Schwadorf kämpft weiter gegen Schließung der Hausapotheke
Nach der umstrittenen und von der Gemeinde rechtlich angezweifelten Schließung der Hausapotheke von Claudia Ertl in Schwadorf strömten mehr als 150 Bürger zum Diskussionsabend in Dr. House Garden. Rechtsanwalt Markus Lechner: „Ärztliche Hausapotheken in Einarztgemeinden sind besonders geschützt. Denn diese dürfen auch dann weiter betrieben werden, wenn im Umkreis eine öffentliche Apotheke eröffnet wird. Und das unabhängig davon, wie weit die neue Apotheke von der Ordination entfernt ist.“
Urteil nach veralteter Gesetzeslage
Das Problem in diesem Fall: „Es gilt nicht die aktuelle Rechtslage, sondern die des vorigen Jahrtausends. Denn das Apothekenansuchen wurde bereits 1999 gestellt.“ Die Beschwerde von Dr. Ertl gegen den Rücknahmebescheid der Bezirkshauptmannschaft war nicht erfolgreich. Die unmittelbaren Konsequenzen sind problematisch: Es dürfen keine Medikamente mehr direkt von und bei Dr. Ertl ausgegeben werden, weder in der Ordination noch bei Hausbesuchen. Das ergibt unzumutbare Wege für die Patienten, denn die benachbarten Apotheken sind weit entfernt und nicht immer dienstbereit.
Veraltetes Gesetz sorgt für groteske Situationen
Ganz schwierig ist die Situation, wenn Hausärztin Claudia Ertl dringend zu einem kranken und immobilen Patienten gerufen wird. „Denn dort darf ich jetzt keine notwendigen Medikamente mehr patientenfreundlich abgeben, sondern der Patient muss nach der Behandlung eine enorme Strecke zur nächstgelegenen Apotheke zusätzlich in Kauf nehmen. Und das groteskerweise obwohl es ihm so schlecht geht, dass ich sogar zu ihm kommen musste“, erklärt die Medizinerin.
Bürgermeister Maschl: "Eine Farce"
Schwadorfs Bürgermeister Jürgen Maschl: „Ich halte diese willkürliche Gesetzesauslegung für eine Farce. Zum großen Nachteil unserer Bevölkerung. Daher bin ich auch entschlossen, trotz der bestehenden Situation auch weiterhin für unsere Hausapotheke zu kämpfen.“ Die Politik muss Gesetze für und nicht gegen die Menschen machen.
Unverständnis in Bevölkerung
Die Bevölkerung in Schwadorf war sich jedenfalls einig: Niemand versteht, warum ausschließlich im Bereich der Medikamentenversorgung noch ein Gebietsschutz besteht, der für vollkommen patientenfeindliche Situationen sorgt. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass ein friedliches Nebeneinander von Apotheken und Hausapotheken zum Wohle aller ist."
Druck auf Politik gefordert
Eine Lösung lässt sich nach Ansicht von Bürgermeister Maschl jedoch nur mit Druck auf die Politik erreichen. „Nachdem die Landespolitiker das Problem auf die Bundespolitik schieben, bleibt uns nur der Gang zur Gesundheitsministerin. Ich hoffe, dass wir dort ein offenes Ohr für unser Anliegen vorfinden.“
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