Vernissage
Kunst im Kopf, auf der Leinwand und im Atelier in Neuhaus
Am 17. September eröffnete das Atelier Bajadere mit einer Vernissage die Gemeinschaftsausstellung der beiden Künstler Herbert Stiegler und Gégé Stiegler.
NEUHAUS. Herbert Stiegler arbeitet vorwiegend mit Acryl, aber auch Ölfarben, Sand, Lack und Strukturpasten kommen ebenso zur Anwendung. Die Ausdrucksform, zu Beginn fast ausschließlich gegenständlich, zuletzt hat er aber immer mehr zur abstrakten Bildsprache gefunden. Der Einfluss seiner Lehrmeister ist zum Teil in einigen Bildern noch spürbar.
Die Entstehungsweise der Arbeiten ist sehr unterschiedlich. Einerseits wird nach einer exakten Vorzeichnung jede Farbmischung und jeder Pinselstrich genauestens geplant.
Gegensätzlich dazu die andere spontan-experimentelle Vorgehensweise. Im Vorfeld entsteht lediglich eine grobe Skizze der Grund-form. Häufig entwickelt sich aus einem hingeworfenen Strich eine Figur - am Ende dieses Entwicklungs- und Transformationsprozesses entsteht ein Ergebnis, das aus dem anfänglichen Element nicht ablesbar war. Obwohl die Farbigkeit nicht etwa zufällig, sondern in Hinsicht auf ihre Wirkung bewusst gewählt ist, tritt sie gegenüber der Form in den Hintergrund.
Gégé Stiegler beschäftigt sich vorwiegend mit Akten. Der menschliche Körper an sich ist sehr spannend. "Das hat Künstler aller Generationen schon immer interessiert, und wenn bei einem Akt alles passt, ist es ein Gebet.“ Interessiert haben ihn aber auch immer schon Steine, da er ja aus einem Bergwerksort stammt. In der Kombination der beiden Vorlieben entstehen daraus Aktzeichnungen mit steinähnlichen Strukturen.
Seine „Kunstikeiten“ entstehen sehr oft relativ spontan aus Dingen, die er am Flohmarkt erwirbt, die verrostet sind und Vergehen, die ihn aber inspirieren. Denen er bei seinen Ausstellungen ein letztes Leuchten vor dem Dahinscheiden ermöglicht. Einige spannende Ausstellungen hat er in der Pfarre St. Paul in Graz-Liebenau gemacht. Einmal mit vielen Kreuzen, in die ein Hufschmied ihm Nägel geschlagen hat. „Das ist sicher eine Provokation, gewiss, aber es musste eben sein.“
Die Ausstellung läuft bis einschließlich 8.10.2022 und ist jeweils an Samstagen von 10:00 bis 16:00 Uhr oder gegen Voranmeldung geöffnet.
Zur Person Herbert Stiegler
Herbert Stiegler wurde 1959 in Eisenerz geboren und kam durch Zufall auf die Malerei. Zunächst bildete er sich selbst fort, las Bücher über die Malerei, versuchte verschiedene Techniken und entschloss sich
schlussendlich zu einer Ausbildung in Wien bei Zako Eichinger und Mag. Gertrud Wesner, sowie in der Kunstakademie Bad Reichenhall bei Gerhard Almbauer, Sigi Braun und dem weltbekannten Hermann Nitsch. Seine ersten Werke entstanden mit Acryl, danach kamen Ölfarben, Sand, Lack und verschiedene Strukturpasten.
Zur Person Gégé Stiegler
Geboren 1949 in Au bei Gaishorn am See, Steiermark
Professor für Geschichte und Geographie an der HAK in Bruck an der Mur und der Pädagogische Akademie in Graz.
Kunstiker, Kunstvereinsgründer und Aktkursleiter seit 40 Jahren.
Als einen „Weltmeister im Diskutieren“ bezeichnet er sich selbst, und das konnte er in seiner beruflichen Laufbahn immer gut brauchen. „Ich stamme aus Arbeiterkreisen.“ Aus dem Bergwerksort kam er schon bald für acht Jahre ins Internat nach Judenburg und studierte dann Geschichte und Geografie. Ab 1975 unterrichtete er an der HAK in Bruck an der Mur und später auch an der PÄDAK am Hasnerplatz in Graz. Heute als stolzer 70er kann er sich ganz seiner Kunst widmen.
Mit 32 Jahren überlegte er sich, was er als Ausgleich zu seiner doch sehr stressigen Tätigkeit als Lehrer tun solle: Waldlauf oder Aktzeichnen. Es ist das Aktzeichnen geworden. Seit langem betreut er das Aktzeichnen in der Grazer Galerie Zentrum (Glacisstraße/Ecke Attemsgasse). „Der menschliche Körper an sich ist sehr spannend. Das hat Künstler schon immer interessiert, und wenn bei einem Akt alles passt, ist es ein Gebet.“ Dem Verein hat er schon 1992 als Gründungsvater angehört.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.