Sommer bereits um zwei Grad heißer
Klimawandel hat die Region Wels fest im Griff
2019 wird mit großer Wahrscheinlichkeit einer der fünf heißesten Sommer der Messgeschichte. Diese Formulierung hat das Datenjournalismus-Team von Addendum zum Anlass genommen, die Klimadaten für jede Gemeinde Österreichs von 1971 bis 2018 zu analysieren. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Temperaturanstieg in der Stadt Wels und im Bezirk Wels-Land österreichweit zu den stärksten gehört.
WELS, WELS-LAND (mb). Von Bachmanning bis Weißkirchen, von Buchkirchen bis Eberstalzell – überall waren die Sommermonate im Schnitt zwei Grad wärmer als noch vor fünfzig Jahren. Überhaupt gehört der Zentralraum zu den Hotspots der Republik. "Das deckt sich ganz mit meiner Einschätzung", sagt Bezirksgärtnermeister Hannes Hofmüller. "Diese zwei Grad mehr merkt man sehr stark an der geänderten Niederschlagssituation." Und die hat für Hofmüller ganz handfeste Folgen: "Wir brauchen in meiner Gärtnerei bis zu 25.000 Liter Wasser am Tag zum Gießen. Aber unser Reservoir hat heuer erstmals nicht mehr ausgereicht." Deshalb habe er es gerade erst verdoppeln müssen.
"Zunehmende Wetterkapriolen"
Überhaupt gibt sich Hofmüller, der das Wetter und seine Kontinuitäten allein schon aus professioneller Sicht kennen muss, überzeugt: "Die Westwindströmung ist deutlich schwächer geworden. Der Hausruck- und Kobernaußerwald trennt mittlerweile zwei Klimaregionen – das Salzkammergut und das Gebiet Donau-Inn-Mühlviertel – ab." Die Folge: "Das Wetter ist für mich als Gärtner nicht mehr vorhersehbar wie früher in meinen Lehrjahren", sagt Hofmüller. "Man ist zunehmend Wetterkapriolen ausgesetzt, mit denen man überhaupt nicht vertraut ist." Ein Beispiel dafür sei der April: Die Temperaturen seien von 15 auf 30 Grad gestiegen. "Da hat die Keimfähigkeit der Salatpflanzen nachgelassen."
Keine Eigenversorgung mehr
Weniger Niederschläge, längere Trockenperioden, unkalkulierbare Wetterereignisse: "Wir, die jeden Tag draußen arbeiten, sind die ersten, die das merken“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger, selbst Bäuerin in Innerschwand, Bezirk Vöcklabruck. Vor allem der Wassermangel durch die Hitzetage, aber auch Starkregenereignisse machten der Landwirtschaft zu schaffen. Gehe der Klimawandel so weiter wie bisher, würden zudem die ertragreichsten Böden nicht mehr in Ostösterreich zu finden sein, sondern im westlichen Voralpenraum – also auch im Bezirk Wels-Land. Und was gut für das Grünland ist, ist schlecht für das Ackerland. Die Eigenversorgung mit Feldfrüchten dürfte in Österreich ab 2030 nicht mehr möglich sein. Das zeigt ein Forschungsprojekt der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), die Studienautor Hans-Peter Haslmayer und Landesrat Rudi Anschober (Grüne) präsentierten.
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