der Einwohner in Lunz 1.810, was einer Steigerung von sechs Prozent entspricht.
In Gaming gab es im Jahr 1869 3.398 Einwohner. In Gaming wurde der Höchststand bereits 1923 mit einer Einwohnerzahl von 4.702 erreicht. 1991 wurde die 4.000er-Marke wieder unterschritten. Gaming hatte im Jahr 2014 mit 3.186 Einwohnern um 212 Einwohner weniger als 1869 und verlor damit sechs Prozent seiner Bevölkerung.
Im Bezirk Scheibbs ist die Einwohnerzahl seit 1869 von 29.974 auf 41.073 angewachsen, was einer Steigerung von 37 Prozent entspricht. (Quelle: Statistik Austria)
Pielachtal: Abwanderung im Süden
Die entscheidende Frage ist, ob man der Landflucht mit der Landesschau im südlichen Pielachtal entgegensteuern kann.
Franz Größbacher, Frankenfels, zum Thema: "Arbeitsplätze, Wohnraumschaffung und der öffentliche Verkehr – da kann ein positives Image wesentlich helfen, um junge Leute am Wegzug zu hindern."
Dass es die Region gegenwärtig schwer hat vor allem junge, gut ausgebildete Leute an das Land zu binden, bestätigt Anton Grubner, Loich: "Viele Junge ziehen weg, da sie keine beruflichen Perspektiven haben. Des Weiteren sehe ich das Problem darin, dass sich große Betriebe hier eher nicht ansiedeln. Ich glaube, diesbezüglich kann uns auch die Landesausstellung nicht weiterhelfen."
Ernst Kulovits, Schwarzenbach, sieht das ähnlich: "Trotz Landesausstellung wird es für meine Gemeinde schwer sein, der Abwanderung entscheidend entgegenzutreten. Denn es wäre zu einfach, mit so einer Veranstaltung Arbeitsplätze oder Geburtenzahlen in einer Region spürbar regulieren zu wollen."
Jetzt sind Sie am Wort: Sonntag, 21. Juni 2015
Diskutieren Sie bei unserer Abschlussveranstaltung mit Experten. Darunter sind u.a. Franz Größbacher (Frankenfels), Ing. Reinhard Sieber (ÖBB) und Bgm. Waltraud Stöckl (St. Anton). 21 Juni, ab 11 Uhr, Almgasthaus Hochbärneck, St. Anton.
Lesen Sie nächste Woche: Wahre Schätze als Chance für unsere Region
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