Simmeringer Justizanstalt wird saniert
Der frühere Zöglingstrakt wird bis zum Sommer 2017 generalsaniert.
SIMMERING. Seit 1921 waren hier Jugendliche, bis 1929 jugendliche Straftäter, danach Erziehungsbedürftige, untergebracht. Ab 1975, dem Jahr der Umwandlung der früheren Erziehungsanstalt in die Strafvollzugsanstalt Simmering, gab es im Zöglingstrakt 67 Haftplätze für erwachsene Straftäter, die sich aus großen Gemeinschaft-Hafträumen zusammensetzten. Diese mussten aufgrund des desolaten Bauzustandes des Gebäudes 2014 geräumt werden.
Seither steht der denkmalgeschützte Zöglingstrakt leer. "Wir haben gehofft, dass wir die Finanzierung einer Generalsanierung erreichen können, haben selbst schon viel Vorarbeit geleistet. Jetzt kann also die Zukunft beginnen", so Brigadier Wolfgang Huber, seit 14. März neuer Leiter der Justizanstalt Simmering.
Dabei gehe es nicht nur um die Schaffung von 27 zusätzlichen Haftplätzen, sondern auch um die Errichtung zeitgemäßer Ausbildungsstätten und Arbeitsmöglichkeiten, die eine erfolgreiche Resozialisierung ermöglichen. Immerhin machten im Laufe der Jahre schon bisher mehr als 1.000 Häftlinge ihren Lehrabschluss in Simmering.
Schulungsraum und neue Besuchsräume
"Es wird auch einen multimedial ausgestatteten Schulungsraum und eine Modernisierung der Arbeitsstätten für die Facharbeiter-Intensivausbildung Maurerei, Malerei und Tischlerei geben", so Huber.
Und die Besucher der Inhaftierten können sich künftig über zwei neue Familienbesuchsräume freuen. Und last not least würden durch die Modernisierung die Arbeitsbedingungen für die Justizbeamten optimiert. Dadurch sollen auch weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.
Bauen für die Zukunft
"Wir bauen für die Zukunft", so Justizminister Wolfgang Brandstetter, der sich auf "heimischen Boden" - er ist selbst in Simmering aufgewachsen - sichtlich wohl fühlte. Noch dazu gehört die Justizanstalt Simmering der Justiz und nicht wie viele andere Strafvollzugsanstalten der Bundes Immobilien Gesellschaft.
Die BIG tritt im Fall der Sanierung des Zöglingstraktes "nur" als Dienstleister auf und wird das Baumanagement abwickeln. BIG-Geschäftsführer Wolfgang Gleissner: "Wir bauen viel für die Justiz, meist in unseren eigenen Gebäuden, in denen die Justiz nur eingemietet ist. Wir sind stolz auf das große Vertrauen, das uns mit dieser doch komplexen Aufgabenstellung eingeräumt wurde."
Denkmalschutz: Problem Gitter
Denkmalschutzvorgaben, statische und strengste sicherheitstechnische Aufgaben bedürfen einer extremen Sorgfalt. So werden für die Statik die Decken verstärkt, die gesamte Haustechnik, Elektrik, Sicherheitsmaßnahmen und natürlich auch der Brandschutz auf allerneuesten Stand der Technik gebracht und genau auf die Bedürfnisse der Justizanstalt abgestimmt.
Selbst die Anbringung der Fenstergitter sei an einem denkmalgeschützten Gebäude keine alltägliche Aufgabe.
Kosten: 11,5 Millionen
Die Kosten für die Sanierung betragen 11,5 Millionen Euro. Fertigstellung soll im nächsten Sommer sein. Justizminister Wolfgang Brandstetter: "Die aktuellen Sanierungsmaßnahmen erfolgen im Rahmen des Gesamtkonzeptes zur Reform des Straf- und Maßnahmenvollzuges, das unter anderem eben die Erweiterung des Haftkapazitäten, vor allem aber die Verbesserung der Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten vorsieht."
Trotz seines stattlichen Alters wird der Zöglingstrakt mit seinen 4.200 Quadratmetern damit künftig der modernste, für einen zeitgemäßen Strafvollzug bestens ausgestattete Gebäudeteil der Justizanstalt Wien Simmering sein.
Wissenswertes zur Justizanstalt
Die Justizanstalt Wien Simmering besteht aus dem Schloss Ebersdorf, einem ehemaligen Jagdschloss, und einem neuen Trakt.
Der historische Anstaltsteil ist für den gelockerten Vollzug und die Ausbildung von erwachsenen, männlichen Strafgefangenen bekannt. Dazu stehen 17 Arbeits- und Werkstättenbetriebe zur Verfügung. Außerdem haben die Insassen die Möglichkeit, eine Lehrausbildung in sieben verschiedenen Bereichen zu absolvieren.
In der Justizanstalt Wien Simmering werden großteils Freiheitsstrafen von mindestens drei Monaten bis ca. drei Jahren vollzogen, wobei die Vollbelegung für 380 Insassen ausgelegt ist. Zu diesen Insassen kommen noch ca. 120 Personen, die im von hier aus elektronisch überwachten Hausarrest angehalten werden. Die Justizanstalt ist derzeit Arbeitgeber für rund 170 Bedienstete.
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