Es kommt immer anders als man denkt
Dieses Jahr wollte ich meinen Fischerurlaub in Kroatien an der „Mresnica“ verbringen, und zwei Fliegenruten mitnehmen, da ich nicht vor hatte, auf Friedfische zu fischen.
Eine starke Rute zum Hechte Streamern, eine normale fünfer Fliegenrute auf Äschen und Forellen ging mit. Ich wollten nämlich noch Ausflüge an die „Kupica“ und an die Quelle der „Kupa“ zum Äschen fischen machen. Vorweg genommen, beim Hechtfischen mit der Fliegenrute an der „Mresnica“ hatte ich in vier Tagen Fischen nur einen Biß, doch ein guter Hecht mit der Fliegenrute macht doch viel Spaß. Noch mehr Freude machte es mir allerdings ihn wieder nach dem Fototermin wohlbehalten in sein Element zu entlassen.
An der Kupica konnte ich schöne Äschen und auch Bach- so wie einige gute Regenbogenforellen fangen.
Leider konnte ich, nach langer Irrfahrt auf schlechtesten Straßen, an der Quelle der "Kupa",
nur wenige Fisch fangen. Obwohl viele Äschen in dem glasklaren Wasser zu sehen waren, bekam man auch nach oftmaligen Wechseln der Fliegenmuster keine Bisse!
Weshalb: Erstens waren schon drei Franzosen vor mir im Wasser den Bach rauf und runter gelaufen. Zweitens hörte ich, daß am Tag davor zwanzig Italiener diese Strecke befischt hätten. Ihr könnt Euch vorstellen, wie verschreckt die Äschen waren. Noch dazu fand ich drei tote Äschen, ich nehme an sie wurden verangelt. Die Tageskarte kostete mit der Nationalparkgebühr 40.-€. Also auch nicht so billig für ein Revier, welches mir zu diesem Zeitpunkt stark befischt vorkam . Nach mühevoller zweistündiger Anfahrt mit meinem kroatischen Freund Vlado war ich natürlich doch ein wenig sauer und verärgert.
Mein Freund tröstete mich und schlug mir vor an der Mresnica, in der Nähe unserer Unterkunft mit ihm am nächsten Tag auf Karpfen (kroatisch nennt man sie "Scharan")zu angeln. Er würde mir eine Karpfenrute zur Verfügung stellen. Gesagt, getan. Nächsten Tag ging es im Boot zum
Karpfenfischen. Die Rute war nicht die Beste und der Minikescher, schon gar nicht für das Karpfenfischen geeignet. Aber was soll es, ich hatte ja sowieso mit keinem Biß gerechnet. Doch es kommt immer anders als man denkt. Der Biß kam doch und was am anderen Ende der Schnur hing, war in Sekundenschnelle in den Seerosen. Zum Glück waren die ersten Meter der Leine mit Kevlon-Schnur bestückt. Der Fisch hing in den Seerosen bombenfest und ich rechnete mir vorerst keine Chance mehr aus. Ich hatte auch kein Gefühl für seine Größe, ich spürte ihn aber ständig und sah auch wie sich die Seerosenblätter bewegten. Vorsichtig ruderte mein Freund Vlado mit dem Boot in Richtung Fisch. Nach einiger Zeit schwammen schon einige Seerosenblätter an der Oberfläche und ich spürte die Kraft des Fisches immer stärker und als wir noch zehn Meter von dem Seerosenfeld entfernt waren, schoss für mich als Fliegenfischer ein riesiger Karpfen aus dem Seerosendickicht ins freie Wasser. Nun habe ich eine Chance, so dachte ich.
Doch während des Drillens fiel mir der Kescher ein und meine gedankliche Chance sanken wieder auf den Nullpunkt. Es vergingen weitere fünfzehn Minuten und ich merkte, er verliert an Kraft, langsam aber sicher bekam ich die Oberhand und nach weiteren fünf Minuten lag er todmüde neben dem Boot. Nach drei vergeblichen Landeversuchen mit dem Kescher gelang es uns dann doch, ihn irgendwie in das Netz zu bekommen. Wir freuten uns gemeinsam über einen 16,40 kg schweren Rüssler, der für mich mein schwerster Karpfen war. Dieser wunderbare Fisch wurde nach dem Fototermin mit viel Freude wieder in sein Element entlassen.
Natürlich wurde dieser Ausnahmefisch, wie es mal in Kroatien Sitte ist, am Abend mit viel Slibowitz fröhlich gefeiert.
Petri Heil Rudolf Thurner
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