Polit-Krimi um Brückensperre
Schönau: ÖBB sperrt für Landwirte wichtige Brücke, nun drohen Umwege von bis zu zehn Kilometern.
SCHÖNAU. Landwirt Johannes Mayer aus Schönau ist stinksauer. Bis zu zehn Kilometer Umweg muss er künftig in Kauf nehmen, um einige seiner Felder zu erreichen. "Eine ökonomische und ökologische Sinnlosigkeit", sagt er. Der Grund: um zu den Feldern zu gelangen, muss er eine Brücke passieren, die über Bahngleise der Südbahn führt. Der Eigentümer, die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), haben die Brücke aus sicherheitstechnischen Gründen in einer "Nacht und Nebel-Aktion" gesperrt - und damit den einzigen direkten Weg auf das Areal. Betroffen ist nicht nur Johannes Mayer sondern zig andere Landwirte aus der Gegend. Zum Beispiel Erich Pöltl aus Sollenau, Rudolf Hagen aus Schönau oder Franz Scheibenreif aus Leobersdorf.
ÖBB machen Druck
"Aber wir sind bei weitem nicht die einzigen", so Erich Pöltl. "Ingesamt betrifft es rund 40 Landwirte und Weinbauern." Warum die ÖBB die Brücke sperrt, können sie nur vermuten. "Mit uns redet ja keiner", so Franz Scheibenreif. "Ich glaube, dass die ÖBB Druck auf die Gemeinde ausüben will, damit die bei einer Brücken-Sanierung oder einem Neubau mehr zahlt, dabei wäre die ÖBB eigentlich für die ordentliche Instandhaltung der Brücke verantwortlich gewesen." Denn es habe in den verganenen Jahren immer wieder Verhandlungen zwischen ÖBB und Gemeinde gegeben. Einmal wegen einem Neubau der Brücke, da hätte sich die Gemeinde mit 80.000 Euro beteiligt. "Die ÖBB hat das dann in letzter Minute abgesagt", so Mayer. "Die anschließenden Verhandlungen zur Sanierung der Brücke lagen dann seit Jahren brach." Von einem Versäumnis der Gemeinde spricht hingegen der geschäftsführende ÖVP-Obmann von Schönau, Andreas Steiner: "Das hat eindeutig die Gemeinde verschlafen und liegen gelassen und sich nicht drum gekümmert." Zudem hätte es bereits am 2. Juli ein Schreiben der ÖBB gegeben, dass die Brücke gesperrt werden müsse - die Landwirte wären aber erst kürzlich darüber informiert worden. Das will Ortchefin Brigitte Lasinger nicht so auf sich sitzen lassen. "Sobald meine Amtsleiterin aus dem Urlaub zurück war, haben wir alle schriftlich informiert und eine Sitzung einberufen - wir haben so schnell gehandelt wie möglich", sagt sie, und: "Es ist aber auch für mich sehr überraschend, dass die Brücke jetzt so plötzlich gesperrt wird, denn wir waren immer wieder in Kontakt mit den ÖBB deswegen." Jetzt bemühe sie sich aber um einen sachlichen Ton in der Angelegenheit und möchte so schnell wie möglich zu einer Lösung kommen: "Denn es ist für die Landwirte der totale Wahnsinn, die Umwege die sie auf sich nehmen müssen!" Allerdings gehe es hier ja um sicherheitstechnische Gründe und das nehme sie durchaus ernst. "Ich kann und will da jetzt keine schweren Geräte drüber fahren lassen, wenn die Brücke tatsächlich in so schlechtem Zustand ist", sagt sie.
Sperrung notwendig
Das jedenfalls behaupten die ÖBB. Man habe ein Gutachten zum Zustand der Brücke in Auftrag gegeben, das jetzt auch nachweist, dass eine weitere Überfahrt fahrlässig wäre, heißt es vonseiten der ÖBB: "Die Brücke ist aufgrund „Gefahr in Verzug“ so schnell wie möglich für den Verkehr zu sperren. Dies dient zur Sicherheit aller, die die Brücke bisher genutzt haben." Das kommt Josef Balber allerdings "spanisch vor", wie er sagt. Balber ist Landtagsabgeordneter (ÖVP) und Hauptbezirksobmann des Niederösterreichischen Bauernbundes Baden und betraut mit der Causa. "Jeder Eigentümer hat auch seine Instandhaltungspflicht, demzufolge auch die ÖBB, dem sind sie offensichtlich nicht nachgekommen", sagt er. "Gleichzeitig wird hier aber gerade von der Verkehrsabteilung des Landes Niederösterreich genau auch dieser rechtliche Bereich geprüft, wo hier und von wem entsprechende Maßnahmen verabsäumt wurden." Man werde jedenfalls mit Land und ÖBB verhandeln, um eine schnellstmögliche Lösung zu erreichen, denn man dürfe nicht auf die Leute vergessen, auf deren Kosten die Sperre geht. Doch auch Balber äußert den Verdacht: "Die ÖBB wollen hier sicher Druck ausüben, dass Land und Gemeinde mehr zahlen."
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