Wild-romantische Ruhestätte
Tina Walzer führt im Rahmen des KlezMORE-Festivals durch den Jüdischen Friedhof Währing.
(siv). Für gewöhnlich ist das Tor des Friedhofs fest verschlossen, Stacheldraht und Glasspiltter verhindern ein Eindringen über die hohe Mauer. Schade, doch der alte Friedhof ist bereits so baufällig, dass viele Gefahre drohen.
Auch Historikerin Tina Walzer bittet die Besucher, während der Führung auf den Wege zu bleibe. "Bei den Gräber gibt es viele historische wertvolle Tafeln, die so dünn sind, dass die Gefahr besteht, dass sie brechen, wenn man draufsteigt."
Grabsteine als Info
Die Tafeln und die Grabsteine erzählen vom Toten, dienen zur Information, wer hier begraben ist. Je mehr vonTiteln, Orden und dergleichen vermerkt ist, desto weniger religiös war der Tote. Denn im Glauben ist das nicht wichtig", so Walzer. "Wenn die Inschrift auf der östlichen Seite des Grabsteines ist, dann war der Tote religiös. Die meisten Inschriften auf diesem Friehof sind allerdings auf der westlichen Seite, was zeigt, dass die Gemeinde sehr liberal war", so Walzer. Die Toten sind mit dem Kopf nach Osten begraben, damit sie am Jüngsten Tag bei ihrer Auferstehung gleich die Richtung finden, in die sie gehen müssen - nach Jerusalem. Übrigens: Die Grabsteine befinden sich bei den Füßen.
Seite an Seite begraben
Enstanden ist der Friedhof unter Joseph II. während seiner Sanitätsreform 1783. "Aus hygienischen Gründen sollte es keine Friedhöfe im Inneren der Stadt geben. Zwischen 1784 und den 1880er Jahren wurden hier jüdische Familien begraben, wobei jede Person ihr eigenes Grab hat. Die Angehörigen wurden rundherum begraben, dabei entstanden - wie ich sie nenne - Familieninseln", so Walzer. "Im Jahr 1874 wurde dann der Zentralfriedhof eröffnet, 1879 entstand dort eine jüdische Abteilung, die den Währinger Friedhof ablöste."
Obwohl die letzte Ruhestätte Währinger Friedhof heißt, liegt sie heute in Döbling.
Friedhof wurde Park
Ursprünglich war der Jüdische Friedhof in Währing größer. Dort wo heute der Währinger Park ist, waren früher ebenfalls Gräber. "Und auch das Gelände, wo heute das Hochhaus steht, war Friedhofsgebiet."
Warum das so gekommen ist, welche Familien hier begraben sind und noch viel mehr, erzählt die Historikerin am 27. November um 10 Uhr bei einer weiteren Führung. Der Eintritt st frei, Spenden sind erwünsht.
Eine Anmeldung für diese einzigartige Führung ist notwendung, entweder unter ruth@zentrumimwerd.at oder Tel. 0699 127 08 645.
Infos: www.klezmore-vienna.at
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