Sonnwendviertel, Seestadt, Bombardiergründe: Drei Stadtentwicklungsgebiete im AK-Check
Eine Studie der AK Wien zeigt positive und negative Aspekte der drei Stadtteile auf. Im Fokus stand der öffentliche Raum.
FAVORITEN/FLORIDSDORF/DONAUSTADT. Das Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof, die Seestadt Aspern und die Bombardiergründe im 21. Bezirk haben etwas gemeinsam. Sie sind sogenannte Stadtentwicklungsgebiete. Neue Viertel, die entweder in bereits dicht verbautes Gebiet eingegliedert wurden oder in etwas abgelegeneren Teilen Wiens geplant wurden.
Die AK hat nun eine große Studie veröffentlicht, die sich mit dem Zusammenwachsen der Viertel und ihrer Umgebung beschäftigt. Das Leben in diesen Vierteln ist unterschiedlich und hat doch einige Gemeinsamkeiten.
Die Wiener Bevölkerung wächst
An den öffentlichen Raum werden durch die Bevölkerungsentwicklung neue Ansprüche gestellt. "Armut zum Beispiel", so Heide Studer vom technisches Büro für Landschaftsplanung tilia, "wird an den Rand gedrängt, weg aus dem öffentlichen Raum." Daher wurde in der Studie, die eine Kooperation der AK und der Planungsbüros tilia und Rosinak & Partner darstellt, der öffentliche Raum unter sozialen Blickwinkeln betrachtet. Wie die einzelnen Viertel mit den neuen Herausforderungen der Bevölkerungsentwicklung und Ansprüchen umgehen, erklärt die Studie. Besondere Beachtung fanden dabei die Faktoren Orientierung, Durchgänge in den Gebieten, Übergang von öffentlichem zu privatem Raum, Beleuchtung, Verkehr, Bepflanzung und Sicherheit.
Barriere Sonnwendgasse
"Im Sonnwendviertel wirken die Sonnwendgasse und die Gudrunstraße wie eine Barriere zwischen Alt und Neu, die nur über einzelne Ampeln mit langen Wartezeiten für Fußgänger zu überwinden sind", so Studer. Querverbindungen vom Sonnwendviertel zur Fußgängerzone Favoritenstraße müssten fußgänger- und radfahrerfreundlich gestaltet werden etwa durch breitere Gehsteige in der Keplergasse beziehungsweise der Raaberbahngasse.
Leben in den Erdgeschosszonen
Ums Eck einkaufen, ums Eck Besorgungen machen, Leute treffen oder zum Arzt gehen: Das macht die Lebensqualität im Grätzel aus. In der Seestadt wird das gezielt unterstützt, im Sonnwendviertel und in den Bombardiergründen nicht. Dort stünden die Erdgeschosszonen leer, seien unattraktiv und teilweise zu Abstellräumen verkommen. In der Seestadt gäbe es außerdem ein Stadtteilmanagement für die Wünsche, Sorgen und Anliegen der Anrainer. "Dort kann jeder sagen was ihm am Herzen liegt: Ob zu viele Hunde am Spielplatz toben, oder Radler oder Skater auf den Gehwegen die Fußgänger irritieren: Es gibt Ansprechpartner mit regelmäßigen Sprechstunden", erklärt die Studienautorin. Im Sonnwendviertel unterstützt eine Außenstelle der Gebietsbetreuung. In den Bombardiergründen fehlt ein Management.
Freiräume für jung bis alt
Eltern mit Kleinkindern, Jugendliche, Senioren oder Freizeitsportler: Sie alle brauchen „ihren“ Raum. Doch Angebote für Erwachsene fehlen in jedem Viertel. Sitzgelegenheiten, die für Jugendliche und Erwachsene Raum im Viertel bieten würden dringend benötigt.
Auch Rollerwege werden, so die Autorinnen der Studie, gewünscht. Kinder wollen sich selbstständig bewegen können, auf Wegen, die nicht für Radfahrer reserviert sind.
In den Bombardiergründen ist so einiges verboten. Rollschuhe, Räder etc. Verbotsschilder, Kameras und ein eigener Wachdienst werden zur Einhaltung der Vorschriften eingesetzt. Das sorgt für eine Einschränkung der Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Raumes. Bei dringend benötigten Spiel- und Erholungsflächen gibt es im Sonnwendviertel noch Nachholbedarf. "Auch dass am Wochenende Sportplätze der Schulen verwaist sind, während sich die Menschen in den öffentlichen Parks drängen, muss nicht sein", erklärt Weninger. Und wer auf Bus, Bim oder S-Bahn wartet, müsse dies in überdachten Wartehäuschen tun können, mit Sitzgelegenheit und Beleuchtung. Das fehle sowohl in der Seestadt Aspern als auch im Sonnwendviertel und auf den Bombardiergründen.
Fußwege für die Menschen
Wenn der Fußweg sicher, erholsam und nicht zu lang ist, wird mehr zu Fuß gegangen. "Deshalb muss es Wege durch große Wohnblocks hindurchgeben, statt drum herum", erklärt Andrea Weninger von Rosniak & Partner. Auf den Bombardiergründen etwa sei die Ost-West-Verbindung nicht mitgeplant worden. Nun gäbe es einen 500 Meter langen Umweg statt einer 175 Meter langen Direktverbindung durch das Siedlungsgebiet. Damit ein neues Wohnquartier nicht zum Hindernis wird und auch von den alteingesessenen Nachbarn leichter akzeptiert wird, brauche es jedoch Wege und Plätze, die für alle offen sind und Begegnungen ermöglichen.
Kein Platz vor der Schule
Im Sonnwendviertel ist der Platz vor der Schule klein und unattraktiv. Es gibt weder Sitzmöglichkeiten noch genügend freie Fläche für Bewegungsmöglichkeiten. Außerdem führt direkt vor der Schule der Radweg und die Straße vorbei. Gerade vor einer Schule solle mehr Raum für die Kinder und Jugendlichen zur Verfügung stehen, sind sich die Studienautorinnen einig.
Alle Studien der AK Wien gibt es unter www.wien.arbeiterkammer.at gratis zum Download.
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