Elementarpädagogen fordern Veränderung
"Die Tante hat die Nase voll"
Silke Tschische ist Elementarpädagogin in Haimburg und sie sprach mit uns über die derzeitigen Proteste.
KÄRNTEN/HAIMBURG. Tschische leitet den Kindergarten in Haimburg, der mit einer Gruppe noch zu den kleineren Einrichtungen gehört. Mit einer Kleinkindassistentin, einer Küchen- und einer Reinigungskraft gemeinsam "schaukeln" sie den Kindergarten mit viel Liebe. "Die Forderungen an die Bundesregierung sind nicht utopisch. Es gilt, die Rahmenbedingungen zu verbessern und die Gruppen zu verkleinern. 25 Kinder für zwei Leute sind schlicht und einfach zu viel, zumal auch die Anforderungen immer höher werden. Das gemeinsam mit nicht angemessener Bezahlung hat über die Jahre dazu geführt, dass immer weniger Elementarpädaginnen und -pädagogen nachrücken", erzählt Silke Tschische.
Erziehung ja, Bildung nein
"Der elementare Bildungsbereich fällt unter das Resort ,Familien' im Ministerium, nicht unter die Bildung. Oft meinen die Leute, wenn sie von Bildung sprechen, die Schulen und nicht Kindergärten. Dabei fängt die Bildung weit vor der Schule an. Man merkt, dass es hier teilweise an Wertschätzung fehlt. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass hier noch ein weiter Weg vor uns liegt. Es wurde von Systemerhalt gesprochen, aber Entschädigungen für Elementarpädagoginnen und -pädagogen gab es keine. Und das, obwohl man gerade im Umgang mit kleineren Kindern einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt ist. Verständlicherweise, man kann ja nicht von einem Dreijährigen erwarten, dass er alle Maßnahmen perfekt einhält. Aber mit längeren Krankenständen beim Betreuungspersonal wird es dann schon schwierig. Wir mussten beispielsweise im März einmal komplett schließen, weil meine Kollegin und ich beide positiv getestet waren. Und selbst, wenn jemand von einer anderen Einrichtung zu uns kommt und vertritt, fehlt die Arbeitskraft ja dort", führt Tschische aus.
Zukunftsinvestition
Laut Silke Tschische sei in den letzten Jahren auch die Verunsicherung der Eltern stark gewachsen: "Durch diesen Informationsüberfluss sind viele Eltern verunsichert, was die Erziehung ihrer Kinder betrifft. Sie haben aufgehört, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Hier stärken wir als Elementarpädagoginnen und -pädagogen den Eltern den Rücken. Wir zeigen ihnen, was sie alles richtig machen und wollen ihnen damit die Sicherheit geben, dass sie das schaffen können. Das ist auch dazugekommen, was uns wieder Zeit kostet. Uns ist auch wichtig, der Bundesregierung nochmal klar zu machen, dass eine Investition im elementaren Bildungsbereich kein verlorenes Geld ist, sondern eine Investition in die Zukunft", erzählt sie.
Gleiches Recht für alle
Ein weiteres Ziel sei es laut Tschische, die Arbeitsbedingungen für alle Elementarpädagoginnen und -pädagogen zu vereinheitlichen. "Es gibt viele unterschiedliche Arbeitgeber und auch Arbeitsbedingungen. Das sollte nicht sein. Wenn, dann sollen für alle dieselben Bedingungen herrschen. Das sorgt auch für mehr Klarheit."
Wichtige Schritte
"Es muss wirklich was passieren. Wir haben 21 Kinder und sind in der glücklichen Lage, dass wir gleich angrenzend einen Garten haben und die Eltern nicht im Frühverkehr quer durch eine Großstadt müssen, um ihre Kinder abzuliefern. Genau deshalb ist hier auch die Unterstützung von Land und Bund gefragt", schließt Tschische ab.
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