Steigende Waffenkäufe: "Unsicherheit der Bürger nimmt zu"

Als Antwort auf die Anschläge von Paris plant die EU-Kommission eine Verschärfung des Waffengesetzes. | Foto: BRS Archiv
  • Als Antwort auf die Anschläge von Paris plant die EU-Kommission eine Verschärfung des Waffengesetzes.
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BEZIRK. Die Zahlen zeigen ein klares Bild. 2015 stellte das Polizeikommissariat Wels 83 Waffenbesitzkarten aus. 55 davon erst im letzten Quartal. Im Jahr 2014 waren es noch 44, 2013 nur 30. Noch deutlicher wird es, blickt man nach Wels-Land. Hier stellte die Bezirkshauptmannschaft im vergangenen Jahr 175 Waffendokumente aus. Und damit mehr als dreimal so viele wie 2014. 2016 könnte sich dieser Wert noch steigern: Allein im Jänner wurden 40 weitere Waffenbesitzkarten ausgegeben. "Beim Antrag auf eine Waffenkarte sind zwei Gründe überwiegend", weiß Amtsdirektor Helmut Scharinger vom Polizeikommissariat Wels: "Die Mehrheit nennt Selbstschutz als Beweggrund. Der Rest kommt großteils aus dem Bereich der Sportschützen." Eine Waffenbesitzkarte berechtigt zum Erwerb und Besitz von Schusswaffen der Kategorie B. Das sind Revolver, Pistolen und halbautomatische Schusswaffen. Auch im Handel spiegelt sich die erhöhte Nachfrage wieder. Neben Schusswaffen decken sich Kunden mit sogenannten Hauswaffen, wie Pfeffersprays, Elektroschockern und Verteidigungsflinten (Munition Gummischrot), ein. Für den Erwerb Letzterer muss man 18 Jahre alt und unbescholten sein. Nach einer dreitägigen Abkühlphase kann man die Flinte kaufen – ohne Waffenkarte. Die Nachfrage ist so groß, dass es in Wels teilweise zu Engpässen gekommen sein soll.

Verunsicherung groß

Bestätigt die Kriminalitätsstatistik den Trend? "Nein", sagt der stellvertretende Welser Stadtpolizeikommandant Christian Schuster. Die Kriminalitätsstatistik sei in Wels gleichbleibend bis leicht abnehmend. Auch die Zahl der Einbrüche stagniere. Die Verwendung von Waffen bei Gewaltdelikten spiele eine untergeordnete Rolle. Das letzte Mal, dass ein Privater in Wels etwas mit einer Waffe angestellt habe, sei ein dreiviertel Jahr her. Woher kommt dann der Trend zum Waffenkauf? Schuster führt die Entwicklung auf das subjektive Sicherheitsgefühl zurück: "Die Leute sind verunsichert. Letztes Jahr sahen wir uns erstmals mit einer großen Migrationsbewegung konfrontiert. Gerade im ländlichen Bereich, wo Häuser oft allein stehen, wollen sich die Leute natürlich schützen, wenn sie sich unsicher fühlen." Doch auch die Flüchtlingswelle habe zu keinem Anstieg der Kriminalität geführt. "Raufereien in den Unterkünften kommen vor, man dürfe aber aus Einzelfällen keinen Hype erzeugen", so Schuster. Zudem gibt Schuster zu bedenken, dass Waffen immer auch ein permanentes Gefährdungspotential in sich bergen. Der Einbau einer guten und noch dazu geförderten Alarmanlage würde wesentlich mehr zum subjektiven Sicherheitsgefühl beitragen, als eine Schusswaffe.

Verschärftes Waffengesetz

Nach den Terroranschlägen von Paris plant die Europäische Kommission, den Erwerb von Feuerwaffen in der EU zu erschweren. Diskutiert wird ein Verbot von halbautomatischen Waffen, Verschärfungen bei deaktivierten Waffen sowie eine Befristung des Waffenbesitzes auf fünf Jahre samt medizinischer Untersuchung für die Verlängerung.

Die Waffen-Klassen

Kategorie A (verbotene Waffen und Kriegsmaterial):
Maschinengewehre, Pumpguns. Erwerb, Besitz und Führen grundsätzlich verboten.
Kategorie B: Revolver, Pistolen, Halbautomaten. Erwerb und Besitz nur mit Waffenbesitzkarte oder Waffenpass. Führen nur mit Waffenpass.
Kategorie C: Büchsen (Schusswaffen mit gezogenem Lauf). Erwerb und Besitz ab 18 Jahren. Pflicht zur Registrierung im ZWR binnen sechs Wochen ab Erwerb oder Weitergabe. Führen nur mit Waffenpass oder gültiger Jagdkarte bzw. für Mitglieder von Schützenvereinen.
Kategorie D: Flinten (Schusswaffen mit glattem Lauf). Erwerb und Besitz ab 18. Pflicht zur Registrierung im ZWR binnen sechs Wochen ab Erwerb oder Weitergabe. Führen nur mit Waffenpass oder gültiger Jagdkarte bzw. für Mitglieder von Schützenvereinen.
Quelle: www.help.gv.at

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