Kulturpreis
Scheibbser "Asylhelfer" kritisieren die Politik
Verein "Willkommen" erhält Scheibbser Kulturpreis, Obmann sorgt mit seiner Dankesrede für Unmut.
SCHEIBBS. Bürgermeister Franz Aigner lud vor Kurzem zur mittlerweile 20. Kulturpreisverleihung in das Rathaus in Scheibbs.
Verein "Willkommen" holt Preis
Nach eingehenden Beratungen der aktuellen Kulturjury, bestehend aus Judith McGregor, Wolfgang Ellmauer, Franz Schaufler, Christoph Leditznig, Christoph Eckel und Alexandra Woller, und einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss wurde der Kulturpreis 2019 an den Verein "Willkommen – Verein zum Finden einer neuen Heimat" vergeben.
Seit März 2014, also seit fünf Jahren, besteht der "Verein zum Finden einer neuen Heimat" in Scheibbs, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, "die schwierigen Lebensumstände der in der Region lebenden Asylwerberinnen und Asylwerber sowie der anerkannten Flüchtlinge zu verbessern und sie aktiv dabei zu unterstützen, in unserer Kultur Fuß zu fassen".
Engagement und Idealismus
Die Verantwortlichen agieren dabei mit viel Engagement und Idealismus, um die kulturelle Integration zu ermöglichen. Es werden z. B. Deutschkurse samt Lernbehelfe organisiert, Unterstützung bei Amtswegen angeboten, aber auch soziale Schwerpunkte gesetzt, wie Grillabende, Besuche von Kulturveranstaltungen, Konzerten und Sportveranstaltungen sowie Chorsingen oder Kochen.
Den Verein unterstützende Benefizkonzerte und -veranstaltungen finden in regelmäßigen Abständen statt. Besonders nennenswert sind hier das "Fest der Kulturen" gemeinsam mit den Lunzer Wellenklängen, ein Benefizkonzert des Ensembles "Vocafonia" in der Scheibbser Klosterkirche sowie eine Lesung des international renommierten und bekannten österreichischen Schauspielers und Regisseurs Karl Markovics. Letzteres fand im Rahmen der Veranstaltung "Asüüül" statt, welche aus dem Scheibbser Kulturkalender nicht mehr wegzudenken ist. Diese seit Bestehen des Vereins jährlich stattfindende Veranstaltung verbindet verschiedenste kulturelle Inhalte – von Musik bis zu Tanz, von Lesungen bis hin zum Gesang und zu Kabaretts.
Kritische Worte bei der Rede
Da Obmann Johann Pöcksteiner ein kritischer Geist ist, der gerne aneckt, ließ er es sich nicht nehmen, im Zuge seiner Dankesrede auch harsche Kritik an der aktuellen politischen Situation in Österreich einfließen zu lassen – sehr zum Unmut von Landtagsabgeordnetem Anton Erber und dem Zweiten Landtagspräsidenten Gerhard Karner, die den Festsaal des Scheibbser Rathauses unmittelbar nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung verließen.
"In unserem Verein spüren wir die Auswirkungen der aktuellen Politik täglich. Denn diese spricht den Flüchtlingen immer mehr das Menschliche ab. Es fällt einem schwer, eine Antwort zu finden, wenn man gefragt wird, wie es der Familie der Asylwerber geht, die einfach verschwunden ist. ich weiß, dass ich unangenehm bin, aber das will ich auch sein, denn es gibt viele Dinge, die einfach gesagt werden müssen", betont Johann Pöcksteiner in seiner Dankesrede.
"Ich hoffe, dass die Arbeit des Vereins auch in Zukunft so engagiert weitergeführt wird und der Verein das so wichtige verbindende Element zwischen den Kulturen in unserer Stadt und darüber hinaus bleibt", sagt Bürgermeister Franz Aigner bei der Preisverleihung im Festsaal des Scheibbser Rathauses.
Weitere Infos erhält man auf willkommen-in-oesterreich.at und auf Facebook.
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