"Wichtig ist die Vielfalt"

Ebreichsdorfer Ortschef über die NR-Wahlen, Herausforderungen für die SPÖ und seine Arbeit als Bürgermeister.

EBREICHSDORF. Die Nationalratswahlen liegen bereits einige Wochen zurück. Anfang 2020 stehen die Gemeinderatswahlen an. Zeit für ein Gespräch mit dem Ebreichsdorfer Bürgermeister und Geschäftsführer der SPÖ Niederösterreich, Wolfgang Kocevar.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie bewertest du den Ausgang der Nationalratswahl im Bezug auf deine Arbeit als Bürgermeister?
WOLFGANG KOCEVAR: Am Ende des Tages gibt es nur eine Sozialdemokratie und wir gewinnen nur zusammen Wahlen. Man sieht aber ganz klar, dass die Wähler wesentlich mobiler geworden sind und dass man sich immer wieder aufs Neue um sie bemühen muss, die typischen Stammwähler gibt es nicht mehr.
Hat das Ergebnis also auch Einfluss auf deine Arbeit als Bürgermeister?
Es hat insofern keinen Einfluss, weil wir in der Gemeinde sowieso unsere Projekte und Initiativen auf die Gemeinde fokussieren. Aber natürlich muss die Sozialdemokratie auf allen Ebenen die Zeichen ernst nehmen, dass der Wähler sich nicht abgeholt fühlt von der Sozialdemokratie. Da müssen wir dagegen steuern.
Ist es als Bürgermeister einer Stadtgemeinde einfacher die Leute zu erreichen?
Natürlich bin ich als Bürgermeister extrem nahe an der Bevölkerung dran, das ist ein Mitgrund dafür, dass das Amt des Bürgermeisters imagetechnisch positiver von der Bevölkerung bewertet wird als Landes- und Bundespolitiker. Als Bürgermeister kann man klarer kommunizieren, komplexe Themen auch einfacher erklären.
Wo liegen die Schwächen der Landes- und Bundes-SPÖ im Jahr 2019?
Die Schwachstellen bei der SPÖ im Bund sind ganz sicher nicht Inhalte oder Themen. Denn wenn man die Bürger fragt, dann geht es ihnen genau um die Kernthemen der SPÖ. Aber wir verstehen es momentan nicht, diese Themen verständlich an den Wähler zu bringen. Ich denke die SPÖ muss moderner auftreten, klarer in der Sprache werden, komplexe Themen so erklären, dass jeder versteht wofür die SPÖ steht.
Stichwort Frauen: denkst du die Partei müsste weiblicher und jünger werden?
Grundsätzlich schadet es keiner Partei weiblicher und jünger zu werden, aber in Wirklichkeit braucht es in der SPÖ einen Querschnitt der österreichischen Bevölkerung, wir können nur glaubwürdig Politik machen, wenn wir dieselben Leute in der Partei repräsentieren, das können Frauen sein oder Männer, Arbeitslose oder Alleinerzieher. Die Vielfalt ist ausschlaggebend.
Gemeinderatswahlen 2020: Was sind für dich und die Ebreichsdorfer SPÖ die Herausforderungen? Zunächst: Allen Gerüchten zum Trotz, ich möchte mit Leib und Seele Bürgermeister bleiben und es ist nicht meine Intention und nicht meine Lebensplanung mich nur mehr der Landes- oder Bundes-Politik zu widmen. Für uns sind sicher die großen Herausforderungen: Umwelt und Verkehr. Die nächste Periode wird sehr spannend wegen der neuen Pottendorfer Linie, aber auch allgemein Verkehr: wir brauchen eine Umfahrungsstraße, sonst erstickt das Zentrum im Verkehr. Wir brauchen gebremstes Wachstum und haben in den letzten Jahren wenig umgewidmet. Das was gebaut wurde, war auf Privatgründen oder noch von Vorregierungen beschlossen. In Sachen Umwelt werden wir weitere Bäume pflanzen und der Jubiläumspark steht am Plan. Ich hoffe, dass uns die Ebreichsdorfer das Vertrauen wieder geben.