Erinnerungen an eine Jugend in Simmering
Die Seniorin Christa Zimmermann (74) erinnert sich an Kinobesuche und Tröpferlbad im Simmering von anno dazumal.
SIMMERING. "Ich habe mein ganzes Leben in Simmering verbracht", erzählt Christa Zimmermann. Im Elften wurde sie geboren, in dem Bezirk hat sie gewohnt und bei Simmering-Graz-Pauker gearbeitet.
"Und wahrscheinlich werde ich auch in Simmering am Zentralfriedhof begraben werden", meint die rüstige 74-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Mit der Bim ins Sonnenland
Als Kind war sie oft in Kaiserebersdorf. "Dort hat meine Oma einen Kiosk gehabt. Gleich bei der Endstation des 73ers." Mit dem ist sie immer zur Anna-Omsch gefahren. Das war stets ein Abenteuer, weil die Straßenbahn nur ein Gleis hatte. Für die entgegenkommende Bim gab es Ausweichstationen, erinnert sich Zimmermann.
Während die Oma sich um ihre Kunden kümmerte, war die damals kleine Christa im Kinder-Erholungsbereich Sonnenland, wo sie mit anderen Kindern spielte. "Erst abends fuhr ich mit der Bim nach Hause."
Vom Rex ins Mraz
Als Jugendliche entdeckte sie das Kino als Leidenschaft. "Es gab vier Kinos im Bezirk: das Hauffkino, das Simmeringer Volkskino am Enkplatz, die Lichtbildbühne und das Rex. Vor dem Filmschauen ging ich immer ins Kaffeehaus. Das Amon war mein Stammbeisl. Da gab es einen netten Ober namens Leo, der auf mich aufpasste."
Nach der Arbeit ging es für Christa Zimmermann fast täglich ins Café Mraz in der Hauffgasse Ecke Lorystraße. Das besondere an dem Lokal: Es gab einen Wurlitzer und zu der Musik wurde regelmäßig getanzt.
Milch und Bier in der Kanne
"Wir wohnten damals in Gemeindewohnungen, hatten aber kein Bad", erinnert sich die 74-Jährige. "Daher gingen wir am Sonntag Vormittag ins Tröpferlbad. Erst, als wir sauber waren, haben wir uns das Sonntagsgewand angezogen."
Gerne erinnert sie sich noch an eine Milchfrau am Geiselberg, von der sie mit der Kanne die Milch holen ging. Und beim Wirt nebenan ging man mit dem Krug das Bier holen.
Freilichtbühne bei der Hauffgasse
"Natürlich gab es auch Kultur in meinem alten Simmering. An der Ecke von der Hauffgasse zur Lorystraße gab es jeden Sommer ein Freilicht-Theater mit lustigen Stücken."
Am meisten vermisst Christa Zimmermann die alte Simmeringer Hauptstraße. "Es gab neben Mode- und Wäschegeschäften auch den Möbel Berger und Litega auf der Einkaufsstraße. Bei Kaindl konnte man Haushaltsgeräte einkaufen und beim Tuma war es sogar möglich, in Raten zu zahlen. Sogar ein Zuckerlgeschäft hatte genau gegenüber meines Lieblingskinos Rex die süßesten Sachen."
Heute ist Christa Zimmermann am liebsten im Zentrum Simmering. Hier geht sie shoppen und setzt sich in ein Café.
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