Der Friedhof der Namenlosen
Begraben am Ufer der Donau

- Die Alberner Fischer gedenken mit einem mit Kränzen und Blumengestecken geschmückten Floß den Toten der Donau.
- Foto: Reissner
- hochgeladen von Hannah Maier
Am Friedhof der Namenlosen beim Alberner Hafen fanden viele Opfer der Donau ihre letzte Ruhestätte.
SIMMERING. „Donau so blau, so schön und blau“ – so durchzieht sie unser Stadtbild. Aber der Strom ist und bleibt auch Naturgewalt. Jährlich gedenken die Alberner Fischer der Opfer der Donau. Ein mit Kränzen und Blumengestecken geschmücktes Floß wird dabei in die Arme des Donaustroms gelegt.
Hintergrund der Kranzlegung ist eine Wasserströmung, die in der Vergangenheit mehrere hundert Wasserleichen an genau der Stelle an Land spülte, wo sich heute der Friedhof befindet. Darum wurde der Friedhof der Namenlosen schließlich errichtet: Diejenigen, die nicht von der ansässigen Bevölkerung identifiziert werden konnten, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Josef Fuchs kümmert sich nun bereits in dritter Generation um den Friedhof, der mit seinen schlichten Gräbern „an eine Zeit erinnern soll, in der viele Menschen unzufrieden waren – in der Vorkriegszeit und auch noch viel früher – und sich deshalb das Leben nahmen.“

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Donau-Leichen am Friedhof
Sein Großvater, der auch Josef Fuchs heißt, fand als 17-Jähriger selbst einmal ein Neugeborenes und brachte es auf den Friedhof, damit es dort bestattet werden konnte. Auch als Gendarm hat er mit den Donau-Leichen zu tun gehabt. Der Friedhof und alle seine Toten wurden ihm ein Anliegen, das sich später auf Sohn und Enkelsohn übertragen hat.
Als 1938 der Alberner Hafen ausgebaut wurde, verschwand die Wasserströmung – und somit verschwanden auch die angespülten Leichen. Von 1840 bis 1940 wurden fast 600 bestattet. Obwohl von nun an keine Donau-Leichen mehr angespült wurden, beschlossen die Fischer der verschollenen Donau-Opfer zu gedenken. Deshalb findet seit jeher am Sonntag nach Allerheiligen die Kranzlegung der Fischer statt. Man munkelt, das Floß wurde stromabwärts schon einmal bis ins Schwarze Meer getrieben.
Regelmäßige Besucher
In den letzten Jahren kommen laut Fuchs immer mehr Besucher: Touristen, Filmschaffende, Zeitungsleute, sogar der ein oder andere „Geisterjäger“, der behauptet: Hier spukt’s. Josef Fuchs stört das nicht. Als Friedhofsbetreuer hat er mit den verschiedensten Leuten zu tun. Auch mit einigen Angehörigen, die Ahnenforschung betreiben oder hier Trost finden: „Zu Allerheiligen und Allerseelen kommt immer eine Gruppe aus Deutschland. Sie singen und beten für einen vermissten Freund, der hier angeblich bestattet ist. Und weil sie nicht genau wissen, wo, bleiben sie jedes Jahr vor einem anderen unbekannten Grab stehen. Vielleicht ist der Richtige ja einmal dabei.“
Pfarrer Silvio Crosina beschreibt den Friedhof als einen „Ort der Kraft“. Die letzte Ruhestätte der einst Hoffnungslosen ist zu einem Ort der Hoffnung geworden.


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