Essen und Trinken: ein teurer „Spaß“
Werden Lebensmittel bald zur Luxusware?
Wir geben durchschnittlich nur 12 Prozent für Lebensmittel aus, aber Haushaltsausgaben sind merkbar gestiegen.
Wenn am Ende des Geldes immer noch Monat übrig ist, fragt man sich, wohin das mühsam verdiente Gehalt verschwunden ist. Inflation, nur spärliche Gehaltserhöhungen und die hohen Lebensmittelpreise, tragen ihr Quentchen dazu bei.
Der tägliche Einkauf wird für immer mehr Menschen zum quälenden Spießrutenlauf. Prospekte durchackern, Preise vergleichen und Aktionen suchen - die wenigsten Konsumenten gehen nur mehr zu einem einzigen Supermarkt. Vor allem für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger in ländlichen Gegenden und ohne Fahrzeug ist es meistens unmöglich, immer die günstigsten Angebote zu ergattern. Das Leben wird scheinbar immer teurer und viele Konsumenten leiden unter dem hohen Preisniveau. Die „gefühlte Inflation“ (siehe „Zur Sache“-Kasten) ist seit der Wirtschaftskrise und nach der neuerlichen Talfahrt der Börsenkurse auf einem Höchststand.
Wirtschaftskammer beruhigt
Für WK-Bezirksstellenleiter Franz Therner ist die Situation nicht ungewöhnlich: „Es stimmt, dass einige Lebensmittel teurer geworden sind, aber nicht so dramatisch, wie es oft beklagt wird.“ Therner fordert dazu auf, die Preissteigerungen im Lebensmitteleinzelhandel im gesamtwirtschaftlichen Umfeld zu betrachten: „Es ist die Steigerung der Energiekosten, die zu den Verteuerungen führt. In anderen Wirschaftssparten, wie zum Beispiel dem Textilhandel, sind die Preise gesunken. Ich kann jedem nur empfehlen, die Preise zu vergleichen - in allen Sparten.“
Arbeiterkammer will Kontrolle
Die Arbeiterkammer fordert, dass der Wirtschaftsminister die Preissteigerungen kontrolliert und mit den Entwicklungen in den Nachbarländern vergleicht. Darüber hinaus soll sich die Regierung auf EU-Ebene für eine Eindämmung der Spekulation mit Nahrungsmitteln einsetzen. Die geplante Einführung von Biosprit führt zu einer gestiegenen Nachfrage nach Getreide und Ölsaaten. Dies führt zu steigenden Weltmarktpreisen und verstärkter Spekulation auf den Rohstoffmärkten. Die Preissteigerung bei Mehl betrug in der Zeit von September 2010 bis März 2011 rund 69 Prozent „Lebensmittel gehören auf den Teller, nicht in den Tank“, meint AKNÖ-Berater Gottfried Nusser aus Schwechat.
Einkaufskorb gibt Aufschluß
Hat man für einen Einkaufskorb mit den 41 preiswertesten Produkten des täglichen Bedarfs im September 2010 noch 100 Euro gezahlt, waren es im April 2011 bereits 108 Euro. Das ist nicht viel, aber in Verbindung mit den hohen Treibstoff- und Energiepreisen eine nicht zu vernachlässigende Tendenz. Dazu kommt, dass die durchschnittlichen Haushaltsausgaben nominell seit 2005 um 14,6 Prozent gestiegen sind.
Zur Sache
Gefühlte Inflation
Inflation bezeichnet in der Volkswirtschaftslehre einen andauernden, „signifikanten“ Anstieg des Preisniveaus.
Die Höhe der Inflation wird von den Konsumenten unterschiedlich wahrgenommen. Ein Grund für die Abweichungen der „gefühlten Inflation“ zur gemessenen Inflation ist die Tatsache, dass im Warenkorb, der zur Inflationsmessung herangezogen wird, sowohl Produkte des täglichen Bedarfs (wie Lebensmittel) als auch langlebige Konsumgüter (wie Autos) enthalten sind und die Produkte in Auswahl oder Gewichtung nicht mit jedem individuellen Konsumenten bzw. jeder individuellen Konsumentengruppe übereinstimmen. Die Wahrnehmung von Preisveränderungen ist für die Waren des täglichen Bedarfs höher, als diejenige für langlebige Konsumgüter. Damit liegt die gefühlte Inflation höher als die gemessene, wenn die Preise für Waren des täglichen Bedarfs stärker steigen als die langlebiger Konsumgüter (und umgekehrt).
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