Down-Syndrom: Ein Teil von mir, aber nicht alles
Am 21. März findet zum sechsten Mal der Welt-Down-Syndrom-Tag statt. Die WOCHE traf sich mit zwei Müttern, deren Kinder mit diesem überschüssigen Chromosom auf die Welt kamen.
Josefine Sadjak-Wastl (27) aus Globasnitz war 23 Jahre alt, als sie mit ihrem Leon schwanger war. "Es war eine ganz normale Schwangerschaft, alle Untersuchungen waren in Ordnung", erinnert sich Sadjak-Wastl. Einen Tag nach der Geburt kam der Verdacht auf das Down-Syndrom auf. Drei Wochen später wurde die Diagnose bestätigt. "Anfangs war es natürlich ein Schock, aber im Endeffekt hat uns das als Familie noch enger zusammengeschweißt", sagen Sadja-Wastl und ihr Gatte Leopold.
Eine Frühförderin vom AVS klärte die junge Familie über das Down-Syndrom auf und organisierte Treffen mit anderen betroffenen Familien. "Das war und ist eine große Hilfe", ist die Mutter dankbar. Ab Herbst wird Leon die Integrationsgruppe im Kindergarten besuchen.
Vor acht Monaten bekam Leon auch einen Bruder mit dem Namen Marko. "Hier merkt man natürlich schon einen Unterschied zwischen den beiden", so die Globasnitzerin, "Leon konnte erst mit einem Jahr frei sitzen und mit 21 Monaten begann er zu laufen, Marko sitzt mit seinen acht Monaten schon frei."
Ansonsten unterscheide sich der Alltag jedoch kaum von dem anderer Familien. "Leon gibt sehr viel Liebe, er merkt sofort, wenn jemand traurig ist", erzählt Sadjak-Wastl, "wir möchten ihn alle nicht missen."
Sonja Sturm (55) aus Mökriach bekam vor 26 Jahren ihre Tochter Christina. "Damals war das noch eine andere Zeit", erinnert sich Sturm, "im Krankenhaus herrschte Stillschweigen und später, als Christina im Kindergartenalter war, war das Wort ,Integration' noch sehr wenigen Menschen ein Begriff."
Also besuchte Christina eine reguläre Vorschulklasse. "Sie war viel kleiner als die anderen Kinder und viele waren nicht gerade nett zu ihr", so Sturm, "heute würde man das wohl als Mobbing bezeichnen."
In der Sonderschulklasse in Eberndorf wendete sich schließlich das Blatt. Es gab einen Lehrer für vier Kinder und Christina lernte neben schreiben und lesen auch kochen und stricken. "Das waren elf traumhafte Jahre", so die Mutter. Und auch Christina, die während des Interviews ganz genau das WOCHE-Büro inspiziert, meldet sich zu Wort: "Das war wirklich eine schöne Zeit."
Jetzt wohnt und arbeitet Christina bei "Autark" in Brückl. Sie bekommt im Monat 25 Euro Taschengeld und ist nicht pensionsversichert. Krankenversichert ist sie bei den Eltern. "Hier müssen sich die Gesetze dringend ändern", wünscht sich Sturm, "auch diese Menschen leisten ihren Beitrag und gehören abgesichert."
Das Wochenende verbringt Christina zu Hause bei ihren Eltern. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Fußball spielen, tanzen oder singen. "Am 5. Juli ist ein Konzert von meiner Lieblingsgruppe BossHoss in Pörtschach, da möchte ich unbedingt hin", verrät Christina.
Abschließend sagt ihre Mutter: "Es gibt viel schlimmeres, als das Down-Syndrom. Es ist nichts anders, als bei einem gesunden Kind, man braucht einfach nur mehr Zeit."
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