Radikal oder nicht? Die Imam-Hatip Schule in Liesing

- Ein Lehrgang für Imame und islamische Seelsorger hat vor Kurzem in Liesing wiedereröffnet.
- hochgeladen von Elisabeth Schwenter
Geschlossen, neuer Lehrplan, wiedereröffnet: Was wird in der Imam-Schule in Liesing gelehrt? Ein Lokalaugenschein.
LIESING. Bereits im vergangenen Jahr stellten Abgeordnete der FPÖ eine parlamentarische Anfrage an den damaligen Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres. Sie wollten Details zum Schulbetrieb der Imam-Hatip-Schulen wissen. Die Anfrage blieb unbeantwortet. Der damalige Minister und heutige Bundeskanzler und Koalitionspartner der FPÖ, Sebastian Kurz, konnte oder wollte offenbar keine Antworten liefern.
Dann wurde das Unterrichtsministerium auf eine der Schulen aufmerksam und sorgte dafür, dass die Einrichtung im ehemaligen Electrolux-Werksgebäude in Liesing schließen musste. Kritisiert wurde vor allem, dass weltliche Fächer (Mathematik, Physik) unterrichtet wurden, ohne dass die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt waren. Der Unterricht verstieß gegen das Privatschulgesetz. Die Wiedereröffnung der Schule wurde allerdings von den Betreibern verschoben. Man wollte im Wahlkampf nicht zu einem Propagandathema werden, berichten sie.
Lehrgang im Rahmen der Religionsausübung
Der Lehrgang für Imame und islamische Seelsorger hat jetzt wieder geöffnet. 88 Schülerinnen und Schüler werden hier unterrichtet. Ausschließlich religiöse Inhalte stehen auf dem Programm. Das ist ihr gutes Recht. Jede Religionsgemeinschaft darf das. Und wenn das gut gemacht wird, ist das ein positiver Beitrag zur Gesellschaft. Denn islamische Seelsorger kümmern sich unter anderem um radikalisierte Jugendliche oder Straftäter, um diese wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
Radikal-islamistischen Einrichtungen entgegenwirken?
Doch die Struktur der Vergangenheit und auch der Name der Schule lassen nach wie vor Verunsicherung aufkommen. Denn die Imam-Hatip-Schulen richten sich an der fundamentalistisch-religiösen Millî-Görüş-Bewegung aus. Von der FPÖ bis zu den Grünen hat man in Bezug auf diese Schulen seit Jahren dasselbe gehört: Sie seien "durchaus als Teil einer Islamisierungsstrategie von Millî Görüş in Europa zu sehen". Um zu beruhigen, hat man nun die Schilder vom Eingang der Schule entfernt. Doch im Inneren des Gebäudes in Liesing ist der Name noch präsent. An den Wänden und Türen liest man in großer Schrift "Imam-Hatip-Lehrgang". Hatte man noch keine Zeit, die Erinnerungen an die Vergangenheit zu entfernen?
Außerdem – und auch das stimmt bedenklich – liegen Flyer auf, die von der Islamischen Föderation gestaltet wurden. Auch sie gilt als Österreich-Sektion der türkischen Millî-Görüş-Bewegung. Finanziert wird die Schule laut Aussagen der Betreiber ausschließlich über die Schüler selbst. Auch will man mit Radikalisierung nichts zu tun haben: "Unter unseren Schülerinnen und Schülern befindet sich niemand, der sich radikalen Gruppen tendenziell näher fühlt oder sich einer solchen angeschlossen hat", betont Esra Seyhan aus der Direktion der Schule. In erster Linie wolle man den radikal-islamistischen Einrichtungen entgegenwirken. "Aus diesem Grund sind wir von unserer Einstellung vollkommen überzeugt und zeigen keine Scheu, in den Medien präsent zu sein."
Für Österreich konzipiert
"Wir möchten, dass die österreichischen Behörden eine Lösung für uns finden. Wenn wir hier keine Lösung finden, treten wir in die Partnerorganisationen in anderen Ländern Europas ein. Die Zukunft unserer Studenten ist uns wichtig", so Seyhan. Die neuen Lehrpläne seien gemeinsam mit den zuständigen Behörden in Wien erstellt worden. Man distanziere sich auch vom Vorwurf der Einflussnahme aus der Türkei. Und der Name? "Wir haben diesen Namen behalten, um unsere Schule verständlich zu machen. Im Islam versteht man unter diesem Namen den Beruf. Er stellt auch eine gewisse Qualität und Marke dar", erklärt Seyhan.


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